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    Netflix-Start von "The Gray Man" schlechter als von "The Kissing Booth 3"? Das steckt hinter den Zahlen
    Björn Becher
    Björn Becher
    -Mitglied der Chefredaktion
    Als zugelassener Rechtsanwalt interessiert sich Björn Becher auch für alle Filmthemen mit Jura-Bezug – von Justizfilmen über Fragen des Jugendschutzes bis hin Hollywoods Branchenprozessen.

    Netflix hat nun das erste Mal zu seinem 200 Millionen Dollar teuren Action-Blockbuster „The Gray Man“ veröffentlicht – und es sorgt für etwas Spott, dass der Start schlechter als jener von „The Kissing Booth 3“ sei. Doch so einfach ist das nicht...

    Netflix

    Wie Netflix verkündete, wurde „The Gray Man“ am Eröffnungswochenende weltweit 88,55 Millionen Stunden geschaut. Das ist die Metrik, in welcher Netflix seit einiger Zeit den Erfolg von Filmen und Serien kommuniziert. Damit landet „The Gray Man“ auf dem fünften Platz der besten Netflix-Filmstarts aller Zeiten.

    Davor liegen „Red Notice“ (148,72 Millionen Stunden), „Don't Look Up“ (111,03 Millionen Stunden), „The Adam Project“ (92,43 Millionen Stunden) und auch noch ganz knapp „The Kissing Booth 3“ (90,86 Millionen Stunden).

    Das sorgt für eine Menge Spott im Netz: Denn damit scheint die mit einem Budget von über 200 Millionen Dollar angeblich bislang teuerste Filmproduktion des Streamingdienstes schlechter gestartet zu sein als die wohl nur einen Bruchteil kostende Teenie-Romanze „The Kissing Booth 3“. Doch so einfach ist das nicht...

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    Denn die Zahlen von „The Gray Man“ und „The Kissing Booth 3“ lassen sich schon aus einem Grund nicht vergleichen. Die Teenie-Romanze mit Joey King startete bereits an einem Mittwoch, „The Gray Man“ erst am Freitag. So wurden die 88,55 Millionen Stunden für den Actioner mit Ryan Gosling an drei Tagen gesammelt, die 90,86 Millionen Stunden für das Romantik-Sequel an fünf Tagen. Und man muss kein Hellseher sein, um davon auszugehen, dass „The Gray Man“ mit zwei weiteren Tagen deutlich vor „The Kissing Booth 3“ liegen wird.

    "The Gray Man": Mehr erhofft ...

    Trotzdem kann man durchaus spekulieren, dass Netflix auf einen stärkeren Start für „The Gray Man“ gehofft hat und enttäuscht ist, dass der neue Actioner doch schon recht weit hinter „Red Notice“ liegt (der mit Dwayne Johnson und Ryan Reynolds aber auch eine ganz andere Star-Power versammelt und durch den Comedy-Ansatz auch massentauglicher ist).

    Grundsätzlich ist die Einordnung von Netflix-Zahlen deutlich schwerer als die von Kinoeinnahmen, denn der Streamingdienst lässt sich nicht in die Karten blicken. So gibt es keinerlei Vorab-Prognosen, keinerlei Kommunikation zu Erwartungen. Ob ein Film damit hinter oder vor den internen Vorgaben landete, ist bei den Streaming-Titeln in der Regel nicht bekannt und kann nur spekuliert werden, während es bei Kinoveröffentlichung oft sehr gut zu erkennen ist.

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    „The Gray Man“ lief übrigens auch weltweit in den Kinos, was die reinen Streamingzahlen sicher auch etwas gedrückt hat. Denn wer – wie der Autor dieser Zeilen – den Film auf der großen Leinwand geschaut hat, dürfte nur im Einzelfall ihn dann auch noch einmal bei Netflix gestreamt haben. Aber die Kinozahlen selbst dürften nur ein sehr kleiner Anteil des Gesamtpublikums sein.

    Hier ist Netflix maximal intransparent und teilt keine Zahlen mit, sodass „The Gray Man“ einfach überhaupt nicht in den meisten Kinocharts (wie z. B. in Nordamerika oder auch Deutschland) auftaucht. Doch angesichts der Auslastung der Kinos, die man zum Beispiel über Ticketbuchungssysteme beobachten kann, sowie der relativ geringen Anzahl an Spielstätten wird deutlich, dass die Kinoauswertung die Streaming-Zahlen nicht so massiv gedrückt haben sollte.

    ... aber genug bekommen?

    Was auf jeden Fall bekannt ist: Netflix ist mit den Zahlen zufrieden genug, um mit der Reihe weiter zu machen. Überraschend schnell und direkt nach dem ersten Wochenende hat Netflix nämlich nun gleich zwei weitere „The Gray Man“-Filme angekündigt:

    So gibt es mit „The Gray Man 2“ ein klassisches Sequel, in welchem Ryan Gosling als Sierra Six zurückkehrt. Daneben gibt es aber noch ein Spin-off. Welche Figur hier in den Mittelpunkt gerückt wird, ist noch nicht bekannt (unser Tipp: Prequel mit Chris Evans; unsere Hoffnung: irgendwas mit Dhanush). Verraten wurde nur, dass dieses noch mal eine ganze Spur härter werden soll und ein sogenanntes R-Rating bei der US-Altersfreigabe angestrebt wird.

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    Artikel zur Einordnung von Netflix-Zahlen beschließen wir gerne mit dem Hinweis, dass diese Zahlen von Netflix selbst stammen und im Gegensatz zum Beispiel zu Kino-Einnahmen eine Überprüfung von außen selbst in Ansätzen nicht möglich ist. Es ist zwar aus unserer Sicht eher unwahrscheinlich, dass Netflix die Zahlen fälscht (zumal der Streamingdienst nun auch schon mal einer externen Firma eine nachträgliche Überprüfung gestattet hat), doch eine große Kritik an der Erhebung ist der teilweise mangelnde Einblick, den Netflix selbst hat.

    Denn der Streamingdienst sieht selbst nur, dass ein Film lief. Ist die Person nach fünf Minuten gegangen und hat vergessen, den TV auszuschalten, oder ist vielleicht eingeschlafen und hat dann womöglich sogar zu einem späteren Zeitpunkt noch mal neu gestartet (und wird neu gezählt), kann nicht ermittelt werden. Das ist ein Unterschied zum Beispiel zur deutschen TV-Quotenmessung, wo es verschiedenste Methoden gibt, um solche Nicht-Schauenden rauszufiltern.

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