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    TV-Tipp: 33 Zentimeter machen aus einem Loser einen Pornostar in diesem grandiosen Meisterwerk
    Oliver Kube
    Oliver Kube
    -Freier Autor und Kritiker
    Oliver Kubes bevorzugte Filmemacher sind David Fincher, David Lynch, Martin Scorsese, Paul Thomas Anderson, Christopher Nolan, Stanley Kubrick, Quentin Tarantino, Joachim Trier sowie Steve McQueen.

    Größe und Stehvermögen sind alles im XXX-Geschäft. Beides zeigt Mark Wahlberg in „Boogie Nights“. Heute Abend könnt ihr die erstklassige Tragikomödie und den Star in der für seine Karriere wichtigsten Rolle als 1970er-Pornostar Dirk Diggler sehen.

    Paul Thomas Andersons „Boogie Nights“ hat tatsächlich bereits ein gutes Vierteljahrhundert auf dem Buckel. Trotzdem kommt der Film noch immer so witzig, so traurig, so berührend und so frisch daher wie am Tag seines Erscheinens im Jahre 1997. Kein Wunder, dass wir ihm in unserer FILMSTARTS-Kritik die Höchstwertung von fünf Sternen verpasst und ihn damit auf den Status eines Meisterwerks gehoben haben. Wer die pointiert geschriebene, brillant besetzte und inszenierte Tragikomödie noch nicht kennt, sollte sie dringend nachholen. Alle anderen werden sicher Spaß an einem Re-Watch haben.

    Boogie Nights“ läuft am heutigen 3. März 2023 um 22.20 Uhr auf Tele 5. Eine Wiederholung bietet der Sender in der Folgenacht vom 4. auf den 5. März um 2.30 Uhr an.

    Falls euch diese Termine zeitlich nicht passen sollten, ihr den Film aber dennoch sehen möchtet, müsst ihr leider ein wenig in die Tasche greifen. Denn derzeit ist er in keinem der gängigen Streaming-Abos enthalten. Online-Händler wie Amazon bieten „Boogie Nights“ aber als Blu-ray oder DVD an. Wahlweise steht der FSK-16-Titel dort auch gegen Gebühr als Video-on-Demand zum Streamen bereit.

    "Boogie Nights" auf Tele 5: Das ist die Story

    1977 im San Fernando Valley, vor den Toren von Los Angeles: Eddie Adams (Mark Wahlberg) arbeitet als Küchenhilfe in einem Nachtclub. Eines Abends lernt der gerade von seiner Mutter (Joanna Gleason) auf die Straße gesetzte junge Mann dort einige Größen der vor Ort ansässigen Pornoindustrie kennen. Der erfolgreiche Regisseur Jack Horner (Burt Reynolds) sieht Potential in Eddie und lädt ihn zu einer Probevorstellung ein.

    In deren Rahmen hat Eddie Sex mit dem Starlet Rollergirl (Heather Graham) auf Horners Sofa, während der und seine Star-Performerin Amber Waves (Julianne Moore) den Vorgang interessiert beobachten. Eddie gutes Aussehen, sein jugendlicher Charme, aber vor allem seine Ausdauer beim Akt und sein ungewöhnlich großer Penis (13 Zoll, was umgerechnet gut 33 cm entspricht) überzeugen die erfahrenen Profis. Noch am selben Abend zieht Eddie in Horners Gästezimmer ein und legt sich das Pseudonym Dirk Diggler zu.

    Warner Bros. GmbH
    Oscargewinnerin Julianne Moore ("The Big Lebowski") spielt eine XXX-Actrice.

    In den nächsten Tagen dreht Eddie bereits seine ersten Szenen und lernt dabei Darstellerkollegen wie Buck (Don Cheadle), T.T. (Luis Guzmán) und Reed (John C. Reilly) kennen. Die Herren geben ihm wertvolle Tipps, ebenso wie Horners Filmcrew (Ricky Jay, William H. Macy, Philip Seymour Hoffman). Eddies Auftritte sind auf Anhieb große Hits in den XXX-Kinos. Er avanciert zu einem der Topstars der Branche und verdient dabei erstmals gutes Geld. Zunächst genießt Eddie sein neues Leben in vollen Zügen. Doch schon bald muss er feststellen, dass dieses auch einige sehr, sehr dunkle Schattenseiten hat...

    "Boogie Nights" mit Leonardo DiCaprio?

