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    Skyline
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    1,5
    enttäuschend
    Skyline
    Von Jan Hamm

    Das Lachen dürfte Greg und Colin Strause vergangen sein, nachdem ihr Spielfilm-Regiedebüt „Aliens Vs. Predator 2" von der Kritik regelrecht pulverisiert wurde. Dass sie ihren Karriereweg jetzt mit dem eines James Cameron vergleichen, spricht trotz aller Schmach für zwei gesunde Egos: Hätten die Studiobosse von Fox nicht reingepfuscht, so die Brüder, hätte das alles auch besser funktioniert – Camerons „Piranha 2" lässt grüßen. In bester Tradition des ehemaligen B-Filmers und Königs der Welt, der sein Debut mit dem „Terminator" ein für allemal entschuldigte, greifen die Strauses mit ihrem Zweitling ebenfalls nach den Sternen. Mit „Skyline" fahren sie schwere Geschütze auf und lassen Los Angeles unter einer opulenten Alien-Invasion zerbersten. Und das lässt sich sehen, immerhin zählen die Brüder zu den gefragtesten Effektspezialisten Hollywoods. Jenseits der stimmigen Optik läuft jedoch schief, was schieflaufen kann. Bloß, der Studioboss-Sündenbock hat für die Independent-Filmemacher ausgedient. Ziellose Handlung, irrlichternde Darsteller und dilettantische Regie – all das geht hier auf eigene Rechnung.

    Was für eine Nacht! Jarrod (Eric Balfour) ist nach L.A. gejettet, um den Geburtstag seines Yuppie-Freundes Terry (Donald Faison) zu begehen. Nach der Schwangerschaftsoffenbarung seiner Freundin Elaine (Scottie Thompson) ist die Party allerdings gelaufen. Gerade hat sich das alkoholgeschwängerte Treiben beruhigt, da flutet gleißendes Licht durch die Jalousien und lässt jeden, der es erblickt, wie hypnotisiert gen Fenstersims wanken. Ein Blick aus Terrys luftiger Penthouse-Wohnung beseitigt alle Unklarheiten: Titanische Raumschiffe verdunkeln den Himmel über Los Angeles! Seinen Ärger über die nächtliche Lärmbelästigung hat Nachbar Oliver (David Zayas) darüber längst vergessen - und so schließt er sich dem Versuch der verkaterten Partyfreunde an, einen Fluchtweg aus der belagerten Stadt auszutüfteln. Doch dazu muss die Zweckgemeinschaft erst einmal lebend aus dem Gebäude finden...

    Bis zu diesem Vorfall im Jahr 2007, der als „Aliens Vs. Predator 2" in die Franchise-Annalen eingehen sollte, war die Biographie der Strauses eine makellose Erfolgsgeschichte. Mit ihrer Arbeit an „Akte X - Jenseits der Wahrheit" etablierten sich die Brüder als Effektspezialisten, als ihr Meisterstück muss zweifellos die Eisbergsequenz aus Camerons „Titanic" gelten. Auch im Clip-Sektor brach das Duo durch – zu den Auftraggebern zählen die halbe US-amerikanische Popszene (darunter Britney Spears, Usher, Linkin Park, Red Hot Chili Peppers, Tool, Aerosmith) und gewaltige Konzerne wie Toyota, Ford und Coca Cola. Bei einer derart prallen Vita verwundert es kaum, dass die Brüder die Kränkung der „Aliens Vs. Predator 2"-Rezeption nicht hinnehmen wollten. Daraus gelernt haben sie nicht. Auch „Skyline" ächzt unter einer sterbenslangweilig skizzierten und fürchterlich in Szene gesetzten Figurenriege.

    Mit herkömmlichen Argumenten zumindest lässt sich nicht rechtfertigen, dass Jarrod und Terry beim Versuch, eine Tür zu öffnen, gleich zur Handfeuerwaffe greifen, bevor sich Sinn und Idee einer Türklinke manifestieren. Schwer auszuhalten ist auch Elaine, die sich vor der Kulisse einer akuten Apokalypse über eine in respektvollem Abstand genossene Zigarette als Gefahrenquelle #1 für ihr ungeborenes Kind echauffiert. Derartiges würdevoll auszuspielen, dürfte keinem noch so gewitzten Darsteller leicht fallen. Doch Eric Balfour („24", „Six Feet Under") und Comedy-Spezi Donald Faison („Scrubs") haben ohnehin nicht das Format, ein abendfüllendes Spektakel zu tragen. Lediglich „Dexter"-Veteran David Zayas versucht mit priesterlichem Ernst, dem haltlosen Drehbuch entgegenzuwirken.

    So fetzt die Truppe quer durch das Hochhaus, vom Appartement aufs Dach, runter in die Parkgarage und wieder hoch - stets auf der Flucht vor ihren insektoiden Häschern, die es mit der Jagd durch die Flure eher ruhig angehen. In der zweiten Filmhälfte lassen die Strauses ihr Animationsstudio Hydraulx dann endlich zaubern, was das Indie-Budget von rund zehn Millionen Dollar eben hergibt. Gemeinsam mit den zur Passivität verdammten Figuren darf nun beobachtet werden, wie L.A. zum Schauplatz einer gigantischen Luftschlacht wird. Originell ist der Design-Cocktail aus „Independence Day", „Cloverfield" und „Krieg der Welten" nicht, wuchtige Bilder aber gibt es zur Genüge. Für einen packenden Film ist das zu wenig – mit „Skyline" hat das überambitionierte Duo den mythischen Pfad des Cameron um glatte 180 Grad verpasst.

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