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    The Contractor
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,0
    solide
    The Contractor

    Chris Pine hetzt durch die dunkle Seite Berlins

    Von Karin Jirsak

    Vertrag ist Vertrag! Das muss Chris Pine als titelgebender Contractor (= Auftragnehmer) auf die harte Tour lernen. Denn mitten in der Ausführung eines Auftrags kommen dem Familienvater und Ex-Soldaten erhebliche Zweifel, ob er mit seiner Mission für eine private Militärfirma wirklich auf der richtigen Seite steht. Aus dieser moralischen Zwickmühle entwickelt Regisseur Tarik Saleh mit „The Contractor“ einen Action-Thriller, der nicht unbedingt mit erzählerischer Raffinesse punktet, aber dank schön schmuddeliger Berlin-Bilder und geradlinig-unprätentiöser Action trotzdem solide unterhält.

    Als Sergeant bei den Special Forces wurde James Harper (Chris Pine) im Auslandseinsatz verwundet. Seitdem betäubt er seine Schmerzen mit Medikamenten, die er sich allerdings illegal beschaffen muss. Als seine Vorgesetzten davon erfahren, wird er aus der Armee entlassen. Wie soll der Kriegsveteran nun seine Familie ernähren? Wie ein Glücksfall erscheint da das Angebot seines alten Kameraden Mike (Ben Foster), sich einer paramilitärischen Geheimorganisation anzuschließen. Aber schon beim ersten Einsatz im Dienste seines neuen Auftraggebers Rusty Jennings (Kiefer Sutherland) geht alles schief – und für James beginnt eine gefährliche Flucht durch Berlin und Osteuropa…

    James Harper erhält von seinem Ex-Kameraden Mike (Ben Foster) ein lukratives Angebot ...

    Für einen Action-Thriller ganz sicher nicht selbstverständlich, nimmt sich Tarik Saleh („Die Nile Hilton Affäre“) recht viel Zeit, um den initialen Konflikt seines Protagonisten herauszuarbeiten. Der ist dann auch so nachvollziehbar wie effektiv: Nachdem James aus der Armee geflogen ist, steht der Ex-Elite-Soldat ohne Plan B da. Ein normaler Bürojob würde nicht helfen, dafür türmen sich die Schulden bereits zu hoch (und dann gäbe es auch nicht diesen Film). Stattdessen folgt James einer Empfehlung seines Armeekumpels Mike – recht farblos verkörpert von Ben Foster („The Mechanic“) – und tritt einer Gruppe bei, von der wir nicht viel mehr erfahren, als dass sie Leute wie James und Mike engagiert, um geheime Spezialaufträge auszuführen. Der, um den es hier geht, hat irgendwas mit der Entwicklung von Biowaffen zu tun – und mehr müssen weder wir noch James wissen, damit die Hatz beginnen kann…

    Nur, wer sind hier denn nun die Guten und wer die Schurken? Die Frage bleibt leider nicht allzu lange offen. Stattdessen entbrennt eine One-Man-Show des vor allem als Captain Kirk in den „Star Trek“-Reboots bekannten Chris Pine. Der Kalifornier hat zwar nicht ganz die Gehetzten-Strahlkraft, über die etwa ein Matt Damon als Jason Bourne verfügt, ist aber dennoch eine starke Besetzung, weil ihm das Macker-Gehabe und die aufgesetzte Coolness des Genres komplett abgehen. Stattdessen stellt Pine den kampfmüden Zweifler in den meisten Szenen glaubhaft und unaufdringlich dar. Dennoch eine faire Warnung: Der Showdown auf einem Dach, wo uns James u. a. ausführlich seinen Vaterkomplex erläutert, kann womöglich Spuren von Overacting enthalten.

    James Harper (Chris Pine) muss sich möglichst unerkannt durch Berlin und Osteuropa schlagen, nachdem er gemerkt hat, was seine Auftraggeber tatsächlich im Schilde führen.

    Die übrigen Charaktere bleiben insgesamt eher blass. Insbesondere Gillian Jacobs („Community“) als Ehefrau Brianne ist weniger eine Figur aus Fleisch und Blut als vielmehr ein bloßes Motiv für James, um sich vorschnell auf den Deal einzulassen. Auch Nina Hoss („Pelikanblut“), Fares Fares („Chernobyl“) und „24“-Star Kiefer Sutherland huschen lediglich kurz über die Leinwand – Auftritte, aus denen sich definitiv hätte mehr herausholen lassen.

    Auf der Haben-Seite steht dagegen der melancholisch-resignative Grundton, in den sich die im Grunde antimilitaristische Message des Thrillers kleidet. Hier gibt es keine strahlenden Helden. Die Problematik, dass Kriegsveteranen oft nicht zurück ins Leben finden, an Depressionen und anderen Folgeschäden leiden und damit von ihren „Auftraggebern“ im Großen und Ganzen allein gelassen werden, wird nicht ausgespart. Ebenfalls ein Plus sind die wohldosierten Actionszenen, die vor dreckiger Berlin-Kulisse nie in hohle Materialschlachten ausarten, sondern sich stimmig in die – simple, aber treibende – Handlung einfügen.

    Fazit: Ohne Bombast und Militär-Mackertum kommt „The Contractor“ auf eher leisen und schmuddeligen Sohlen daher. Ein schlichter, aber angenehm geradlinig-geerdeter Berlin-Action-Thriller mit einem klar über Genre-Durchschnitt agierenden Chris Pine.

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