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    The LEGO Movie 2
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,5
    gut
    The LEGO Movie 2

    Angriff der DUPLO-Invasoren

    Von Markus Fiedler

    Hier ist alles super!“ Bei vielen der Zuschauer des ersten „The LEGO Movie“ dürfte sich dieser erbarmungslose Ultra-Ohrwurm-Song inzwischen so tief in den Hörkanälen eingenistet haben, dass sie ihn jetzt beim Lesen dieser Zeilen sofort wieder leise mitsummen werden. Das Regie- und Autorenduo Phil Lord und Chris Miller hat 2014 trotz der undankbaren Herausforderung, eine Spielzeugmarke verfilmen zu müssen, ein solches Meta-Gag-Feuerwerk auf der Kinoleinwand abgefackelt, dass ihnen im Anschluss mit „Solo“ sogar die Verantwortung für einen „Star Wars“-Blockbuster übertragen wurde (selbst wenn sich dieser Gig schließlich als eine Geschichte voller Missverständnisse herausstellen sollte). Bei der Fortsetzung „The LEGO Movie 2“ zeichnen die „21 Jump Street“-Schöpfer nun allerdings nur noch für die Produktion und das Drehbuch verantwortlich, während sie die Inszenierung dem erfahrenen Animations-Regisseur Mike Mitchell („Für immer Shrek“) überließen. Aber allzu große Sorgen muss man sich deshalb nicht machen: Selbst wenn das Sequel nicht ganz an den Vorgänger heranreicht, halten sich die Abnutzungserscheinungen doch in Grenzen – was auch an den vielen neuen abgefahrenen (Meta-)Ideen liegt, die Lord und Miller auch diesmal wieder in die kunterbunte Klemmbaustein-Welt hineinbringen.

    Der skrupellose Bösewicht Lord Business ist besiegt. Eigentlich könnte also alles so schön sein im LEGO-Universum. Aber dann taucht plötzlich wie aus dem Nichts eine Invasionsarmee auf. Immer wenn die Einwohner von LEGO-Stadt etwas besonders Schönes errichtet haben, werden sie von riesigen Monstern aus DUPLO-Steinen attackiert, die das Bauwerk sofort wieder zerstören. Fünf Jahre später hat es Emmet (im Original gesprochen von Chris Pratt) und Lucy (Elizabeth Banks) nach Apocalypstadt verschlagen, wo es ganz bewusst nichts Hübsches mehr gibt, damit die DUPLO-Invasoren bloß nicht auf die Idee kommen, auch hier wieder anzugreifen. Als eines Tages der geheimnisvolle General Mischmasch auftaucht und seine engsten Freunde entführt, nimmt Emmet die Verfolgung auf. Dabei trifft er unter andrem auf den coolen Abenteurer Rex, der ihm seine Hilfe anbietet. Gemeinsam finden sie heraus, dass im Sistar-System eine Königin lebt, die Lucy und Co. verschleppt hat und heute eine Hochzeit feiern will. Diese Feierlichkeit soll das unter LEGO-Figuren gefürchtete Amamageddon auslösen, bei dem alle Steine in der Kiste des Vergessens landen…

    Schon die Inhaltsangabe lässt es erahnen: Die Meta-Ebene spielt auch diesmal wieder eine zentrale Rolle, denn Finn (Jadon Sand), seine kleine Schwester Bianca (Brooklynn Prince) und ihr Vater (Will Ferrell als der „Mann von oben“) sind als menschliche „Besitzer“ der Helden erneut mit von der Partie und die wahren Auslöser für die Ereignisse im LEGO-Universum. Für Kenner des ersten Teils ist das keine große Überraschung, aber wer „The LEGO Movie“ nicht kennt, dürfte nach dem knappen Einstieg mit der Story des Sequels so seine Probleme bekommen, da das hochtourige Skript viele Kenntnisse einfach voraussetzt. Lord und Miller geben erneut von der ersten Sekunde an Vollgas und jagen die Zuschauer 106 Minuten lang von einer knallig-chaotischen Szene zur nächsten. Wenn man „The LEGO Movie 2“ etwas vorwerfen kann, dann die Tatsache, dass die Auroren es womöglich sogar etwas übertreiben und ihren Film mit zu vielen Gags und Details vollstopfen. Da geht dann zwischendrin auch schon mal der erzählerische Faden ein wenig verloren.

