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    Der gestiefelte Kater 2: Der letzte Wunsch
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,5
    gut
    Der gestiefelte Kater 2: Der letzte Wunsch

    Besser als der erste Teil!

    Von Markus Tschiedert

    Ist es wirklich schon 18 Jahre her, dass der Gestiefelte Kater im zweiten Teil von DreamWorks‘ Märchen-Veralberungstetralogie seinen ersten Auftritt meisterte? Mit spanischem Akzent und streitbarem Gemüt kam der feurige Fechter in „Shrek 2 - Der tollkühne Held kehrt zurück“ so gut an, dass er auch in den nächsten beiden „Shrek“-Teilen nicht fehlen durfte und 2011 mit „Der gestiefelte Kater“ sogar seinen eigenen Solo-Film spendiert bekam. Nun hat es noch einmal elf Jahre gedauert, bis uns rechtzeitig zum Weihnachtsgeschäft die Fortsetzung „Der gestiefelte Kater 2: Der letzte Wunsch“ ins Kino schneit. Dabei kündigte Guillermo del Toro, der an „Der gestiefelte Kater“ noch als Executive Producer beteiligt war, bereits 2012 Pläne für eine Fortsetzung an. Der „Shape Of Water“-Regisseur stieg dann aber irgendwann aus …

    … und das Projekt sollte über die Jahre noch durch einige weitere Hände, darunter etwa die von „Spider-Man: A New Universe“-Regisseur Bob Persichetti, bis im März 2021 schließlich Joel Crawford („Die Croods - Alles auf Anfang“) als Regisseur bestätigt wurde. Wer jedoch die ganze Zeit über immer mit an Bord blieb, ist Antonio Banderas, der dem mit neun Leben gesegneten Protagonisten erneut seine Stimme leiht und mit seiner spanischem Sprechart sicher maßgeblich zur Beliebtheit des stiefeltragenden Stubentigers beigetragen hat (bei seinem ersten Auftritt 2004 war der Kater noch als Parodie auf Zorro angelegt, den Banderas 1998 in „Die Maske des Zorro“ einst selbst verkörperte). In der deutschen Synchronfassung übernimmt erneut Benno Fürmann diesen Job – und das ebenfalls wieder verdammt überzeugend.

    So wie sich der Gestiefelte Kater Hals über Kopf in jedes Abenteuer stürzt, ist es kein Wunder, dass von seinen neun Leben nur noch eines übrig ist!

    Der gestiefelte Kater lässt sich wieder einmal feiern. Schließlich hat er gerade einen wütenden Riesen zu Fall gebracht. Doch im Moment seines Triumphes fällt dem Kater die Kirchenglocke auf den Schädel und befördert ihn ins Jenseits. Nicht das erste Mal, aber zum Glück verfügen Katzen ja über neun Leben. Bei genauerer Berechnung muss sich der Held jedoch eingestehen, acht seiner Leben bereits aufgebraucht zu haben. Um sein ‚Konto’ wieder aufzufüllen, muss er sich auf den Weg in den schwarzen Wald machen, wo ein großer Wunschstern scheinen soll. Allein ist so ein Abenteuer allerdings nicht zu bewältigen …

    … und so begleitet ihn nicht nur seine treue Artgenossin Kitty Samtpfote (Originalstimme: Salma Hayek), sondern auch noch ein einfältiger Pinscher namens Perro (Originalstimme: Harvey Guillen, deutsche Stimme: Riccardo Simonetti). Das Trio muss sich jedoch spurten, denn Goldlöckchen (Originalstimme: Florence Pugh) und ihre Bärenbande haben genau dasselbe Ziel – und dann ist da auch noch der große böse Wolf (Originalstimme: Wagner Moura, deutsche Stimme: Oliver Kalkofe), den der Gestiefelte Kater fälschlicherweise für einen Kopfgeldjäger hält. Denn am Ende ist es Gevatter Tod höchstpersönlich, der dem degenschwingenden Aufschneider nach dem letzten seiner neun Leben trachtet…

