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    Cash Truck
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,5
    gut
    Cash Truck

    Nach 16 Jahren – das Traumteam des Gangsterkinos ist zurück!

    Von Oliver Kube

    Nach Ausflügen in die Genres der Spionage-Action („Codename U.N.C.L.E.“), der Historien-Fantasy („King Arthur: Legend Of The Sword“) und der Disney-Familienunterhaltung („Aladdin“) ist Guy Ritchie zuletzt mit „The Gentlemen“ endlich mal wieder zu seinen „Bube, Dame, König, grAs“-Wurzeln zurückgekehrt. „Cash Truck“, ein Remake des französischen Kinohits „Cash Truck – Der Tod fährt mit“ von 2004, ist nun zwar mehr reinrassiger Action-Thriller als trockenhumorige Gangster-Groteske, aber dafür arbeitet der Kultregisseur hier erstmals seit „Revolver“ (2005) wieder mit seinem einstigen Stammschauspieler Jason Statham zusammen. Dessen Rolle war in einem früheren Produktionsstadium übrigens mal für Sandra Bullock vorgesehen, wirkt dem „Hobbs & Shaw“-Star nun aber trotzdem wie auf den Leib geschrieben.

    Ein Brite, den alle nur H nennen (Jason Statham), absolviert seinen ersten Arbeitstag als Geldtransportfahrer in Los Angeles. Ausbilder Bullet (Holt McCallany) überwacht das Training und dreht mit ihm plus Beifahrer Dave (Josh Hartnett) die ersten Runden. Schon am nächsten Morgen wird das Panzerwagen-Team allerdings überfallen und Bullet als Geisel genommen. Da zeigt H sein wahres Gesicht: Innerhalb von Sekunden schießt er eiskalt und supereffizient alle sechs Gangster über den Haufen und rettet seinen neuen Kollegen sowie die Beute. Bullet und der Rest der Belegschaft wundern sich, wer dieser Kerl wirklich ist und was ihn dazu bringt, einen Job anzutreten, der offensichtlich weit unter seinen Möglichkeiten liegt. Eine Frage, die sich noch intensiver stellt, als die Transporter-Besatzung einige Monate später von einer anderen Verbrecher-Crew erneut überfallen wird – diese aber Hals über Kopf den Rückzug antritt, sobald sie auch nur das Gesicht von H sieht…

    H (Jason Statham) ist offensichtlich kein ganz normaler Geldtransporter-Fahrer ...

    Schon der Einstieg gelingt erstklassig, obwohl hier weder Jason Statham noch Holt McCallany (dem mit der Netflix-Serie „MINDHUNTER“ ein später Durchbruch gelang) selbst beteiligt sind: Wir erleben einen Überfall mitten in L.A. aus dem Inneren eines Security-Trucks mit – wobei einen vor allem die intensive Arbeit von Guy Ritchies neuem Stammkameramann Alan Stewart sowie der sparsame, aber dann knallhart-präzise Schnitt von James Herbert („Edge Of Tomorrow“) sofort in die Action reinziehen. Allerdings geht der anfängliche Schwung inmitten der ausufernden, von anschwellender Bombast-Musik unterlegten Opening-Credits erst mal wieder verloren – die stilisierten Standbilder der Schauspieler sowie altertümliche Gemälde diverser „Gut gegen Böse“-Mythen würden vielleicht ganz gut in einen James-Bond-Film passen, wirken hier aber eher deplaziert.

    So muss die Intensität erst einmal neu aufgebaut werden – und das gelingt auch, selbst wenn es ein Weilchen dauert: Erst nach etwa 15 recht unterhaltsamen, aber eben spürbar allein der Exposition dienenden Minuten, in denen H etwa sein Einstellungsgespräch beim sträflich unterbeschäftigten Edelmimen Eddie Marsan („Happy Go Lucky“) absolviert, legt Guy Ritchie wieder so richtig los. Eine große Hilfe ist ihm dabei auch der passend dreckige, dunkel und schwer groovende Score seines neuen Stammkomponisten Christopher Benstead, der als Supervising Music Editor auch am kommenden 007-Abenteuer „James Bond – Keine Zeit zu sterben“ beteiligt ist.

    Kaum Zeit zum Luftholen

    Sobald die Einführung aber erst einmal abgeschlossen ist, geht es bis zum Ende Schlag auf Schlag! Wir sehen eine virtuos komponierte Abfolge von Flashbacks, die die tragischen Beweggründe des Protagonisten offenlegen. Die schwer bleihaltigen Action-Setpieces sind rasant in Szene gesetzt und wenn es doch mal kurze Dialoge gibt, sind sie konsequent von markigen Sprüchen durchzogenen.

    Die Oneliner serviert Jason Statham selbstredend auf seine unverkennbare, trocken lakonische Art, die er schon bei seinen ersten Kollaborationen mit Guy Ritchie entwickelt und dann später auch bei seinen „Transporter“- und „Fast & Furious“-Auftritten immer wieder gewinnbringend eingesetzt hat. In diesen Momenten kommt „Cash Truck“ den frühen Ritchie-Kultfilmen und „The Gentlemen“ am nächsten. Deren Witz und Klasse erreicht er jedoch nie. Der trockene Humor ist diesmal eben nur ein Element am Rande und entwickelt auch einfach nicht denselben bissigen Punch.

    ... und das müssen auch seine neuen Kollegen (u.a. Josh Hartnett) bald feststellen.

    Vorausgesetzt, man hat mit deftigen Gewaltdarstellungen kein Problem, macht „Cash Truck“ trotzdem über weite Strecken mächtig Laune. Und zwar selbst dann, wenn mal nicht wild geballert wird oder Jason Statham kurz Pause macht. So etwa in einer ausführlicheren Sequenz, die uns die Gangster aus der Eröffnungsszene ohne Masken präsentiert. Die Truppe von Ex-Soldaten um den überlegt agierenden Jackson (Jeffrey Donovan) sowie den unberechenbaren Psychopathen Jan (Scott Eastwood) ist zwar nicht sonderlich originell, bietet aber genug Spleens und raues Charisma, um nicht völlig austauschbar zu erscheinen.

    Bei all dem kommt Guy Ritchie angenehm zügig und erstaunlich düster zum Punkt! Der riesige Shootout im letzten Drittel hätte allerdings ruhig kürzer ausfallen dürfen. Die schiere Menge der verballerten Projektile, die ihr Ziel verfehlen oder zumindest keine merkliche Wirkung zeigen, nimmt schon absurde Dimensionen an. Wird dann mal jemand getroffen, handelt es sich lange nur um gesichtslose Schergen. Die folgende finale Sequenz ist dann aber mit ihrem für Ritchie typischen, trocken-brutalen Ton doch wieder sehr, sehr befriedigend.

    Fazit: Wer auf harte, gradlinige und trotzdem auf einen hohen Unterhaltungswert bedachte Pulp-Action steht, kommt hier voll auf seine Kosten! Jason Statham spielt seinen stoischen Stiefel zuverlässig runter – also genau das, was seine Fans bei seiner ersten Zusammenarbeit mit seinem Entdecker Guy Ritchie nach mehr als eineinhalb Jahrzehnten von ihm erwarten.

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