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    Heute im TV: Rache, Gewalt & gnadenlos schwarzer Humor in einem Geheimtipp mit "James Bond"-Bösewicht Mads Mikkelsen
    Sidney Schering
    Sidney Schering
    -Freier Autor und Kritiker
    Sein erster Kinofilm war Disneys „Aladdin“. Schon in der Grundschule las er Kino-Sachbücher und baute sich parallel dazu eine Film-Sammlung auf. Klar, dass er irgendwann hier landen musste.

    Wenn sich Mads Mikkelsen und der Regisseur von „Dänische Delikatessen“ erneut zusammentun, steht rabenschwarzer Humor auf dem Programm: In „Helden der Wahrscheinlichkeit“ eignet sich das Gespann auf gekonnte Weise das Genre der Rache-Action an.

    Ein Mann, in gleißenden Zorn überschlagender Kummer, eine Spirale der Gewalt: Das Genre der Selbstjustiz-Action ist altbekannt und operiert im Regelfall nach ganz streng festgelegten Schemata. Doch wenn man das Erfolgsteam hinter so finsteren und urkomischen Komödien wie „Dänische Delikatessen“ oder „Adams Äpfel“ nimmt, und dann auf die Welt der Rache-Thriller loslässt, dürfte klar sein: Da kommt kein Standardfilm bei heraus!

    Mit grotesken Situationen, querköpfigen Figuren, einer Prise Anzüglichkeit und satirisch unterwanderter Gewalt ist „Helden der Wahrscheinlichkeit – Riders Of Justice“ ein stolzer Außenseiter im Rachekino. Leider ging der Film Ende 2021 in den deutschen Kinos unter. Doch heute, am 25. Juli 2023, ist der Geheimtipp „Helden der Wahrscheinlichkeit“ ab 22.50 Uhr im Ersten zu sehen. Außerdem ist der Film bei vielen Anbietern als Leih- und Kauf-VOD zu finden, etwa bei Amazon Prime Video:

    "Helden der Wahrscheinlichkeit": Verschwörungstheorie versus Kummer

    Der dänische Berufssoldat Markus (Mads Mikkelsen) kehrt in seine Heimat zurück, wo ihn seine Tochter Mathilde (Andrea Heick Gadeberg) und jede Menge Kummer erwarten: Kürzlich ist Markus' Frau Emma bei einem Unfall ums Leben gekommen. Zunächst ertränkt Markus seine Trauer in Alkohol, bis ihm der von Statistiken besessene Otto (Nikolaj Lie Kaas, bekannt aus „Adams Äpfel“) und der Exzentriker Lennart (Lars Brygmann, bekannt aus „Fräulein Smillas Gespür für Schnee“) überrumpeln:

    Laut ihren Berechnungen kann Emmas Tod kein Unfall gewesen sein – sie muss Kollateralschaden eines Attentats sein! Schließlich verstarb beim selben „Unfall“ auch der Kronzeuge in einem anstehenden Prozess gegen die kriminelle Rockergang „Riders Of Justice“! Erzürnt tun sich Markus, Lennart und Otto mit ihrem Hacker-Kumpel Emmenthaler („Men & Chicken“-Mime Nicolas Bro) zusammen, um weitere Indizien zu finden – und einen Kleinkrieg gegen die (vermeintlichen) Schuldigen anzuzetteln...

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    Durch Verschwörungstheorien angestachelte Rachegelüste, die über das leere Gefühl der Trauer hinwegtäuschen sollen, statt einer simplen Gewalt-Gegengewalt-Kettenreaktion: Allein schon mit dieser Ausgangslage gibt sich Regisseur und Autor Anders Thomas Jensen die Erlaubnis, den vagen Anschein eines normalen Rache-Reißers mit verschrobenen Inhalten zu unterfüttern. Die sind teils mit Ansage stumpf, abgeschmackt und frivol. Teils entwächst aus ihnen aber eine hintersinnige, nie ins Didaktische abrutschende, Abrechnung mit der dornigen Wunscherfüllungslogik, der Selbstjustizgeschichten gerne mal folgen.

    Die Actionpassagen sind eher rar gesät und nicht allzu originell inszeniert, tun aber schön weh und haben eine genüsslich-skurrile Beinote – vor allem aber lebt „Helden der Wahrscheinlichkeit“, typisch Jensen, vom Gehabe der Figuren. Da werden Gefesselte in sexuellen Posen arrangiert, als würde sich ein pubertierender Scherzbold an einem bockigen Tag ins Zimmer seiner jüngeren Schwester schleichen und mit deren Puppen spielen. Und es wird unentwegt ohne Sinn und Verstand mit Beleidigungen um sich geschmissen.

    Und Markus achtet plötzlich auf seine körperliche Gesundheit – aber nur, um fit genug für seinen Rachefeldzug zu sein. Das geht auf Kosten des Selbstbewusstseins seiner sich neben ihm ungepflegt vorkommenden Tochter. Zu guter Letzt reibt sich in den kauzigen Dialogen unentwegt Nihilismus mit einer zutiefst menschlichen, verletzten Sicht auf das Leben.

    An den Witz der besten Zusammenarbeiten zwischen Mikkelsen und Jensen kommt „Helden der Wahrscheinlichkeit“ nicht ganz heran. Dafür sind die Dialoge des klasse miteinander harmonierenden Casts oftmals überraschend lebensnah und gefühlvoll. Damit ist „Helden der Wahrscheinlichkeit“ vielleicht nicht das Rachekino, das sich so manche Filmfans wünschen. Aber vielleicht das, das sie verdienen, ohne es zu wissen.

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