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    Colombiana
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,0
    solide
    Colombiana
    Von Stefan Geisler

    Kinder sind gefährlich – zumindest wenn es nach Hollywood geht! Film-Gangster lassen sich ihre ausgebufften Pläne oftmals von unberechenbaren Jungspunden vereiteln und auch sonst zeigen die Heranwachsenden den Älteren gerne mal, wie der Hase zu laufen hat. Und dabei herrscht tatsächlich Gleichberechtigung zwischen den Geschlechtern. So trat bereits die zwölfjährige Mathilda (Natalie Portman) in Luc Bessons „Leon - Der Profi (Léon)" ebenso kräftig Gangster-Hintern wie ihr ungleich älterer Mentor Léon (Jean Reno), während sich jüngst in „Kick-Ass" das Hit Girl (Chloe Mortez) schonungslos durch die kriminelle Brut schnetzelte. Ein gerne gehegtes Motiv der schlagkräftigen Damen: Rache. Um eine solche Vendetta kreist auch „Colombiana", die neue Action-Oper von Luc-Besson-Entdeckung Olivier Megaton („Transporter 3"). Die Ähnlichkeiten zu „Leon – Der Profi" sind dabei nicht zufällig, zeigt sich doch niemand anderes als Luc Besson selbst für die Produktion und Teile des Drehbuchs verantwortlich. Bei solchen Namen ist es fast schon selbstverständlich, dass furiose Action aufgefahren wird – eine fesselnde Geschichte bleibt die Riege um Besson jedoch schuldig.

    Im zarten Alter von neun Jahren muss Cataleya Restrepo (Amandla Stenberg) die Ermordung ihrer Eltern durch den skrupellosen Mafiaboss Don Luis (Beto Benites) miterleben. Sie selbst entkommt nur knapp ihren Häschern und kann zu ihrem Onkel Emilio (Cliff Curtis) in die USA flüchten. Dort angekommen, denkt sie nur an eines: Rache an den Mördern ihrer Eltern. Kurzerhand lässt sie sich über die folgenden Jahre zu einer versierten Profi-Killerin ausbilden - doch inzwischen steht Don Luis unter dem Schutz der CIA. Um den Drogenboss aus der Reserve zu locken, spürt die inzwischen erwachsene Cataleya (Zoe Saldana) dessen Geschäftspartner auf...

    Um ein Haar wäre „Colombiana" das offizielle Sequel zu „Léon – der Profi" geworden. Schon seit Jahren äußerte Luc Besson den Wunsch nach einer Fortsetzung seines vielgelobten Thriller-Dramas. Führt man sich das Resultat vor Augen, dann darf man froh sein, dass der Film nun doch unter anderem Namen firmiert. Zwar ähnelt sich die Prämisse beider Filme schon gehörig, trotzdem schlägt „Colombiana" bald eine andere Richtung ein. Vor allem die Beziehung zwischen kaltblütigem Killer und zartem Zögling, die Besson in „Leon – der Profi" so eindringlich thematisierte, bleibt weitestgehend ausgespart. Kann der gutmütige Léon der schlagfertigen Mathilda kaum einen Wunsch abschlagen, so schafft es Cataleyas Onkel und Ziehvater Emilio mit seiner barschen Art schnell, den übereifrigen Hüpfer zu disziplinieren. So zeigt Cataleya rasch Gehorsam und drückt brav die Schulbank.

    Nach der stimmigen Einführung geht es dann recht schnell zur Sache: Regisseur Megaton und sein Kamerateam inszenieren Cataleyas Rachefeldzug virtuos. Wenn die smarte Killerin die Sicherheitssysteme der Polizei geschickt aushebelt, es mit einer Übermacht von Gegnern aufnimmt und dabei auch noch umwerfend gut aussieht, dann unterhält „Colombiana" prächtig. Der bombastischen Action steht jedoch ein äußerst spartanisches Handlungsgerüst gegenüber, das ohne kluge Wendungen auskommen muss. Auch auf Nebenplots wurde komplett verzichtet, alles läuft geradlinig auf die finale Konfrontation zu. Die Szenen zwischen den Action-Passagen bleiben dazu noch recht farb- und ideenlos, so dass die Spannung zwischendurch immer wieder in den Keller sackt. Hier ist man von Besson und Co-Autor Robert Mark Kamen („Das fünfte Element") deutlich Besseres gewohnt.

    Ein Highlight ist hingegen „Avatar"-Entdeckung Zoe Saldana, die hier ganz ohne Na'vi-Ganzkörpermaske auftrumpfen darf. Ob nun als katzengleiche Assassine oder geheimnisvolle Verführerin - Saldana zieht mir ihrer Ausstrahlung sofort in den Bann. Damit kaschiert sie ein wenig, dass Cataleya kaum interessante Figuren an die Seite gestellt wurden. Weder der überkorrekte Cop Ross (Lennie James), noch der fürsorgliche Onkel Restrepo (Cliff Curtis) sind mehr als bloße Stereotype. Am schwersten wiegt jedoch, dass gerade dem Antagonisten Don Luis und seinem Handlanger Marco nicht genügend Leinwandzeit zugestanden wird, um sich als echte Bedrohung etablieren zu können. Ein charismatischer Gegenpart zu Saldana fehlt damit gänzlich.

    Letztlich ist „Colombiana" damit nicht mehr, aber auch nicht weniger als kurzweilige Action-Unterhaltung. Wenn Zahnbürsten zu tödlichen Waffen umfunktioniert werden und kleine Schulmädchen sich Parkour-Duelle mit den finsteren Schergen liefern, dann schnellt das Adrenalin in die Höhe. Gegen Ende geht dann aber auch der rasanten Action die Puste aus – ausgerechnet das große Finale kann nicht überzeugen. Wirkten Cataleyas Anschläge bis dahin durchdacht und präzise, so wird während der letzten Konfrontation geballert, was das Zeug hält. Das Image der heimtückischen Assassine geht in ohrenbetäubenden Schusswechseln unter.

    Fazit: Mitreißende Action trifft auf größtenteils eindimensionale Charaktere, einen geradlinigen Plot und ein schwächelndes Finale – „Colombiana" ist zwar kein zweiter „Leon – der Profi", für einen kurzweiligen Kinoabend reicht es aber allemal.

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