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    Saw 8: Jigsaw
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,0
    lau
    Saw 8: Jigsaw
    Von Christoph Petersen

    Vor nicht ganz zehn Jahren erschien es noch als ausgemachte Sache, dass es fortan bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag jedes Jahr pünktlich zu Halloween einen neuen „Saw“-Film geben würde (schließlich war mit „Saw 7“, „Saw 8“ und „Saw 9“ gerade eine dritte Trilogie angekündigt worden). Aber dann wurde „Saw 6“ an den Kinokassen überraschend deutlich von „Paranormal Activity“ abgehängt – und von da an war plötzlich ein anderes Franchise der neue Platzhirsch am Halloween-Wochenende. Die „Saw“-Produzenten sahnten zwar anschließend dank Gedärmespritzen in 3D mit „Saw VII – Vollendung“ noch einmal ordentlich ab, zogen dann aber erst einmal den Stecker. Sieben Jahre später ist die Dominanz der „Paranormal Activity“-Reihe längst Geschichte und der Slot im Halloween-Geschäft somit wieder frei – kein Wunder also, dass sich der psychopathische Puzzlekiller John Kramer anno 2017 in „Saw 8: Jigsaw“ von den Spierig-Brüdern („Daybreakers“) doch noch einmal zurückmeldet. Aber allzu viel hat sich in der Zwischenzeit (leider) nicht geändert.

    Als der flüchtige Edgar Munsen (Josiah Black) von der Polizei auf einem Lagerhallendach gestellt wird, hält er eine Art Zünder in der Hand – zudem erzählt er etwas von einem Spiel auf Leben und Tod, das gleich beginnen werde. Als er auf den roten Knopf drückt, wird Edgar von den Cops der Arm abgeschossen, zudem trifft ihn eine Kugel in die Brust, woraufhin er ins Koma fällt. Während sich die Ermittler um Detective Halloran (Callum Keith Rennie) und seinen Partner Keith Hunt (Clé Bennett) fragen, ob das nur wirres Gerede war oder ob vielleicht doch etwas hinter dem angekündigten Spiel steckt, erwachen fünf fremde Menschen mit einem Metallring um den Hals in einem engen Raum. Während vom Band Jigsaws Stimme erklärt, dass sie nur gestehen müssen, um ihr Leben zu retten, werden die Gefangenen von Stahlketten unaufhaltsam in Richtung der gegenüberliegenden Wand gezogen, wo bereits eine ganze Reihe von rotierenden Sägeblättern auf sie wartet. Ist der krebskranke John Kramer (Tobin Bell) also womöglich zehn Jahre zuvor doch nicht ums Leben gekommen…?

    Auch in „Jigsaw“ verlaufen das Absolvieren von Jigsaws Fallen und die Ermittlungen der Polizei wieder weitgehend ohne direkte Berührungspunkte parallel, wobei im Gegensatz zu den meisten früheren „Saw“-Filmen dieses Mal die Whodunit-Rätselelemente sehr viel stärker im Vordergrund stehen: „Saw 8“ ist eher ein Krimi mit Gore-Einlagen als andersherum. Auch deshalb dürfte der neue Parcours der Torturen speziell Kenner der Reihe eher enttäuschen – der viel weniger dreckige Look des Films raubt speziell den Folter-Sequenzen einen Teil ihrer Atmosphäre, zudem gibt es keine neuen Fallen-Konstruktionen, die es in Sachen Finesse, Perfidität oder auch nur brachialer Brutalität mit den „Klassikern“ der Reihe wie der umgedrehten Bärenfalle aufnehmen könnten. Zumindest sind aber diesmal wieder mehr Gore-Effekte handgemacht, wobei der mit Abstand spektakulärste Kill aber trotzdem erneut per CGI umgesetzt wurde. Offenbar sollen mit „Jigsaw“ auch Reihen-Neulinge erst einmal „behutsam“ an den Härtegrad der Reihe herangeführt werden (seine FSK 18 hat sich der Film trotzdem allemal verdient). Aber so wie er jetzt präsentiert wird, dürfte der neue Parcours das Publikum insgesamt eher kalt lassen…

    … was übrigens auch daran liegt, dass die um ihr Leben kämpfenden Opfer nicht nur völlig unsympathisch und dämlich sind (das waren sie schließlich meistens), sondern auch vollkommen blass und austauschbar bleiben. Gab es in den vergangenen Teilen zumindest mal ein übergeordnetes Thema (etwa verbrecherische Krankenversicherer in „Saw 6“ oder einen Autounfall mit Fahrerflucht in „Saw 3“), etablieren die „Piranha 3D“-Autoren Pete Goldfinger und Josh Stolberg nun wieder für jede einzelne Figur einen eigenen Grund, warum Jigsaw speziell ihr eine moralische Lehre erteilen will. Nur sind die Hintergrundgeschichten leider durch und durch generisch – und die damit jeweils verbundenen Rückblenden deshalb ziemlich öde. „Live Or Die“ heißt es im Werbespot zu „Jigsaw“ – nur könnte einem die Antwort auf diese Frage zumindest in Bezug auf die Parcours-Absolventen kaum gleichgültiger sein.

    Aber wie gesagt, im achten Teil steht sowieso der Krimiplot stärker im Vordergrund. Die regieführenden Brüder Michael und Peter Spierig haben sich vor allem dank ihrem Zeitreise-Verwirrspiel „Predestination“ (4 Sterne von FILMSTARTS) einen Ruf als regelrechte Mindfuck-Spezialisten erarbeitet – und so ist es wenig verwunderlich, dass sie nun auch in „Jigsaw“ alles tun, um ihre Zuschauer auf eine falsche Fährte zu locken. Bei wem das gelingt, den erwartet gen Ende tatsächlich ein ganz netter Twist als Payoff. Wir können in diesem Punkt allerdings nur für uns selber sprechen: Wir hatten von Beginn an einen Verdacht, waren uns dann ab etwa der Hälfte der Spielzeit absolut sicher – und genauso ist es dann auch gekommen. Das Schlimme daran ist allerdings gar nicht, dass wir nicht überrascht wurden, sondern dass die Macher beim Abfeuern der Ablenkungsmanöver häufig derart rabiat vorgehen, dass die Logik an mehr als nur einer Stelle auf der Strecke bleibt.

    Fazit: Mit Ausnahme eines etwas weniger schäbigen Looks und einem stärkeren Fokus auf dem Whodunit-Plot ist im Jigsaw-Universum auch nach sieben Jahren Pause das allermeiste beim Alten geblieben – bei einigen Fans der Reihe mag das zumindest nostalgische Gefühle wecken, wir finden diesen Stillstand hingegen ziemlich enttäuschend.

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