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    The Bye Bye Man
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,0
    lau
    The Bye Bye Man
    Von Christoph Petersen

    Michael Myers, Jason Voorhees, Freddy KruegerLeatherface – die ganz großen Kult-Killer des Horrorkinos sind inzwischen alle schon ziemlich in die Jahre gekommen. Und auch die bisher letzten beiden Neuzugänge in dieses Pantheon, Jigsaw aus „Saw“ und Ghostface aus „Scream“, sind jetzt schon wieder mehr als zehn beziehungsweise 20 Jahre alt. Figuren wie Victor Crowley aus der „Hatchet“-Trilogie oder die titelgebende Schreckgestalt aus „Der Babadook“ sind zwar in Fankreisen sehr bekannt, haben aber nie den Sprung in das (Unter-)Bewusstsein des Mainstreams geschafft. Es wird also höchste Zeit für frisches Blut und neue Ideen. Der Bye Bye Man, der jeden heimsucht, der seinen Namen ausspricht oder auch nur an ihn denkt, hätte das Zeug dazu gehabt. Aber Regisseurin Stacy Title („Snoop Dogg´s Hood Of Horror“) und ihr Stammdrehbuchautor Jonathan Penner („Black Devil“) können sich in ihrem Schocker „The Bye Bye Man“ leider nie entscheiden, ob sie sich bei der Umsetzung der Gruselgestalt nun an die zugrundeliegende urbane Legende oder nicht doch eher an ihre eigenen Psycho-Horror-Ideen halten wollen. Das Ergebnis ist trotz starker Kameraarbeit nichts Halbes und nichts Ganzes – so bleiben am Ende vor allem jede Menge halbgarer Jump Scares und ein Haufen offener Fragen.

    Statt in ein Studentenheim zu ziehen, mieten sich Elliot (Douglas Smith), seine Freundin Sasha (Cressida Bonas) und sein bester Kumpel John (Lucien Laviscount) ein schon länger leerstehendes, abseits des Campus gelegenes kleines Anwesen. Dort gibt es jede Menge Platz und der Keller steht voller cooler Retro-Möbel. In einem Nachtschrank entdeckt Elliot einen Schubladenboden, der komplett vollgekritzelt ist mit der Warnung: „Don’t Think It. Don’t Say It.“ Als der Student ihn herausreißt, steht darunter nur geschrieben: „The Bye Bye Man“. Kurz darauf erwähnt Elliot den Namen auch während einer Séance, mit der die neue Behausung eigentlich von bösen Geistern befreit werden soll. Aber Pustekuchen: Fortan werden Elliot und John zunehmend von psychotischen Wahnvorstellungen geplagt, während auch Sasha immer kranker wird. Schließlich scheint es nur noch einen Ausweg zu geben, nämlich alle zu töten, die den Namen Bye Bye Man gehört haben…

    „The Bye Bye Man“ ist praktisch zwei Filme in einem – und das ist in diesem Fall keine besonders gute Idee!

    Film Nr. 1: Eine urbane Legende

    Die ursprüngliche Idee des Bye Bye Man stammt aus der Kurzgeschichte „The Bridge To Body Island“ aus dem Buch „The President’s Vampire: Strange-But-True Tales Of The United States Of America“, in dem Autor Robert Damon Schneck acht angeblich wahre Lagerfeuer-Gruselgeschichten auf ihre Glaubwürdigkeit hin abklopft. Im Film tauchen nun neben der „Don’t Think It / Don’t Say It“-Grundidee auch noch alle möglichen weiteren Elemente aus der urbanen Legende auf – etwa die immer wieder auf den Boden fallende Münze oder der (mies computeranimierte) Höllenhund. Das Problem ist nur: Während in der Kurzgeschichte später auch die Ursprünge dieser Elemente aufgelöst werden, spielen sie in „The Bye Bye Man“ ab einem gewissen Zeitpunkt einfach gar keine Rolle mehr, weil sich die Macher (zu Recht) viel mehr für ihren Film Nr. 2 (siehe unten) interessieren. Aber auch wenn man in einem Gruselfilm ganz sicher nicht alles haarklein erklären muss, ist dieses Links-liegen-lassen einfach nur frustrierend.

    Film Nr. 2: Der Psychosen-Killer

    Viel spannender ist aber sowieso, was sich die Filmemacher selbst zu der Legende hinzugedacht haben: Je näher einem der Bye Bye Man (Doug Jones) kommt, desto mehr muss man an seiner eigenen Wahrnehmung zweifeln – denn er beschert seinen Opfern psychotische Episoden, die einen schließlich dazu bringen, alle wie ein Krebsgeschwür auszurotten, die seinen Namen kennen. So beginnt „The Bye Bye Man“ dann auch gleich mit einem Vorort-Amoklauf, bei dem ein Journalist („Saw“-Drehbuchautor Leigh Whannell) im Jahr 1969 einige seiner Nachbarn in ihren blütenweißen Häusern niedermäht (das ist übrigens die einzige Sequenz, in dem das PG-13-Rating wirklich stört, weil ein Schrotflinten-Massaker ohne einen einzigen Tropfen Blut einfach affig wirkt). Dieser Aufhänger ist in der heutigen Zeit, in der Amokläufe und durch Psychosen ausgelöste Morde zumindest gefühlt immer mehr zunehmen, natürlich ziemlich provokant, aber letztlich überzeugt auch dieser Teil des Films nicht wirklich. Das liegt zum einen an der einfallslosen Inszenierung der Psychosen selbst (ein Mädchen hat plötzlich Maden im Haar, gähn). Zum anderen aber auch an den drei Hauptdarstellern, die das zunehmende Abdriften des WG-Trios in den Wahnsinn wenig glaubhaft rüberbringen.

    Fazit: Die Idee eines Psychosen auslösenden Schwarzen Mannes ist auf dem Papier richtig stark, aber die Umsetzung wenig überzeugend.

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