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    Aladdin
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    4,0
    stark
    Aladdin
    Von Ulf Lepelmeier

    Ein Jahr bevor „Der König der Löwen" 1994 zum bis dahin erfolgreichsten Animationsfilm aller Zeiten avancierte, entführte Disneys Animationsstudio sein Publikum in den Orient. Unter der Regie von Ron Clements und John Musker lässt „Aladdin" den Geschichtenkosmos von Scheherazade aus Tausendundeiner Nacht mit Wunderlampen, Prinzessinnen und Schatzhöhlen auf beschwingt-temporeiche Art wiederaufleben. Neben den abwechslungsreichen, farbenfrohen Hintergründen, der oscargekrönten Musik, der schwungvollen Inszenierung sowie den zahlreichen witzigen Nebenfiguren ist es vor allem der hyperaktive Lampengeist Dschinni, der Disneys 31. abendfüllenden Zeichentrickfilm zu einem kurzweilig-amüsanten Vergnügen macht.

    Großwesir Dschafar ist auf der Suche nach der legendären Wunderlampe, die ihrem Besitzer der Sage nach unendliche Macht verschafft. Er findet heraus, dass nur eine Person in der Lage ist, die Wunderhöhle zu betreten und das magische Artefakt zu bergen. Der listige Straßendieb Aladdin bekommt unterdessen in Agrabah wieder einmal Probleme mit der Stadtwache. Auf der Flucht trifft er die hübsche Prinzessin Jasmin, die sich Inkognito aus dem Palast geschlichen hat. Doch das Paar wird jäh auseinandergerissen, als die Wächter den frisch verliebten Straßendieb doch noch erwischen und abführen. Jasmin versucht sich für Aladdin einzusetzen, aber Dschafar erzählt ihr, dass ihr Geliebter bereits hingerichtet worden sei. In Wahrheit bringt der verschlagene Großwesir den Gefangenen aber zur Wunderhöhle, wo ihm dieser die magische Lampe beschaffen soll. Aber es verläuft nicht alles nach Plan und die Höhle stürzt ein. Auch wenn die Lage für Aladdin und seinen Affen Abu unter den Geröllmassen der verschütteten Höhle zuerst ausweglos erscheint, haben sie immer noch die Wunderlampe in ihrem Besitz. Als der gutherzige Dieb diese genauer inspiziert, erscheint plötzlich ein überdrehter Dschinn und sorgt mit seiner Magie für jede Menge Chaos...

    Die tadellosen Animationen, bei denen insbesondere die gelungenen Hintergründe ins Auge stechen, werden wunderbar unterstützt von der orientalisch angehauchten Musik. Nach „Arielle, die Meerjungfrau" und „Die Schöne und das Biest" wurde Komponist Alan Menken für seine Arbeit an „Aladdin" zu Recht zum bereits dritten Mal mit dem Oscar für die beste Filmmusik sowie dem Oscar für den besten Song („A Whole New World") ausgezeichnet. Die abwechslungsreichen Songs, zu denen Tim Rice („Der König der Löwen") die gewitzten Texte beisteuerte, treiben die vom Regiegespann Ron Clements & John Musker („Arielle, die Meerjungfrau", „Küss den Frosch") unglaublich temporeich inszenierte Geschichte stetig voran.

    Während Aladdin und seine geliebte Jasmin als Figuren zwar sehr charmant, aber wenig inspiriert geraten sind, begeistern die vielen witzigen Sidekicks umso mehr. Zum Beispiel das diebische Äffchen Abu, das bei Gold und Edelsteinen immer wieder schwach wird, oder der fliegende Teppich, bei dem den Zeichnern das Kunststück gelungen ist, auch ohne Mimik jede Menge Emotionen zu transportieren. Mit Dschafar verfügt der Film zudem über einen gerissenen Bösewicht, wie er im Buche steht. Zusammen mit seinem schrägen Papagei Jago bildet der machthungrige und arrogante Großwesir ein herrlich verkommenes Antagonistengespann.

    Die herausragende Figur in „Aladdin" bleibt aber ohne Zweifel der blaue Wirbelwind Dschinni. Ist er erstmal aus seiner Lampe entkrochen, gibt es niemanden mehr, der den gnadenlos-überdrehten Geist noch stoppen könnte. Der Dschinn ändert im Sekundentakt seine Gestalt, wechselt nach Belieben seinen Dialekt und parodiert Showbusinessgrößen, als würde er eine Late-Night-Show moderieren. Dschinni stellt das Geschehen immer wieder auf solch spaßige, wie unerwartete Weise auf den Kopf, dass es eine wahre Freude ist. Schauspieler Robin Williams („Flubber", „Good Will Hunting") leiht dem flippigen Flaschengeist im Original kongenial seine Stimme und es ist förmlich hörbar, wie viel Spaß ihm die Synchronisation der durchgeknallten, ständig ihren Sprachduktus wechselnden Fabelfigur bereitetet haben muss. Aber auch Robin Williams deutscher Stamm-Synchronsprecher Peer Augustinski hat kein Problem damit, die vielen Stimmlagen und Dialekte der Figur abzubilden.

    Fazit: „Aladdin" ist ein rasantes Zeichentrickvergnügen, das mit seinem farbenfrohen Orientsetting, der einprägsam-beschwingten Filmmusik sowie dem wandlungsfähigsten Nebencharakter der Disney-Historie für prächtige Unterhaltung im Tausendundeine-Nacht-Flair sorgt.

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