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    Einer wie Bruno
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,5
    durchschnittlich
    Einer wie Bruno
    Von Christian Horn

    Es kann eigentlich nur der Beteiligung von „Herr Lehmann"-Star Christian Ulmen geschuldet sein, dass die ursprünglich nur als Kleines Fernsehspiel des ZDF konzipierte Tragikomödie „Einer wie Bruno" einen Kinostart bekommt. Denn Regisseurin Anja Jacobs („Zores") gewinnt der Geschichte um einen geistig zurückgebliebenen Vater und dessen pubertierende Tochter nur in Ansätzen Kinoqualitäten ab: Zu seicht, gefällig und oberflächlich verläuft die nach hinlänglich erprobten Mustern inszenierte Coming-of-Age-Geschichte, die kaum etwas Herausforderndes oder Überraschendes zu bieten hat.

    Der alleinerziehende Bruno (Christian Ulmen) leidet an einer angeborenen Intelligenzschwäche und verfügt über die geistigen Möglichkeiten eines kleinen Jungen. Für seine 13-jährige Tochter Radost (Lola Dockhorn), die mitten in der Pubertät steckt, ist der alltägliche Umgang mit dieser Behinderung nicht einfach, muss sie doch neben der Schule auch noch den heimischen Haushalt schmeißen und den Vater umsorgen. Diese erzieherische Schieflage im Haushalt ruft auch das Jugendamt auf den Plan, doch Radost will eine Trennung von ihrem Vater mit allen Mitteln verhindern. Als sich das Mädchen in seinen neuen Mitschüler Benny (Lucas Reiber) verliebt und die ersten Schritte ins Erwachsenenleben unternimmt, wird Brunos kindliches Verhalten jedoch zunehmend zu einer Belastung für den Teenager.

    Christian Ulmen bewegt sich bei seiner Verkörperung des geistig behinderten Bruno ständig hart an der Grenze zum Overacting, sprachliche und mimische Übertreibungen machen aus seinem Bruno fast so etwas wie eine „Forrest Gump"-Parodie. So erreicht „Einer wie Bruno" stellenweise zwar die - hier allerdings unangebrachte - komische Dimension einer Episode der Ulmen-Serie „Mein neuer Freund", aber von gelungener Charakterzeichnung kann zumindest in Brunos Fall keine Rede sein. Lola Dockhorn („Räuber Kneißl") hingegen überzeugt in ihrer ersten großen Kinorolle schon eher und liefert als zu früh erwachsengewordene Heranwachsende eine durchaus sympathische Leistung. Sie ist das emotionale Zentrum des Films und avanciert zur wahren Heldin der Geschichte.

    Regisseurin Anja Jacobs macht die lehrbuchartig-schematische Struktur des Drehbuchs auch zur Richtlinie für ihre Inszenierung. Ohne Wagnisse, aber auch ohne Entgleisungen setzt sie das Geschehen in Szene. Mit allgegenwärtiger Musik leitet sie den Zuschauer durch die Erzählung und unterstreicht die jeweilige emotionale Ausrichtung einer Szene auf überdeutliche Weise. Für die Darstellung der Beziehung zwischen Vater und Tochter, als auch der ersten Verliebtheitsgefühle zwischen Radost und Benny greift Jacobs auf hinlänglich bekannte Erzählmuster zurück, ohne ihnen einen originellen Dreh geben zu können - so wechseln Hochs und Tiefs ohne Überraschungen ab. Neben der starren Dramaturgie ist auch Jacobs‘ Hang zu sehr kurzen Einstellungen auffällig – und verhindert, dass das Publikum den Figuren näher kommen kann.

    Fazit: Regisseurin Anja Jacobs gelingt mit „Einer wie Bruno" nicht mehr als eine leidlich unterhaltsame, aber kaum für sich einnehmende Tragikomödie.

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