The Retirement Plan
Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
1,5
enttäuschend
The Retirement Plan

Der größte Flop von Nicolas Cage! Aber hat der Film das verdient?

Von Lutz Granert

Nicolas Cage ist bei seiner Rollenwahl immer wieder für eine Überraschung gut. So war der lange von chronischen Steuerschulden geplagte Hollywood-Star in den vergangenen Jahren als arrivierter Universitätsprofessor („Dream Scenario“) und durchgeknallter Serienkiller („Longlegs“) genauso unterwegs wie als schweineliebender Ex-Profi-Koch („Pig“) und wohlhabendem Geschäftsmann, der auf einem sonnigen Parkplatz zunehmend zum Penner dahinvegetiert („The Surfer“). Obwohl der Oscar-Preisträger (für „Leaving Las Vegas“) wegen seines wandlungsfähigen Hangs zum Wahnsinn auch hierzulande über eine sichere Fanbase verfügt, dauerte es aber trotzdem anderthalb Jahre, bevor „The Retirement Plan“ den Weg von den US-Leinwänden in die deutschen Heimkinos antritt.

Die lange Wartezeit liegt wohl auch daran, dass dem Film bereits der Makel eines waschechten Mega-Flops anhängt. Wegen des Streiks der Schauspielergewerkschaft durfte Hauptdarsteller Nicolas Cage für die Gangster-Komödie im September 2023 nicht auf Promo-Tour gehen – uns so kam am Ende ein maues Einspielergebnis von nur 745.000 Dollar am ersten Wochenende heraus, obwohl „The Retirement Plan“ in mehr als 1.000 Kinos gelaufen ist. Für Cage bedeutete das nicht weniger als den schlechtesten Start seiner Karriere. Natürlich sagt das aber erst einmal wenig über die Qualität des Films aus. Aber tatsächlich fallen im Skript von Regisseur Tim Brown („Buckley's Chance“) vor allem die vielen halbgaren Gags negativ auf, während das durchaus prominente Ensemble – unter anderem mit Ron Perlman und Jackie Earle Haley – weitgehend unterfordert bleibt.

Wo Nicolas Cage draufsteht, ist Wahnsinn drin! LEONINE
Wo Nicolas Cage draufsteht, ist Wahnsinn drin!

Obwohl Jimmy (Jordan Johnson-Hinds) nur als Fahrer bei einem Verbrechersyndikat arbeitet, plant er den Diebstahl eines USB-Sticks mit pikantem Inhalt, um so seinen Ausstieg finanzieren zu können. Doch der Coup misslingt gründlich: Gangsterboss Donnie (Jackie Earle Haley) schnappt sich Jimmy und auch seiner Freundin Ashley (Ashley Greene) gelingt es nur mit Mühe und Not, den Datenträger schnell noch im Rucksack ihrer elfjährigen Tochter Sarah (Thalia Campbell) zu verstecken, die sie ins nächste Flugzeug Richtung Cayman Islands setzt.

Hier hat sich Sarahs entfremdeter Vater Matt (Nicolas Cage) bereits vor Jahren in einem Häuschen am Strand zur Ruhe gesetzt. Matt nimmt sich seiner bislang gänzlich unbekannten Enkelin an und besinnt sich bei der Ankunft von Donnies ersten Gangsterschergen um den gutmütigen Bobo (Ron Perlman) seiner tödlichen Talente. Denn Matt war zu Berufszeiten als Killer im Auftrag der CIA unterwegs…

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Als cholerisch brüllender Gangsterboss ist uns Ralph Fiennes in „Brügge sehen… und sterben?“ mit seinen ebenso markigen wie witzigen Flüchen und Beleidigungen bis heute in prägender Erinnerung geblieben. Jackie Earle Haley („A Nightmare On Elm Street“) gelingt es als überdrehtes Gauner-Nervenbündel trotz exaltiertem Outfit mit Glatze, Sonnenbrille und Krokodillederjacke selbst beim wütenden Zertrümmern eines Handys nicht, dem Publikum einen Lacher zu entlocken. Wenn er mit versteinerter Miene in einem mit verkleideten Piraten vollgestopftem Flugzeug fliegt, ein bärtig-brachialer Handlanger ständig USB-Stick und CD miteinander verwechselt oder die bösen Schergen beim Einreisen in die Cayman Islands alle nacheinander nach dem Grund ihres Aufenthalts gefragt werden, sind das weitere humoristische Rohrkrepierer im insgesamt reichlich altbackenen Skript.

Dasselbe gilt auch für Ron Perlman, der als grobschlächtiger, aber herzlicher Gangster mit Sarah ohne wirkliche Pointe über Shakespeares „Othello“ philosophiert oder vermeintliche Parallelen seiner Biografie zu der von „Oliver Twist“ herausstellt. Schauspielerisch gefordert wird der hier etwas phlegmatisch und steif wirkende „Hellboy“-Star jedenfalls nie.

Matt (Nicolas Cage) und seine Tochter Ashley (Ashley Green) hatten sich eigentlich schon seit Jahren auseinandergelebt… LEONINE
Matt (Nicolas Cage) und seine Tochter Ashley (Ashley Green) hatten sich eigentlich schon seit Jahren auseinandergelebt…

Da der Hetzjagd-Plot an sich recht simpel geraten ist, setzt der in den letzten Jahren vor allem als Produzent in Erscheinung getretene Regisseur und Autor Tim Brown zumindest auf ein schmissiges Inszenierungs-Element: Alle halbwegs wichtigen Charaktere werden mit Freeze Frame, Namenseinblendung und einem akustischen Peitschenhieb eingeführt. Das sieht zwar hübsch aus, gaukelt aber durch die unnötige Vielzahl neuer Figuren ab dem Mittelteil des Films eine Komplexität vor, die genauso albern aufgeblasen ist wie das bedeutungsschwangere Rätsel um den Inhalt des USB-Sticks, der ja doch nur als handlungstreibender MacGuffin fungiert.

Immerhin: Nicolas Cage ist als pensionierter Killer schon ziemlich spaßig, wenn er mit ungepflegter Langhaarmähne und im luftigen Blumenhemd schon mal den alten und senilen Knacker mit Rückenproblemen simuliert, um im nächsten Moment mit einer Kurzhantel ordentlich auszuteilen. Die insgesamt recht überschaubar geratenen Actionszenen, in denen er fleißig und zuweilen erfinderisch (etwa mit Seil und Leuchtpistole) austeilt, sind dann auch schon so ziemlich das einzige Highlight dieser insgesamt doch ziemlich lahmen Räuberpistole.

Fazit: Nicolas Cage als abgetakelter Ex-Killer hat so seine Momente. Aber der simpel gestrickte und nahezu spannungsfreie Plot enttäuscht ebenso wie die vielen nicht zündenden Gags ohne Gespür für Situationskomik. Schade um die prominente (Alt)-Star-Besetzung!

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