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    "Speed": Warum der Regisseur des Meisterwerks plötzlich verschwunden ist

    Jan de Bont inszenierte nur fünf Filme, doch die Karriere des „Speed“-Regisseurs dauerte ganze neun Jahre. Nach „Lara Croft – Tomb Raider: Die Wiege des Lebens“ war Schluss. Doch wir haben ein Lebenszeichen des Niederländers entdeckt.

    20th Century Fox

    Bevor Jan de Bont Mitte der 90er Jahre überhaupt erst zum gefeierten Blockbuster-Regisseur in Hollywood aufstieg, war der Niederländer einer der gefragtesten Kameramänner der Traumfabrik – Highlights waren unter anderem „Stirb langsam“, „Black Rain“, „Jagd auf Roter Oktober“, „Basic Instinct“ oder „Lethal Weapon“. Doch es ist keine Selbstverständlichkeit, dass ein Top-Kameramann auch automatisch ein guter Regisseur ist (bestes Gegenbeispiel zuletzt: Wally Pfister mit dem künstlerischen wie kommerziellen Flop „Transendence“). Ein furioseres Regiedebüt als das von Jan de Bont 1994 mit dem Action-Thriller „Speed“ (mit Keanu Reeves und Sandra Bullock) gab es allerdings selten. Ein Meisterwerk aus dem Stand. Und nicht nur das: Der innovative und unglaublich unterhaltsame Action-Reißer, den wir in unserer FILMSTARTS-Kritik mit wohlverdienten 5 Sternen bedacht haben, spielte weltweit für damalige Verhältnisse sehr starke 350 Millionen Dollar ein und erreichte in Deutschland 3,1 Millionen Besucher – und das bei einem sehr moderaten Budget von 30 Millionen Dollar.

    Damit kommen wir zum großen Problem von Jan de Bonts Regiekarriere: Die aus wirtschaftlichen Hollywood-Befindlichkeiten logische Fortsetzung „Speed 2“ kostete 1997 astronomische 160 Millionen Dollar – und floppte böse an den Kinokassen. Nur 164 Millionen spielte der zweite Teil ein. In Deutschland war „Speed 2“ mit 1,9 Millionen Besuchern immerhin ein Hit, obwohl der Film zurecht schlechte Kritiken bekam (2 Sterne auf FILMSTARTS). Das Vertrauen des Studiosystems (Motto: Du bist nur so gut, wie das Einspielergebnis deines jüngsten Films) in de Bont bekam hier erste ernsthafte Risse – und das, nachdem sich der Filmemacher mit dem Megaerfolg „Twister“ (Einnahmen weltweit: 495 Millionen Dollar) ein Jahr zuvor eine Carte Blanche für „Speed 2“ erspielt hatte.

    Comeback mit "Schwarzen Tulpen"?

    Aber nachdem der Geister-Mummenschanz „Das Geisterschloss“ (1999) kein Hit wurde und „Lara Croft – Tomb Raider: Die Wiege des Lebens“ (2003) zum Verlustgeschäft, war es mit der Hollywoodkarriere des Jan de Bont von heute auf morgen vorbei. Folgeaufträge: keine! De Bont war raus. Mit 60 Jahren war er nicht mehr der Jüngste, aber auch lange noch kein altes Eisen. Bis heute steht nur noch ein Credit als ausführender Produzent bei dem Indie-Thriller „The Paperboy“ (mit Nicole Kidman, Matthew McConaughey und Zac Efron) von 2012 zu Buche. Die Nennung als einer von sieben Kameramännern bei der niederländischen Doku „Nema Aviona Za Zagreb“ datiert zwar offiziell aus dem Jahr 2012, da der Film aber ein Langzeitprojekt seit 1964 (!!!) ist, kann diese nicht als „künstlerisches Lebenszeichen“ von de Bont gewertet werden.

    Ob es tatsächlich noch einmal zu einem Comeback von Jan de Bont kommt, ist fraglich. Ausgebrannt ist der Filmemacher im Vorruhestand aber keinesfalls. Bei einer lebhaften Podiumsveranstaltung als Gast der New York Film Academy im Jahr 2016 berichtete der Regisseur nicht nur ausführlich und unterhaltsam über seine Erfahrungen im Filmgeschäft, sondern bekannte, dass er noch an Ideen zu Projekten arbeite. Zum Beispiel an einem Film über die Industrie schwarzer Tulpen, die im 18. Jahrhundert zu einem Luxusgut heranwuchsen. Für de Bont war dies eine der ersten wirtschaftlichen Blasen, die dann gemeinsam mit der niederländischen Wirtschaft kollabierte. Auch ein Remake des Klassikers „Noch fünf Minuten zu leben“, das de Bont inszenieren sollte, steckt weiterhin in der Entwicklungshölle…

    „Speed“ läuft am Montag, 25. März 2019 um 20.15 Uhr bei Kabel 1 – das Sequel „Speed 2“ direkt im Anschluss.

     

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