    Der Errol Flynn unter den Katern

    Auch im zweiten Teil des „Shrek“-Spin-Offs gelingt es der tollkühnen Titelfigur im Handumdrehen, alle mit Charme, Witz und Frechheit um den Finger zu wickeln. Ein abenteuerlustiger Gewinnertyp vom Schlage eines Douglas FairbanksErrol Flynn oder eben Antonio Banderas als Zorro, für die das Kino scheinbar erfunden wurde. Mit dem französischen Original, das es auch in die Märchensammlung der Gebrüder Grimm schaffte, hat das freilich nicht mehr viel zu tun. Hier haben wir es nunmehr mit einer althergebrachten Heldenreise zu tun – und zu der gehört, dass der Protagonist Ziele verfehlt, sogar tief fallen muss, um daraus zu lernen und über sich hinauszuwachsen. Mehr denn je muss das der gestiefelte Kater diesmal am eigenen Leib erfahren. Er erlebt seinen ganz eigenen Katzenjammer, nachdem ihm klar wird, wie sterblich er doch ist.

    So landet er wieder ganz unten als stiefelloses Schmusekätzchen, das an der Tür einer menschlichen Katzenoma kratzt. Die zieht ihm blaue Wollsäckchen an und zwingt ihn aufs Katzenklo, weil es sich nicht gehört, stehend in ein Porzellan-WC zu pinkeln. So was machen nur Kerle, und denen wächst auch sofort ein Bart, wenn sie sich mal ein bisschen gehen lassen wie zuletzt Til Schweiger in „Lieber Kurt“. Nun also auch dem Kater, dem die zusätzlichen Haare im Gesicht auch nicht gerade gutstehen. Über klassische Filmklischees wird sich im neuen Abenteuer also gern mal lustig gemacht. Wen wundert’s da, dass mit dem Showdown, wenn alle Parteien im Zentrum des leuchtenden Sterns aufeinandertreffen, ganz bewusst auf das legendäre Finale des Italo-Western-Klassikers „Zwei glorreiche Halunken“ von 1966 verwiesen wird. Statt nach einem Goldschatz jagen nun alle nach einem letzten Wunsch und stehen sich dabei Angesicht zu Angesicht gegenüber.

    Goldlöckchen und ihre Bärenbande sind nicht die einzigen, die dem Gestiefelten Kater auch noch sein letztes Leben abjagen wollen…

    Dafür, dass bei so viel Aufregung der Humor nicht zu kurz kommt, sorgt allein schon unser Schnurrhaar-Hero. Neben bewährten Running Gags, wenn er seine Milch aus dem Whiskey-Glas schlappert oder mit großen dunklen Kulleraugen die Herzen bezirzen will, sind es vor allem die Erzählungen wie er seine bisherigen acht Leben verloren hat, bei denen man sich das Lachen kaum verkneifen kann. Um dem Plot noch den nötigen ‚Blockbuster‘-Drive zu geben, müssen natürlich auch noch visuell spektakuläre Actionszenen her. Das fängt schon mit dem Kampf zwischen Kater und Koloss an, bei dem einiges zu Brei gehauen werden muss, weil selbst in kindgerechten Animationsfilmen ausufernde Zerstörungsorgien längst zum Standard geworden sind.

    Optisch ebenso eindrucksvoll ist auch das Spielfeld im Inneren des Sterns. Die stilisierte Strahlkraft hat wirklich etwas Zauberhaftes. Nicht zuletzt, weil man sich von dem eher realistischer CGI-Stil, wie man ihn noch von „Shrek“ und dem ersten Teil von „Der gestiefelte Kater“ gewohnt war, diesmal ganz bewusst entfernt hat: „Der gestiefelte Kater 2: Der letzte Wunsch“ sieht aus wie kein anderer großer Animations-Blockbuster – sondern findet seinen ganz eigenen Stil, bei dem alle Figuren und Hintergründe der tricktechnischen Perfektion zum Trotz aussehen, als seien sie tatsächlich direkt aus einem Bilderbuch entsprungen – und das passt doch ganz wunderbar zur Weihnachtszeit.

    Fazit: In seinem zweiten Soloabenteuer stürzt der Gestiefelte Kater in eine tiefe Sinnkrise – das ist spannend, kurzweilig, spaßig und diesmal auch ein bisschen düstern. Zudem sieht „Der gestiefelte Kater 2: Der letzte Wunsch“ dank seines bilderbuchartigen Animationsstils auch noch verdammt gut aus.

     

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