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    Shattered - Gefährliche Affäre
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,5
    gut
    Shattered - Gefährliche Affäre

    Endlich mal wieder eine verhängnisvolle Affäre

    Von Markus Tschiedert

    Das Liebesspiel mit einer Femme Fatale kann für einen testosterongesteuerten Mann vernichtend sein - besonders im Kino, wo Erotik und Tod meist einen treffsicheren Thriller-Mix ergeben. Michael Douglas wurde vor 35 Jahren quasi zum Aushängeschild dieses Genres, als er 1987 in „Eine verhängnisvolle Affäre“ zunächst einer von Glenn Close gespielten Psychopathin verfiel, aber daraus nichts lernte und den Fehler anschließend auch noch bei Sharon Stone in „Basic Instinct“ (1992) und Demi Moore in „Enthüllung“ (1994) wiederholte. Mit „bösen Bräuten“ bekamen es in dieser Kinoepoche aber auch Hollywoodstars wie William Hurt („Body Heat“), Harrison Ford („Aus Mangel aus Beweisen“) und Bruce Willis („Color Of Night“) zu tun. Erotikthriller garantierten in den Achtzigern und Neunzigern eben noch volle Kinokassen …

    … inzwischen sind sie aber eher selten geworden, selbst wenn Bradley Cooper in „Nightmare Alley“ einer von Cate Blanchett verkörperten Femme Fatale ausgeliefert war. Mit „Shattered - Gefährliche Affäre“ wagt es nun auch Regisseur Luis Prieto („Kidnap“), nach bewährten Genre-Regeln vorzugehen und verpflichtete dafür ausgerechnet die Deutsche Lilly Krug als Blondes Gift. Die aufstrebende Tochter von Veronica Ferres („Das Superweib“) spielt ihre erste Kinohauptrolle mit einer solchen fatalen Wirkung, dass Cameron Monaghan („Hüter der Erinnerung“) als ihr männliches Opfer kaum eine Chance hat, selbst Eindruck zu hinterlassen. Außerdem ist da noch Altstar John Malkovich („Gefährliche Liebschaften“) – und der stiehlt selbst im schlabbrigen Achtzigerjahre-Trainingsanzug dann allen die Show.

    Sky (Lilly Krug) macht keine halben Sachen, sondern ist zu allem bereit, um ihr Ziel zu erreichen!

    Chris Decker (Cameron Monaghan) hat es mit seinem Unternehmergeist zu einem stattlichen Vermögen gebracht. Allerdings er ist geschieden und lebt völlig isoliert in einem von ihm selbst entworfenen Hightech-Haus. Eines Nachts lernt er im Supermarkt die junge Sky (Lilly Krug) kennen, der er aus einer Patsche hilft, woraufhin beide bei ihm zu Hause im Bett landen. Aus dem One-Night-Stand wird aber schon bald mehr. Als sich Chris das Bein bricht, zieht Sky sogar ganz bei ihm ein, um ihn zu pflegen. Aber damit wendet sich das Blatt. Der im Rollstuhl sitzende Invalide ist seiner „Krankenschwester“ plötzlich hilflos ausgeliefert. Sie schreckt vor nichts zurück, um von ihm die Zugangscodes zu seinen Konten und Besitztümern herauszupressen…

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    Der deutsche Untertitel von „Shattered - Gefährliche Affäre“ klingt tatsächlich wie eine einfallslose Reminiszenz an die Erotikthriller-Welle aus den Achtzigern und Neunzigern. Der Originaltitel, der sich mit „zerschlagen“ übersetzen lässt, trifft den Nagel da schon deutlich besser auf den Kopf. Denn das Leben eines „redlichen“ Mannes, der sogar zu seiner Ex-Frau Jamie (Sasha Luss) und der gemeinsamen Tochter Willow (Ridley Asha Bateman) immer noch ein gutes Verhältnis hat, wird im wahrsten Sinne des Wortes zerschlagen – nicht nur symbolisch, sondern auch ganz buchstäblich, indem ihm von einem Kleinkriminellen auf offener Straße das Bein zertrümmert wird. Dass diese Konfrontation womöglich von der heiß- und zugleich kaltblütigen Sky eingefädelt wurde, ahnt man längst – und damit holt uns Luis Prieto relativ schnell aus dem anfänglichen Schmuse-Modus zweier frisch Verliebter heraus. Von nun an geht es zur Sache - und das gar nicht zimperlich, wenn Sky die Maske fallen lässt und sogar zur Bohrmaschine greift, um ihr Opfer zu foltern. Das weckt sofort wohlig-gruselige Erinnerungen an Rob Reiners oscarprämierte Stephen-King-Verfilmung „Misery“.

    John Malkovich stiehlt als herrlich schmieriger Vermieter allen die Show.

    Gemeinheiten erlauben sich auch zwei Randfiguren, die prominent besetzt sind: Frank Grillo („The Purge: Anarchy“) taucht im letzten Drittel als Komplize auf, der als polternder Macho allerdings gar nicht mehr so viel beitragen kann. Dann ist da aber auch noch John Malkovich, der als Vermieter Ronald schon viel früher eingeführt wird. Ein schon äußerlich abstoßender Typ, voyeuristisch und völlig charakterlos. Dennoch ist Ronald der einzige, der Sky auf die Schliche kommt und sein eigenes perfides-opportunistisches Spiel beginnt. Malkovich hat sichtlich Spaß daran, diesen amoralischen Schmierlappen mit einem Schuss Sarkasmus zu spielen.

    Malkovichs Figur bietet damit den höchsten Unterhaltungswert in diesem Film, der ja ansonsten doch nur die üblichen Konventionen des Genres abhakt, die manchmal ganz schön vorhersehbar sind, aber trotzdem genügend Spannung bieten, um dabeibleiben zu wollen, bis das Ganze natürlich in einem blutigen Showdown endet. Wo Cameron Monaghan oft etwas farblos wirkt, darf Lilly Krug am Ende mit blutbeschmiertem Antlitz nochmals so richtig auftrumpfen. Ein sinisteres Bild, das sich wie einst Sissy Spacek in „Carrie“ (1976) einprägt und klarstellt, dass „Shattered - Gefährliche Affäre“ nicht mehr sein will als ein auf Entertainment getrimmter Erotikthriller.

    Fazit: Regisseur Luis Prieto hat seine Hausaufgaben gemacht und zitiert etliche Klassiker aus dem Genre des (Erotik-)Thrillers. Vielleicht kommt die Erotik in „Shattered – Gefährliche Affäre“ etwas kurz, aber dafür dominiert halt der abgründige Thrill – und das gar nicht mal zu knapp.

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