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    Sinister 2
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,5
    gut
    Sinister 2
    Von Asokan Nirmalarajah

    Scott Derricksons Gruselhorror „Sinister“ wurde 2012 zum Überraschungshit. Da ist es einerseits kein Wunder, dass eine Fortsetzung in Angriff genommen wurde, andererseits sahen viele Fans dem Sequel auch mit einer gehörigen Portion Skepsis entgegen, denn das  Rätsel des Originalfilms um das mysteriöse Wirken des Dämons Bughuul und seiner kindlichen Handlanger wurde dort bereits gelöst. Der neue Regisseur Ciarán Foy („Citadel – Wo das Böse wohnt“) sowie die Original-Drehbuchautoren Scott Derrickson („Der Exorzismus von Emily Rose“) und C. Robert Cargill mussten sich also fragen, wie sich unter diesen Voraussetzungen neue Spannung erzeugen lässt. Ihre Antwort ist so einfach wie überzeugend: Die Macher haben soweit wie möglich Abstand vom Mystery-Horror des Erstlings genommen. Nach der Detektivarbeit und dem psychologischen Niedergang des recherchierenden Krimiautors in Teil 1 stehen nun der Gewissenskonflikt und die allmähliche Korrumpierung eines von Bughuul heimgesuchten Kindes im Zentrum. So bietet „Sinister 2“ schnörkellosen, oft packenden Horror und einfallsreiche Mordszenen in der Tradition von 80er- Jahre-Genreklassikern wie „Nightmare – Mörderische Träume“ und „Kinder des Zorns“.

    Deputy So & So (James Ransone) ist ein gezeichneter Mann. Der junge Polizist, der seinen Spitznamen vom Bestsellerautoren Ellison Oswalt (Ethan Hawke) erhielt, als er ihm (in Teil 1) bei den Nachforschungen zu einigen Familienmorden und Kindesentführungen behilflich war, rätselt über das brutale Massaker an Oswalts Familie und versucht, den Fluch des Bughuul endlich zu bannen. Der Dämon ergreift Besitz von den jüngsten Kindern einer Familie und bringt sie dazu, Eltern und ältere Geschwister auszulöschen und Teil seines Gefolges zu werden. Als nächstes Opfer hat sich Bughuul die junge Mutter Courtney (Shannyn Sossamon) ausgesucht, die mit ihren neunjährigen Zwillingssöhnen Dylan (Robert Sloan) und Zach (Dartanian Sloan) vor ihrem gewalttätigen Ehemann Clint (Lea Coco) aufs Land geflohen ist. In einem abgelegenen Haus wagt Courtney den Neuanfang, ohne zu ahnen, dass dort der Bughuul haust. So & So eilt ihr zur Hilfe und versucht, sie davon zu überzeugen, das Haus niederzubrennen, um den Fluch zu bannen. Doch da scheint es schon zu spät… 

    Handelte es sich bei „Sinister“ noch um eine stilsichere Kombination aus Snuff-Film-Krimi, Found-Footage-Thriller und klassischem Haunted-House-Horror, wagt sich Regisseur Ciarán Foy nun auch in andere Subgenres vor. Vor allem an den alten Überbietungsgestus, der den Horrorfilm der 80er geprägt hat, knüpft er mit ungleich spektakuläreren Bildern und eindrucksvollen größeren Schauplätzen direkt an. So weicht die beklemmende Klaustrophobie des Originals hier einer Serie gekonnt inszenierter und effektvoller Actionsequenzen. Mit dieser Akzentverschiebung geht durchaus eine gewisse weitere Veräußerlichung einher, aber „Sinister 2“ ist deshalb kaum weniger intensiv. Bughuul erhält immerhin zusätzliche Komplexität und seine Taten werden noch weiter zurückgeführt als in die 70er und 80er Jahre, dazu gibt es neben gruseligen Super8-Filmen diesmal auch 16mm-Filme, Schallplatten und Radioübermittlungen als weitere Medien des aufgezeichneten Realhorrors.

    Als omnipräsenter Mediendämon reiht sich Bughuul eindrucksvoll in die Tradition von Freddy Krueger und Pennywise ein, dem Clown aus Stephen Kings „Es“. Der entscheidende neue Dreh für das Geschehen um Mr. Boogey (so nennen die Jungs und Mädchen den Dämon, bevor sie seine Jünger werden) ist aber der stärkere Fokus auf die furchterregende Kindergruppe, die ihr jüngstes Mitglied in die Kunst des Familienmassakers einführt, indem sie ihm selbstgedrehte Snuff-Filme zeigt. Clever wird mit den Abgründen dieses grausamen Rituals gespielt, die Zwilinge Robert Sloan und Dartanian Sloan glänzen dabei als Brüder, die sich bald als erbitterte Gegner gegenüberstehen. Angesichts dieses packenden Kinder-Schreckens mit Anklängen an Kings „Kinder des Zorns“ (1984) und den britischen Horrorklassiker „Das Dorf der Verdammten“ (1960) nehmen sich die Rollen von Shannyn Sossamon (jüngst erfolgreich mit der TV-Serie „Wayward Pines“) als geplagte Mutter und des talentierten James Ransone („Oldboy“) als Detektiv-Überbleibsel des ersten Films vergleichsweise eindimensional aus.

    Fazit: Die Macher von „Sinister 2“ sind klug genug, nur wohldosiert den Pfaden des Originalfilms zu folgen. Sie erfinden stattdessen neuartige und aufregend morbide Abenteuer für ihren albtraumhaften Dämon und seine kindliche Gefolgschaft.

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