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    Extinction
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,5
    gut
    Extinction
    Von Lutz Granert

    Als Paramount den mit Natalie Portman prominent besetzten, aber für einen großen internationalen Kinostart als zu intellektuell befundenen SciFi-Thriller „Auslöschung“ nur in den USA, Kanada und China in die Lichtspielhäuser brachte, war Streaminganbieter Netflix zur Stelle und veröffentlichte Alex Garlands Fünf-Sterne-Meisterwerk im Rest der Welt. Ein ähnliches Schicksal widerfuhr nun nach mehreren weiteren Filmen auch „Extinction“. Universal kündigte für Ben Youngs in Serbien gedrehten SciFi-Thriller lange Zeit einen Kinostart am 26. Januar 2018 an, bevor der im November 2017 ohne weitere Begründung komplett gestrichen wurde und die weltweiten Rechte an Netflix gingen. Dabei hat „Extinction“ zahlreiche Schauwerte zu bieten und beeindruckt mit einer überraschenden Wendung, bei der auch gewieften Genrefans die Kinnlade herunterfallen dürfte.

    Der Elektriker und zweifache Vater Peter (Michael Peña) wird zunehmend von Alb- und Tagträumen geplagt, in denen er von Außerirdischen angegriffen wird. Da das Familienleben zunehmend darunter leidet, bittet ihn seine Frau Alice (Lizzy Caplan), sich in ärztliche Behandlung zu begeben. Doch daraus wird nichts: Als die beiden zusammen mit Freunden Alices Beförderung feiern wollen, beginnt eine Alieninvasion apokalyptischen Ausmaßes, bei der Tausende sterben. Zusammen mit weiteren Partygästen gelingt Peter, Alice und ihren Töchtern zunächst die Flucht. Peters Visionen scheinen Wirklichkeit geworden zu sein…

    Die erste, behäbig erzählte und unterkühlte halbe Stunde von „Extinction“ erinnert noch an die Ausgangssituation des Actionthrillers „Total Recall – Die totale Erinnerung“, doch danach entspinnt sich ein an „Krieg der Welten“ angelehntes Actionszenario, das dem Publikum kaum Zeit zum Luftholen lässt. Wie sich Peter, seine Familie und einige Freunde vom Dach ihres Wohnhauses im Fensterputzer-Korb abseilen, während die Stadt um sie herum in Trümmer gelegt wird, ist nicht nur hochspannend inszeniert, sondern überzeugt auch mit gelungenen CGI-Effekten, die auch auf der großen Kinoleinwand einen imposanten Eindruck hinterlassen hätten.

    Wie schon im Horrorthriller „Hounds Of Love“, mit dem er sein Spielfilmdebüt gegeben hat, legt Regisseur Ben Young zwischen schnell geschnittenen Shootouts und zahlreichen weiteren Actionszenen durchaus Wert auf die Figurenzeichnung. Das gilt vor allem für den Protagonisten: Michael Peña, der wie aktuell in „Ant-Man and the Wasp“ meist eher Nebenrollen spielt, zeigt mit einer betont emotionalen und in den Actionszenen forschen Performance nicht zum ersten Mal, dass er auch allein einen Film souverän tragen kann. Im Vergleich dazu bleiben die anderen Figuren eher blass, sowohl Lizzy Caplan („Die Unfassbaren 2“) als stets ums Wohl ihrer Lieben bangende Ehefrau als auch Mike Colter (bekannt aus der Marvel-Serie „Luke Cage“) als Peters aktionistischer Chef erhalten kaum nennenswerte Konturen.

    Ist „Extinction“ bis hierhin leidlich unterhaltsames Science-Fiction-Actionkino, so zeigt sich im folgenden Mittelteil, warum das Skript 2013 als eines der besten noch unverfilmten Drehbücher in Hollywood heiß gehandelt wurde: Ein verblüffender Plottwist lässt alles bis dahin Geschehene in einem vollkommen neuen Licht erscheinen, auch wenn beim kritischen Durchdenken der erklärenden Rückblenden die eine oder andere logische Leerstelle bleibt. Mit dieser überraschenden und letztlich auch originellen Story sowie der temporeichen Inszenierung und einem Hauch von treffender Gesellschaftskritik hebt sich „Extinction“ von anderen (post)apokalyptischen Sci-Fi-Szenarien ab, die zuletzt bei Netflix zu sehen waren – sei es „How It Ends“, wo alle Hintergründe offen bleiben, oder „Mute“, dessen überladene Story hoffnungslos absäuft. Netflix hat mit „Extinction“ einen Treffer gelandet.

    Fazit: „Extinction“ ist ein spannender SciFi-Thriller, der zwar einige Schwächen in der Erzähllogik aufweist, aber mit einer originellen Wendung und gut platzierter Gesellschaftskritik beeindruckt. Die überraschende Story und die temporeiche Inszenierung sorgen für kurzweilige Genre-Unterhaltung.

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