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    Denk wie ein Mann 2
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,5
    durchschnittlich
    Denk wie ein Mann 2
    Von Thomas Vorwerk

    Den US-Regisseur Tim Story kennt man hierzulande am ehesten durch die beiden Filme um die Superhelden „Fantastic Four“ mit Chris Evans und Jessica Alba, die ihm weltweit den größten Erfolg bescherten. In seiner Heimat ist er aber auch als Komödienexperte bekannt, seine auf ein vorwiegend afroamerikanisches Publikum zugeschnittenen Lustspiele sind dort immerhin so beliebt, dass sie größtenteils eine Fortsetzung bekommen. Das gilt für „Barbershop – Ein haarscharfes Viertel“ genauso wie für „Ride Along“ (das Sequel ist in Planung) und für „Denk wie ein Mann“ von 2012. Was im Original den immerhin noch nachvollziehbaren Titel „Think Like a Man Too“ trägt, heißt hierzulande unausweichlich „Denk wie ein Mann 2“ und Story sorgt mit seinem bewährten Freundeskreis von Schauspielern einmal mehr für leichte Unterhaltung: Die Paar-Komödie wirkt wie eine schwarze Kombination aus „Hangover“ und „Männerherzen“, wobei die Mischung aus ernsthaft-emotional behandelten Beziehungsproblemen und zotigen Gags nicht wirklich aufgeht.

    Michael (Terrence Jenkins) und Candace (Regina Hall) wollen bei einem romantischen Wochenende in Las Vegas die perfekte Hochzeit feiern, doch dem stehen zwei Hindernisse im Wege. Zum einen der Trauzeuge Cedric (Kevin Hart), der ungeachtet der Wünsche des Bräutigams für den Junggesellenabschied wilde Aktionen geplant hat. Zum anderen Michaels Mutter Loretta (Jenifer Lewis), die dem Event ebenfalls ihre ganz eigenen Vorstellungen überstülpen möchte - mal ganz abgesehen davon, dass sie mit der Schwiegertochter nicht ganz einverstanden ist. Auch die anderen Paare in der Hochzeitsgesellschaft, die die 24 Stunden vor der Zeremonie nach Männlein und Weiblein getrennt verbringen, haben Probleme: Jeremy (Jerry Ferrara) ist noch nicht bereit, mit Kristen (Gabrielle Union) eine Familie zu gründen. Dominique (Michael Ealy) und Lauren (Taraji P. Henson) müssen sich zwischen beruflichen Aufstiegschancen und einer gemeinsamen Zukunft entscheiden. Und Zeke (Romany Malco), den man in Vegas als „Zeke the Freak“ kennt, muss seiner Mya (Meagan Good) klarmachen, dass er inzwischen wirklich nur noch an ihr interessiert ist.

    Gleich im Vorspann wirkt der Film wie eine elegante Kampfansage an das alte Hollwood. Das Format der Leinwand schrumpft ein wenig zusammen und man sieht aufgeblasene Schwarzweißaufnahmen eines vergangenen Las Vegas, untermalt von Frank Sinatras „Luck be a Lady“. Nur die güldenen Lettern, die die Stars des Films verkünden, bringen etwas Farbe und Prunk in dieses altertümliche Archivmaterial. Doch ebenso unvermittelt werden die Bilder wieder breit und bunt, man sieht das „aktuelle“ Vegas, als mitreißender Soundtrack muss jetzt „Le Freak“ von Chic herhalten - und schon befinden wir uns mitten in einer schicken Parallelwelt, in der vieles anders ist als (nicht nur) im Kino früherer Zeiten: Hier sind die Kofferkulis und die sonstigen Bediensteten des Hotels Weiße, während die Filmstars reiche gutaussehende Schwarze sind. Es geht sogar so weit, dass die afroamerikanischen Protagonisten ein weißes Alibi-Pärchen zu ihrem Freundeskreis zählen (schließlich hat man hat ja keine Vorurteile!), an dem vor allem die leicht unförmigen Körper auffallen und kleine Makel wie ein Doppelkinn oder eine Brille. Auch in der Kleiderwahl sind die blassen Freunde nicht sehr geschmackssicher, hier und da verhalten sie sich sogar etwas peinlich, aber man schleppt sie trotzdem mit und bringt sie für den Discoabend auch mal auf Vordermann.

    Der radikale Rollentausch zwischen Schwarz und Weiß hat einige befremdliche Untertöne, aber anders als etwa der Kollege David E. Talbert neulich in „Liebe im Gepäck“ setzt Tim Story dies hier einigermaßen elegant und ironisch um. Außerdem darf man nicht vergessen: Der peinlichste unter den Freunden ist eben doch Kevin Hart als Cedric. Da der als Voice-Over-Kommentator zugleich der Erzähler des Films ist, übernimmt er auch eine inoffizielle Hauptrolle, seine Figur hat zudem die meisten Probleme. Aufgrund seiner kleinen Statur und der quietschigen Stimme erinnert er ein wenig an Donald Duck: schnell aufbrausend, von sich selbst vollkommen überzeugt und zielgerecht jeweils zum nächsten Fettnäpfchen steuernd. Und ein Glücksspieltempel wie Las Vegas ist natürlich wie gemacht, um zu demonstrieren, wodurch sich ein Unglücksvogel so auszeichnet. Und während die anderen Pärchen mit Liebesdingen kämpfen (sogar Schwiegermutter Loretta bekommt mit Dennis Haysbert als „Uncle Eddie“ eine Hormonspritze) hat Cedric vor allem Pech im Spiel – bis zu einem zwar vorsehbaren, aber dennoch gelungenen letzten Gag während des Abspanns, der für einen auf mehreren Ebenen befriedigenden Schlusspunkt sorgt.

    Wie die meisten der eingangs erwähnten Komödien für das afroamerikanische Publikum ist auch „Denk wie ein Mann 2“ durch ein teilweise irrwitzig hohes Erzähl- und Sprechtempo geprägt. Hier werden in weniger als zwei Minuten (!) fünf Paare vorgestellt, gleich wieder getrennt und in die Bredouille gebracht. Und erst dann - wenn alle im Knast sitzen - beginnt die eigentliche Handlung, die Rettung der Hochzeit und der Beziehungen einiger Pärchen. Ein paar zusätzliche Lacher hätten zwar nicht geschadet, aber zumindest die Express-Dramaturgie ist so stimmig, dass keine Langeweile aufkommt. Sogar als sich die Filmemacher die Zeit nehmen, einen Discobesuch in ein Musikvideo zu verwandeln (inklusive Einblendung des Songtitels am Schluss, wie einst bei MTV), bringt dies den Handlungsverlauf und das bemerkenswerte Tempo nicht ins Stocken. Die Auflösung des Ganzen wirkt dann zwar genauso betulich wie bei einer vergleichbaren RomCom mit hellhäutigem Personal, aber dann kommt ja noch die bereits erwähnte doppelbödige finale Pointe.

    Fazit: Wer sich für das Black Cinema in allen seinen Facetten interessiert, für den ist „Denk wie ein Mann 2“ durchaus aufschlussreich, davon abgesehen haben wir es hier mit einer durch und durch mittelmäßigen romantischen Komödie zu tun.

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