Ihr kennt alle nur die Version mit Leonardo DiCaprio – doch das Original gehört zu Quentin Tarantinos Lieblingsfilmen!
Patrick Fey
Patrick Fey
-Freier Autor
Patrick Fey ist freier Autor und in dieser Funktion unter anderem auch als Filmkritiker für FILMSTARTS.de tätig.

Gute fünf Jahre hat Quentin Tarantino vor seiner Filmkarriere in einer Videothek gearbeitet. In seinem Podcast spricht er regelmäßig über diese Zeit und benannte in einer Ausgabe im Frühjahr 2025 auch seine drei Lieblingsfilme.

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Immer wieder kommt es vor, dass ein bestimmter Filmstoff wiederholt verfilmt wird und sich, über kurz oder lang, eine Version durchsetzt. Vielen etwa dürfte nicht bekannt sein, dass William Wylers „Ben Hur“ von 1959 – neben „Der Herr der Ringe – Die Rückkehr des Königs“ und „Titanic“ noch immer der einzige Film, der 11 Oscars einheimsen konnte –, ein Remake des gleichnamigen Stummfilmes aus dem Jahr 1925 ist. Oder wusstet ihr, dass Bradley Coopers „A Star Is Born“ bereits drei Filme des gleichen Titels vorangegangen waren?

Ein Mann, der solches Kinowissen noch im Schlaf hervorbeten kann, ist Quentin Tarantino. Beim „Once Upon A Time In Hollywood“-Regisseur verwundert es da auch nicht, dass er im Rahmen seines Video Archives Podcasts einen Titel zu seinen „drei Lieblingsfilmen“ zählte, der den meisten von uns nur in einer späteren Version bekannt sein dürfte.

Tarantino als Fan des Mantel-und-Degen-Genres

Die Rede ist von James WhalesDer Mann mit der eisernen Maske“ aus dem Jahr 1939, eine Adaption frei nach dem letzten Teil des Alexandre-Dumas-Romans „Le Vicomte de Bragelonne“. Bei wem jetzt etwas klingelt, denkt höchstwahrscheinlich an Leonardo DiCaprio, der in Randall Wallaces „Der Mann in der eisernen Maske“ aus dem Jahr 1998 die Doppelrolle des Zwillingsbruder-Paares Ludwig XIV. und Philippe verkörpert. Interessanterweise handelt es sich sogar bei Whales Verfilmung nicht um die erste ihrer Art. Bereits 1923 machte Max Glass einen Stummfilm aus dem Stoff, und auch die Briten zogen in Person vom Regiegespann George J. Banfield und Leslie Eveleigh 1928 mit einer eigenen Version nach.

Warum Tarantino nun genau James Whales Historien-Film als Favorit ausgewählt hat, dazu äußerte sich der Kult-Filmemacher in der im Frühjahr 2025 erschienenen Ausgabe seines Podcasts nicht weiter. In diesem Zusammenhang ist allerdings wichtig zu erwähnen, dass der Regisseur seine Lieblingsfilme auch gerne mal wechselt – wie auch bei vielen von uns kann sich also eine solche Liste von Zeit zu Zeit wieder verändern.

Und was sind die anderen beiden Favoriten, die Quentin Tarantino in diesem Zuge verriet? Interessanterweise befindet sich mit Rowland V. LeesDie Stunde der Vergeltung“ eine weitere Alexandre-Dumas-Verfilmung darunter, dieses Mal basierend auf „Der Graf von Monte Christo“. Neben diesen beiden Mantel-und-Degen-Filmen nennt Tarantino als letzten seiner Lieblinge George B. Seitz‘ „Der Letzte der Mohikaner“, basierend auf der beliebten „Lederstrumpf“-Roman-Serie von James Fenimore Cooper.

Darum geht es in "Der Mann mit der eisernen Maske"

Doch wie war das noch gleich mit dem Film, den viele von uns nur durch die Version mit Leonardo DiCaprio kennen? Whales Verfilmung aus dem Jahr 1939 basiert, wie Dumas‘ Roman, auf dem Leben der französischen Zwillingsbrüder Ludwig XIV. und Philippe. Nach der Geburt wird Ludwig als Thronfolger großgezogen, während Philippe in die Obhut des Musketier-Hauptmanns D'Artagnan gegeben wird und so versteckt gehalten wird, um politische Unruhen zu vermeiden.

Während Ludwig zum tyrannischen Herrscher heranwächst, lebt Philippe bescheiden. Auch der Berater des Sonnenkönigs Fouquet weiß von Philippes Existenz und befürchtet, dass dieser eines Tages auftauchen könne, um Thronansprüche geltend zu machen. Also fasst er den Plan, Phillipe beseitigen zu lassen.

In den Hauptrollen sind hier Louis Hayward (in der Doppelrolle als Ludwig und Philippe), Joan Bennett, Warren William und Joseph Schildkraut zu sehen. Zudem ist Peter Cushing, den die meisten als Großmoff Wilhuff Tarkin im originalen „Star Wars“ kennen, hier in seiner ersten Rolle als Kino-Schauspieler zu sehen.

Von einer derartigen Wertschätzung, wie sie Tarantino dem Film heute entgegenbringt, war damals noch nicht viel zu sehen. Zwar lobten einige Kritiker*innen die Inszenierung des Abenteuerfilmes, allerdings ging der Film bei den Oscars komplett leer aus: Einzig für die Beste Filmmusik nominiert, musste sich der Film verständlicherweise von „Der Zauberer von Oz“ geschlagen geben. Dass Whales‘ Version der bekannten Geschichte dennoch einflussreich war, zeigt sich daran, dass sich spätere Adaptionen am Happy End – dem Sieg Phillipes – orientiert haben.

Welche Serie Quentin Tarantino so gut fand, dass er sie gleich mehrmals gesehen hat, erfahrt ihr im nachfolgenden Artikel.

"Die einzige Serie, die ich 3x gesehen habe": Quentin Tarantino ist ein riesiger Fan von diesem Geheimtipp des "besten Dialogschreibers der Branche"

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