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    Von "The Purge" bis "Get Out": Das ebenso simple wie geniale Konzept hinter der Horror-Erfolgsschmiede Blumhouse

    Heute startet der Horror-Hit „Get Out“ endlich auch in den deutschen Kinos! Zu diesem Anlass haben wir Produzent Jason Blum, den Gründer und CEO der Hit-Schmiede Blumhouse Productions, in Berlin zum ausführlichen Vieraugengespräch getroffen...

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    Jason Blum ist gerade mal wieder der (geheime) König von Hollywood! Und das, obwohl er im Gegensatz zu den Bossen der großen Filmstudios nicht mal eben ein paar Hundert Millionen Dollar für den nächsten Mega-Blockbuster lockermacht…

    Stattdessen hat der gerade einmal 4,5 Millionen Dollar teure „Get Out“ (4,5 Sterne von FILMSTARTS) schon jetzt mehr als 194 Millionen Dollar und damit bereits das 42-Fache (!) seiner Kosten wieder reingeholt (und das, obwohl der Horror-Thriller noch gar nicht in allen Territorien in den Kinos gestartet ist). Dabei hat nicht einmal der erfahrene Blum selbst mit einem solchen gigantischen Siegeszug gerechnet:

    „Erst nach der zweiten Spielwoche, als die Zuschauerzahlen nochmals angestiegen waren, war ich mir sicher, dass es ein richtig großer Hit werden würde.“

    Aber nicht nur wegen seines Kassenerfolgs, auch davon abgesehen sticht „Get Out“ aus der Masse an (Horror-)Filmen absolut heraus: Regie-Debütant Jordan Peele stellt frech die gängigen Genre-Klischees auf den Kopf und reflektiert zugleich den politischen Zeitgeist anno 2017, wenn er den Zuschauer durch die Augen eines Schwarzen auf eine offenbar durchgedrehte weiße Vorort-Community blicken lässt. Angesichts des brandaktuellen Themas gibt auch Blum zu, dass die US-Präsidentschaft von Donald Trump seinem Film finanziell sicherlich nicht geschadet hat:

    „Nein, der Film wäre bestimmt nicht so gut gelaufen, wenn Hillary Clinton die Wahl gewonnen hätte. Aber ich würde sofort auf den Erfolg verzichten, wenn sie dafür jetzt Präsidentin wäre!“

    Universal Pictures

    Der Kassen-Triumph des Low-Budget-Films klingt im ersten Moment wie ein modernes Kino-Märchen – tatsächlich steckt aber ein ebenso simples wie geniales System dahinter: Statt wie große Teile der Studio-Konkurrenz jede Menge Geld in einen einzigen Mega-Blockbuster zu stecken, entstehen unter dem Banner von Jason Blums Firma Blumhouse Productions jedes Jahr etliche „kleine“ Filme mit einem besonderen Fokus auf das Horrorgenre. Die einzelnen Produktionen werden dabei zwar mit einem verhältnismäßig schmalen Budget und einer knappbemessenen Drehzeit ausgestattet, aber dafür wird den Regisseuren eine künstlerische Freiheit zugestanden, von der sie bei typischen Studioproduktionen nur träumen können.

    Die Rechnung lautet dann wie folgt: Wenn einzelne Erfolge wie „Unknown User“, „Paranormal Activity“ oder „Sinister“ an den Kinokassen ein Vielfaches ihrer Kosten wieder reinholen oder sogar mehrere Sequels nach sich ziehen, dann sind damit gleich eine ganze Reihe von weniger erfolgreichen, oft direkt fürs Heimkino ausgewerteten Projekten wieder ausgeglichen (Oren Pelis „Paranormal Activity“-Nachfolgeprojekt „Area 51“ wurde etwa erst mit jahrelanger Verspätung schließlich verramscht). So geht man zwei bei den einzelnen Filmen ein hohes Risiko ein, denn nur so können wirklich außergewöhnliche Projekte entstehen, aber insgesamt ist das Risiko über alle Filme hinweg doch so gut wie Null.

    Lediglich in Sequels oder bei der wiederholten Zusammenarbeit mit erprobten Regisseuren werden laut Blum auch mal ein wenig höhere Beträge investiert (so kostete James DeMonacos „The Purge 3: Election Year“ mehr als drei Mal so viel wie das Original). Aber auch dann gibt es für ihn immer eine Obergrenze.

    Kaum zu glauben: Trotz des erstaunlichen finanziellen Erfolgs ist Blumhouse Productions mit seiner bewährten Strategie immer noch ein absoluter Exot auf dem Markt. Aber wenn ein Produktionsmodell dermaßen durchschlägt, warum imitieren es dann eigentlich nicht einfach alle anderen? Auch darauf hat Blum eine klare Antwort parat:

    „Low-Budget-Filme sind nicht sexy. Je mehr Geld man in eine Produktion steckt, desto mehr verspricht man sich automatisch davon. In Hollywood geht es überwiegend um Egos.“

    In Hollywood stecken die Leute laut Blum alles Erwirtschaftete sofort wieder in den nächsten potentiellen Kassenschlager – und deshalb ist es auch gar nicht so einfach, dem omnipräsenten Finanzhedonismus die Stirn zu bieten. Denn wenn einer von seinen Filmemachern einen Erfolg feiert, ist es für Blum natürlich nicht so leicht, ihn auch für seine nächsten Filme an Blumhouse Production zu binden: Während das etwa aktuell bei M. Night Shyamalan gelungen ist (nach „The Visit“ und „Split“ macht der auch „Glass“ mit Blum gemeinsam), ist der in diesem Jahr mit dem Regie-Oscar ausgezeichnete Damien Chazelle nach dem gemeinsamen Erfolg mit „Whiplash“ (für den Blum als Produzent eine Oscarnominierung erhalten hat) im letzten Moment doch noch zu Lionsgate als Produzent für seinen nächsten Film „La La Land“ übergewechselt. Wir glauben Blum aber, wenn er sagt, dass er darüber inzwischen hinweg sei:

    „Darüber denke ich nicht mehr so viel nach, schließlich hatten wir dieses Jahr viele andere Erfolge.“

    Wo er Recht hat, hat er Recht! Und wenn man sich Blums aktuellen Produktionsplan so anschaut, spricht alles dafür, dass der Erfolg auch noch eine ganze Zeit anhalten wird: Voraussichtlich Anfang 2018 erwartet uns „Insidious: Chapter 4“, während „Unknown User 2“ bereits abgedreht ist und innerhalb der nächsten zwölf Monate in die Kinos kommen soll. Zudem produziert Blum ein verspätetes Sequel zu John Carpenters Horror-Klassiker „Halloween“, dessen Entstehung Carpenter selbst überwacht. Erst vorige Woche wurde zudem eine neue Adaption des Stephen-King-Romans „Der Feuerteufel“ angekündigt, welche wie „The Purge“ betont sozialkritische Töne anschlagen könnte. Und selbst das ist nur ein kleiner Ausschnitt dessen, was Blum gerade noch alles in der Produktions-Pipeline stecken hat...

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