    An manchen Stellen wirkt „The LEGO Movie 2“ sogar ein wenig berechnend, als hätten die Macher einfach genau analysiert, was den ersten Film so erfolgreich gemacht hat, und dann nach dem alten Hollywood-Konzept einfach nur dasselbe, aber noch mehr davon in die Fortsetzung gepackt: So gibt es diesmal gleich drei Ohrwurm-Songs statt nur einem – wobei es dann eben auch schon wieder verdammt clever ist, dass einer davon nun sogar genau so heißt: „Diesen Song kriegst du nicht aus deinem Kopf!“

    Auch Batman (Will Arnett) nimmt eine noch prominentere Rolle als im Vorgänger ein, was für den Dunklen Ritter aber auch eine Selbstverständlichkeit ist, schließlich hatte er ja in der Zwischenzeit schon seinen „eigenen Film“. Im Übrigen habe er auch nicht dieses Bale-Gemüt, er sei eher „der Keaton-Typ mit Clooney-Charme“. Es sind solche Momente, die auch dem älteren Publikum Spaß machen. Das Highlight unter den Filmanspielungen bleibt aber Lucys Begegnung in einem Luftschacht, durch den sie robbt, um dem Ohrwurm-Song zu entkommen. Dort trifft sie nämlich einen Actionstar im Unterhemd, der ihr versichert, dass er hier keinesfalls wohne, er sei nur eben häufiger hier. Solche brillanten Popkultur-Referenzen sind eigentlich eine echte Seltenheit – nur in den „LEGO“-Filmen gibt es sie gleich haufenweise.

    Wenn beispielsweise mitten in Apocalypstadt die Freiheitsstatue zu etwa einem Drittel sichtbar schräg aus dem Wüstensand ragt, dann werden sich Fans des „Planet der Affen“-Originals ein Grinsen kaum verkneifen können. Jüngere Zuschauer werden damit hingegen nur wenig anfangen können, dafür aber großen Spaß an durchgeknallten Figuren wie der Königin haben, die durch einen erst im Finale erklärten Kniff alle fünf Sekunden ihre Form ändert - und dabei im Affenzahn überdrehte Sprüche absondert, was wiederum ältere Semester im Kinosessel irritieren könnte. Insgesamt schaffen Lord und Miller eine wunderbar zwischen den Zielgruppen ausgewogene Welt, indem sie neben sichtbar modernen LEGO-Figuren etwa aus der Friends-Reihe auch Retro-Figuren aus vergangenen Jahrzehnten in die „LEGO Movie“-Welt integrieren – so wird jeder sauber in seinen jeweiligen Kindheitserinnerungen abgeholt.

    Im ersten Teil war die reale Familie, die in Wahrheit die Geschicke der animierten LEGO-Welt bestimmt, ja noch die überraschende Wendung am Ende. In der Fortsetzung dient dieser Realfilmteil nun nicht mehr als bloßer Twist, sondern als zentrales Element, um trotz der meist grellbunten und immer lauten Szenen zugleich auch – vergleichbar mit den „Toy Story“-Filmen – eine fast schon zärtliche Geschichte über das Erwachsenwerden und den Abschied von der Kindheit zu erzählen. War „The LEGO Movie“ noch ein turbulentes Hohelied auf die schöpferische Kraft der Kreativität, geht es im zweiten Teil ganz um die Freude am gemeinsamen Spielen mit anderen – und auch diese Message wirkt niemals allzu süßlich, weil sie einfach so ungeheuer clever verpackt wird. Und apropos clever: Nachdem uns die Auflösung von M. Night Shyamalans „Glass“ ja zuletzt eher enttäuscht hat, schaffen es Lord und Miller es auch in „The LEGO Movie 2“ wieder, uns im finalen Akt mit einem starken Twist zu überraschen.

    Fazit: Erneut zelebrieren Chris Miller und Phil Lord als Drehbuch-Autoren ein wahres Feuerwerk an Gags, garniert mit zahllosen Popkulturanspielungen jeglicher Couleur und einigen wirklich schönen Twists. Insgesamt ist „The Lego Movie 2“ zwar ein wenig zu vollgestopft und wirkt manchmal sogar etwas gewollt, weshalb die Fortsetzung nicht ganz an das Original heranzureicht. Saukomisch und manchmal sogar ein bisschen weise ist das Sequel aber dennoch geworden.

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