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    A Journal For Jordan
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    1,5
    enttäuschend
    A Journal For Jordan

    Selbst ein Denzel Washington haut mal daneben

    Von Oliver Kube

    Das biografische Drama „A Journal For Jordan“ ist nach „Antwone Fisher“, „The Great Debaters“ und „Fences“ die vierte Regiearbeit von Denzel Washington. Dabei hat der für „Glory“ und „Training Day“ bereits zwei Mal mit einem Schauspiel-Oscar ausgezeichnete Hollywoodstar bisher immer auch selbst eine der Hauptrollen übernommen – denn seine Arbeit als Darsteller, bei der er sich sehr sicher fühlt, hat ihm dabei geholfen, auch bei der stressigeren Rolle als Regisseur gelassener zu bleiben. Erst bei „A Journal For Jordan“ fühlte sich Washington nun offenbar entspannt genug, um erstmals nur hinter der Kamera zu agieren. Seine Leistung in Bezug auf die visuellen und technischen Aspekte geht auch wieder voll in Ordnung. Bei der sprunghaft erzählten, übermäßig melodramatischen und durch schwache Dialoge zusätzlich heruntergezogenen Story offenbaren sich allerdings massive Probleme.

    Die romantische Pechsträhne der talentierten Journalistin Dana (Chanté Adams) endet erst, als sie mit dem Armee-Sergeant Charles (Michael B. Jordan) zusammenkommt – und das, obwohl das Paar sich aufgrund der unterschiedlichen Karrieren nur gelegentlich sehen kann. Als Charles nach dem 11. September 2001 mit seiner Einheit in den Irak verlegt wird, macht er Dana einen Heiratsantrag und das Paar beschließt, schnell noch ein Kind zu zeugen. Bei der Geburt seines Sohnes kann Charles aber schon nicht mehr dabei sein. Immer wieder in Kampfhandlungen involviert, schreibt er an der Front ein Tagebuch für seinen Sohn. Falls er den Krieg nicht überleben sollte, will er über den Tod hinaus wenigstens auf diese Weise für den Jungen da sein und ihm wichtige Werte und väterliche Ratschläge fürs Leben vermitteln…

    Der Soldat und die Journalistin - ein ungleiches Paar mit einer wunderbar glaubwürdigen Chemie.

    Viele der Gespräche des Paares passieren auch schon vor Charles‘ Entsendung in den Irak per Telefon. Während Michael B. Jordan („Black Panther“) dabei gewohnt souverän wirkt, kommt Chanté Adams („Monsters And Men“) in den Szenen am Hörer gelegentlich ein wenig steif rüber. Dennoch entwickelt sich schnell eine authentische Chemie zwischen den Figuren – erstaunlicherweise wohl gerade wegen ihrer Gegensätzlichkeit. Diese wird umso greifbarer, wenn sich das Duo dann doch mal die Leinwand teilen darf. Bereits im kurzen Prolog wird unmissverständlich angedeutet, was im weiteren Verlauf unausweichlich auf sie zukommt. Aufgrund der glaubwürdig vermittelten Gefühle, die Dana und Charles füreinander entwickeln, vergisst oder verdrängt man als Zuschauer*in diesen Punkt aber immer wieder und ist gewillt, ihnen trotz des unausweichlichen Endes die Daumen zu drücken. So weit, so okay…

    Auch visuell kann „A Journal For Jordan“ noch punkten. Chef-Kamerafrau Maryse Alberti („The Wrestler“) haut selbst bei den Aufnahmen in der irakischen Wüste nicht allzu sehr auf den Putz. Stattdessen liefert sie meist elegant-unaufdringlich gefilmte Sequenzen. Aber auch diese können nicht darüber hinwegtäuschen, dass viele andere Elemente des Films hätten deutlich subtiler und besser gehandhabt werden können (oder sogar müssen). Das hemmungslose Hin-und-Her-Springen zwischen verschiedenen Zeitebenen ist oft irritierend bis frustrierend. Trägt es doch mehr zur Verwirrung bei, als dass es eine zusätzliche Dynamik in die Erzählung bringen würde.

    Charles (Michael B. Jordan) will unbedingt sicherstellen, dass sein Sohn etwas von ihm mitnimmt, selbst wenn er den Krieg im Irak nicht überleben sollte.

    „A Journal For Jordan“ erweist sich so oft als schläfrig langsam, ist streckenweise sogar regelrecht öde, während unpassende RomCom-Einschübe den Film endgültig aus der Spur zu stoßen drohen. Dazu wirken diverse Dialog-Segmente wie von Kalenderblättern abgeschrieben. So sind auch die im ohnehin schon übertrieben pathosschwangeren letzten Teil von Charles aus dem Off zitierten Passagen des titelgebenden Tagebuchs eine einzige Aneinanderreihung von Plattitüden. „Echte Männer dürfen schon mal weinen“ oder „Frauen sollten respektiert werden“ sind nur zwei Beispiele. Die reale Dana Canedy, Autorin der Buchvorlage und das Vorbild für die Dana im Film, hat 2001 den Pulitzer-Preis gewonnen – davon ist in der Filmumsetzung ihres Werkes nur noch wenig zu spüren.

    Obendrein bleiben alle Figuren außer Charles und Dana reine Staffage. Bis auf die letzten paar Minuten trifft das sogar auf ihren Sohn zu, der als Teenager vom demnächst in „Black Adam“ zu sehenden Jalon Christian verkörpert wird. Das Drehbuch des für „Mudbound“ noch oscarnominierten Virgil Williams gesteht ihnen keine sie irgendwie auszeichnenden Aktionen oder Eigenschaften zu. Alles, was sie sagen und tun, dient allein dazu, die so absehbar tragisch endende (Liebes-)Geschichte des Paares zu unterfüttern. Und wenn dann doch mal etwas Überraschendes passiert, dann wirkt es plump forciert – zum Beispiel eine seltsam anmutende Eifersuchtsszene, die überhaupt nicht zu dem zuvor so selbstbewusst und intelligent präsentierten Charakter von Dana passt. Dieser Moment erscheint komplett aus dem Hut gezaubert, nur um auf platte Weise zumindest etwas Reibung zu kreieren. Wer bis dahin emotional noch nicht aus der Story ausgestiegen ist, wird es spätestens hier tun.

    Fazit: Irgendwie ist es auch beruhigend, dass selbst ein Genie wie Denzel Washington mal so richtig danebengreifen kann.

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