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    The Greasy Strangler: Der Bratfett-Killer
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    4,0
    stark
    The Greasy Strangler: Der Bratfett-Killer
    Von Christoph Petersen

    Big Ronnie (grandios grotesk: Michael St. Michaels) und sein Sohn Brayden (Sky Elobar) bieten in Los Angeles Disco-Touren an, bei denen sie ihre Kunden im rosafarbenen Partnerlook unter anderem zu dem Laden führen, in dem Kool von Kool & The Gang vor seinem Durchbruch gejobbt hat. Zudem lebt das skurrile Duo auch noch im selben Haus, wo als oberstes Gebot gilt: Es muss so fettig wie nur irgend möglich gekocht werden. Ronnie ist nämlich ein echter Fett-Fetischist – Würstchen und Schinken müssen im Öl schwimmen, um ihm zu schmecken! Tun sie das nicht, dann wird dem Sohn sofort mit dem Rausschmiss gedroht. Und sowieso: Wieso ist eigentlich noch niemand auf die Idee gekommen, Bratfett statt Milch oder Sahne in seinen Kaffee zu tun? Aber bedeutet das automatisch auch, dass Ronnie der Serienmörder ist, der in Unmengen Fett eingeschmiert seine wehrlosen Opfer erwürgt? In Jim Hoskings surreal-schrulliger Komödie „The Greasy Strangler“ ist der Titel Programm – und während man einen Film wie diesen tatsächlich noch nie zuvor gesehen hat, wird sich die Hälfte des Publikums wünschen, dass es dabei auch geblieben wäre.

    Wenn der etwa 50-jährige Brayden mit seinem unförmigen Körper zum ersten Mal im Fett ersaufende Würstchen brät, trägt er dabei lediglich eine viel zu enge Unterhose. Aber wer sich bereits in diesem Moment fragt, ob er das wirklich sehen will, der sollte möglichst schnell Reißaus nehmen. Denn wenn Vater und Sohn später vornehmlich nackt herumlaufen, Ronnie mit einem kurios spitz zulaufenden Riesenpenis und Brayden mit einem absurden Miniatur-Pimmel, wünscht man sich den unansehnlichen Schlüpfer noch schnell genug zurück. Irgendwo zwischen den surrealen Anti-Pointen von Quentin Dupieux („Wrong“), der bedingungslosen Skurrilität von Jared Hess („Napoleon Dynamite“) und den irrsinnigen Dialogen von Monthy Python zelebriert Langfilmdebütant Jim Hoskings seine betont eigenwillige  Vorstellung von Humor. „The Greasy Strangler“ ist zugleich ein echtes Unikat und eine konsequente Weiterentwicklung von „G Is For Grandad“, Hoskings Beitrag für die Kurzfilmkompilation „ABCs Of Death 2“, in dem er seinen Zuschauern bereits auf ähnliche groteske Weise unansehnliche Körper und (nicht vorhandene) Genitalien zugemutet hat.

    Während die Identität des Greasy Strangler schon in den ersten Minuten gelüftet wird, wenn er sich in einer Autowaschanlage das Fett vom Körper schleudern und  anschließend trockenpusten lässt, geht es im zentralen Konflikt des Films um die übergewichtige „Hootie Tootie Disco Cutie“ Janet (Elizabeth De Razzo), die sich bei einer der Touren in Brayden verliebt. Allerdings schmeckt Ronnie das gar nicht, weshalb er sein ganzes Arsenal an Disco-Moves auffährt (wobei sein an den falschen Stellen durchsichtiger Tanzanzug seinen Riesendödel perfekt zur Geltung bringt), um dem Junior die Freundin wieder auszuspannen: ohne Frage das unästhetischste Vater-Sohn-Duell der Filmgeschichte! Es fällt nicht schwer zu verstehen, wie Jim Hosking für sein Debüt so prominente Namen wie Elijah Wood oder Regisseur Ben Wheatley („Kill List“, „High Rise“) als Produzenten gewinnen konnte, denn er hat als Filmemacher eine so unverwechselbar-kompromisslose eigene Stimme, dass man ihm einfach Verhör verschaffen muss. „The Greasy Strangler“ mag jeden Zuschauer zumindest für ein paar Stunden zum Vegetarier machen, manch einer wird ihn auch wegen seiner konsequent gegen jede erzählerische oder ästhetische Konvention verstoßenden Art komplett ablehnen, aber in jedem Fall ist er etwas ganz Besonderes. Wir jedenfalls finden ihn nicht nur unglaublich originell, sondern auch noch unverschämt lustig.

    Fazit: Selten gab es so viele Dinge in einem Film, die man in seinem Leben NIEMALS und AUF GAR KEINEN FALL sehen wollte. Toll.

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