    Regisseur Paul Thomas Andersons erste Wahl für die Rolle des Eddie/Dirk Diggler war eigentlich Leonardo DiCaprio. Dem gefielen das Skript und der Part sehr. Allerdings musste er letztlich ablehnen, da er bereits seine Teilnahme bei James Camerons „Titanic“ zugesagt hatte und die Dreharbeiten beider Filme zeitgleich stattfinden sollten. Laut diversen Berichten war es DiCaprio selbst, der Anderson ans Herz legte, seinen „Jim Carroll - In den Straßen von New York“-Co-Star Mark Wahlberg zu besetzen.

    Wahlberg sollte für diese Empfehlung bis heute dankbar sein. Schließlich brachte „Boogie Nights“ dem Ex-Rapper den endgültigen Durchbruch als Schauspieler. Sein Auftritt im Film dürfte zum großen Teil dafür verantwortlich sein, dass das ehemalige Unterhosenmodel zu einem der populärsten Leinwandhelden des 21. Jahrhunderts aufsteigen konnte. Zu Wahlbergs wichtigsten weiteren Arbeiten zählen „Departed - Unter Feinden“, „The Fighter“, „Three Kings“ und „Ted“.

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    Das hier hätte Leonardo DiCaprio sein können bzw. sollen: Mark Wahlberg als Dirk Diggler in „Boogie Nights“.

    Auch Anderson selbst konnte sich mit dem von ihm grandios geschriebenen, inszenierten und produzierten Mix aus Charakter-Drama und mal launiger, dann wieder durchaus tiefgründiger Milieustudie endgültig in Hollywood etablieren. Zunächst noch als eine Art „moderner Robert Altman“ angesehen, entwickelte der Filmemacher schnell eine ganz eigene Handschrift. In den Folgejahren legte er Ausnahmewerke wie u. a. „Magnolia“, „There Will Be Blood“ oder „Inherent Vice“ vor. Sein bisher letztes Werk ist „Licorice Pizza“, für das der Kalifornier mit drei Oscarnominierungen (Regie, Drehbuch und Bester Film) bedacht wurde.

    Burt Reynolds fand "Boogie Nights" furchtbar

    Und noch ein weiterer Mann profitierte enorm von „Boogie Nights“: Burt Reynolds. Der in den 1970ern und 1980ern mit Action-Komödien wie „Ein ausgekochtes Schlitzohr“ oder „Auf dem Highway ist die Hölle los“ sowie dem exzellenten Thriller „Beim Sterben ist jeder der Erste“ zum Weltstar aufgestiegene Mime befand sich in den 1990ern in einem tiefen Karriereloch. Dennoch lehnte er die von Anderson direkt für ihn geschriebene Rolle mehrfach ab, da er nicht mit der Pornoindustrie in Verbindung gebracht werden wollte.

    Paul Thomas Anderson ließ indes nicht locker und fragte immer wieder bei Reynolds an, bis der auf Anraten seines Agenten endlich zusagte. Am Set gab es dann allerdings häufig lautstarke Auseinandersetzungen zwischen den beiden. Bei mindestens einer Gelegenheit soll der Schauspieler sogar handgreiflich geworden sein und versucht haben, den Regisseur mit Fäusten zu schlagen. Glücklicherweise schaffte man es offenbar trotzdem, die Arbeit zu vollenden.

    Nachdem Reynolds eine frühe Schnittfassung des Films angeschaut hatte, war er jedoch entsetzt von dem, was er sah. Der vielleicht berühmteste Schnurrbartträger der Hollywood-Historie war überzeugt, dass „Boogie Nights“ mies sei und das endgültige Aus seiner Laufbahn bedeuten würde. Stocksauer feuerte er seinen Agenten und weigerte sich strikt, Interviews oder Talkshow-Auftritte zur Bewerbung des Films zu absolvieren.

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    Burt Reynolds (l.) als Pornofilmmacher in "Boogie Nights".

    Wenig später wurde Reynolds allerdings für seinen Auftritt als Jack Horner für einen Oscar nominiert und erhielt plötzlich wieder jede Menge Angebote für neue Projekte. So drehte er in den Folgejahren etwa „Driven“ an der Seite von Sylvester Stallone, „Second Chance - Alles wird gut“ mit Richard Dreyfuss und „Spiel ohne Regeln“ mit Adam Sandler. Außerdem fand er endlich Geldgeber zur Realisierung seines jahrelang auf Eis gelegenen, eigenen Regiewerks „Letzte Ausfahrt Hollywood“.

    Trotz ihrer heftigen Streitigkeiten bot Anderson Reynolds eine große Rolle in seinem nächsten Film, dem Fünf-Sterne-Meisterwerk „Magnolia“, an. Der lehnte aber umgehend ab und blieb dieses Mal auch dabei...

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