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    Muzzle - K-9 Narcotics Unit
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,5
    durchschnittlich
    Muzzle - K-9 Narcotics Unit

    Rache für einen Vierbeiner – ohne die Durchschlagskraft von "John Wick"

    Von Lutz Granert

    Um den Abschluss der Dreharbeiten seines Films „Crypto – Angst ist die härteste Währung“ zu feiern, fuhr Filmemacher John Stalberg Jr. vor einigen Jahren während einer regnerischen Nacht auf dem Highway nach New York. Er überholte einen Einsatzwegen, in dem ein Polizist mit seinem Partner auf dem Beifahrersitz sprach. Eigentlich nichts Besonderes, aber beim näheren Hinsehen stellte sich heraus, dass es sich beim Mitfahrer nicht um einen Menschen, sondern um einen Vierbeiner aus der in den USA K-9 genannten Hundestaffel handelt.

    Damit war die Prämisse für ein neues Filmprojekt gefunden, allerdings mit einem ungleich ernsteren Ton als etwa in der dreiteiligen „Mein Partner mit der kalten Schnauze“-Reihe, in der James Belushi mit seinem vierbeinigen Partner auf Verbrecherjagd geht. „Muzzle – K-9 Narcotics Unit“ ist betont grimmig und geerdet – ganz im Gegensatz übrigens zum schnell geschnittenen deutschen Trailer, der eher launige Vierbeiner-Unterhaltung suggeriert. Während sich Aaron Eckhart („The Dark Knight“) in der Hauptrolle (zu sichtlich) bemüht, besteht der Plot aus zahlreichen Versatzstücken, die jedoch nicht so recht zueinander passen wollen.

    Jake Rosser (Aaron Eckhart) und seinen Hund verbindet ein Band, das viel tiefer geht als das zu seinen menschlichen Kollegen vom Revier.

    Police Officer Jake Rosser (Aaron Eckhart) und sein deutscher Schäferhund Ace sind bei der K-9-Einheit des LAPD ein eingespieltes Team. Bei einem gemeinsamen Einsatz gegen Drogendealer in einem Problembezirk wird Ace tödlich verwundet. Als Jake daraufhin einen Sanitäter verprügelt, der einen verletzten menschlichen Kollegen bevorzugt behandelt, wird er vom Dienst suspendiert und muss sich für eine Rückkehr in den Dienst erst einmal in Therapie begeben. Da Aces Mörder die Kommandos der K-9-Hundestaffel kannte, beginnt Jake derweil auf eigene Faust, dessen Identität zu ermitteln.

    (Inoffizielle) Unterstützung erhält er dabei nur von der traumatisierten Polizeihündin Socks und seiner Kollegin Detective Ramos (Delissa Reynolds). Dabei kommt Jake einer Verschwörung mit abgerichteten Hunden und einem bis nach China reichenden Drogensyndikat auf die Spur, welches Los Angeles mit dem schnell süchtig machenden Schmerzmittel Fentanyl überschwemmt…

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    In „John Wick“ reaktiviert der gewaltsame Tod eines Beagle-Welpen einen Profikiller aus dem Ruhestand – die Folge sind nicht nur Hunderte Tote, sondern auch eines der erfolgreichsten Action-Franchises aller Zeiten. „Muzzle – K-9 Narcotics Unit“ weist natürlich ein deutlich geringeren Produktionsaufwand als die stylish inszenierte und in Sachen Action anspruchsvoll choreografierte Killer-Saga auf, kann aber trotzdem mit einem originellen inszenatorischen Kniff punkten: Einige Szenen sind aus der halbhohen Sicht der Vierbeiner gefilmt – diese eingestreuten Perspektivwechsel verleihen den seltenen und ansonsten auch eher generischen Actionszenen zumindest einen halbwegs originellen Anstrich.

    Die Sequenzen von den professionellen Polizeihund-Trainingseinheiten sind hingegen richtig stark: In den entsprechenden Szenen wurde auf den Einsatz jeglicher Computereffekte zum Glück verzichtet – das ist Hollywood-Tiertraining der allerersten Klasse! Wenn Jake unentwegt auf seinen neuen Vierbeiner einredet, der beim Aufruf zum Fressen oder bei Kommandos im Parcours auf dem Trainingsplatz seinen eigenen Kopf beweist, ist das durchaus herzig. Solche humoristischen Einsprengsel genießen allerdings Seltenheitswert.

    Die Hundetraining-Szenen sind die klaren Highlights von „Muzzle“.

    Bei seinem Rachefeldzug stehen Protagonist Jake nämlich auch psychische Probleme im Weg: Der auch privat äußerst zugeknöpfte Ex-Kriegsveteran leidet an einer posttraumatischen Belastungsstörung – was seine wesentlich jüngere Krankenschwester-Nachbarin Mia (Penelope Mitchell) bei einem kurzen, schroff verlaufendem Treffen in der Waschküche nicht daran hindert, ein völlig unmotiviert (sexuelles) Interesse an ihm zu entwickeln. Dieser beinahe schon unfreiwillig komische und bald auch wieder vergessene Sub-Plot wirkt unglaubwürdig ins ohnehin überfrachtete Drehbuch gequetscht, Moralische Fragen rund ums Training oder die Abrichtung von Hunden werden ebenfalls angeschnitten, aber nie vertieft.

    Gerade in der ersten Filmhälfte fährt oder joggt Jake so oft plakativ durch die realen Zeltstädte der Obdachlosen in L.A., dass zwangsläufig die Frage aufkommt, ob John Stalberg Jr. eigentlich eine semidokumentarische Sozialstudie drehen wollte. Das Bemühen um authentische Milieuzeichnung, die dann aber doch nur illustrierende Kulisse bleibt, hin oder her: Etwas mehr Einfühlsamkeit hätte der hölzernen und unentschlossenen Inszenierung, die weder Tempo noch Spannung aufzubauen vermag, generell gutgetan. Auch die auf wenige bedeutungsschwangere Schnipsel reduzierten Sitzungen von Jake beim Psychologen wirken halbherzig. Darin setzt der lustlos agierende Aaron Eckhart bei Fragen um Suizidgedanken einen konsequent angespannten Einheitsgesichtsausdruck auf, Einblicke ins mutmaßlich komplexe Innenleben seiner Figur gewährt er aber nicht. „Avatar“-Bösewicht Stephen Lang bekleidet als Polizei-Hundetrainer nur eine kleine Rolle und kann deswegen auch keine schauspielerischen Akzente setzen.

    Fazit: Als Liebeserklärung an Polizei-Vierbeiner gut gemeint, aber inhaltlich unausgegoren: „Muzzle – K-9 Narcotics Unit“ mäandert mit einem angstengt agierenden Aaron Eckhart ohne klare Linie unentschlossen zwischen seichtem Psychodrama, lauem Thriller und brutaler Action.

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