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    "Es war heftig": So brutal ist Quentin Tarantinos allergrößter Traum in die Brüche gegangen!
    Björn Becher
    Björn Becher
    -Mitglied der Chefredaktion
    Seit mehr als 20 Jahren schreibt Björn Becher über Filme und Serien. Hier bei FILMSTARTS.de kümmert er sich um "Star Wars" - aber auch um alles, was gerade im Kino auf der großen Leinwand läuft.

    Quentin Tarantino ist der vielleicht populärste Regisseur unserer Zeit, der sowohl beim Publikum als auch bei der Kritik mit jedem Film riesige Erfolge feiert. Doch eigentlich hatte der Filmemacher ganz andere Pläne...

    Leonine

    Quentin Tarantino gilt heute als einer der besten Drehbuchautoren und Regisseure Hollywoods und wird von seinen Fans geradezu kultig verehrt. Er gewann Oscars für „Pulp Fiction“ und „Django Unchained“ (jeweils für das Beste Original-Skript), schuf Klassiker der Filmgeschichte, belebte Schauspielkarrieren neu – und vor allem bringt er mit jeder Film-Neuankündigung das Internet zum hyperventilieren. Aber was viele nicht wissen: Dass Quentin Tarantino ein Autor und Regisseur wurde, war eigentlich nur ein Nebenprodukt auf dem Weg zu seinem eigentlichen Traum – er wollte nämlich ursprünglich unbedingt ein Schauspielstar werden!

    Zwar schrieb der Ober-Filmnerd, der von seinem Stiefvater immer wieder mit ins Kino (auch in Erwachsenenfilme) genommen wurde, schon mit 14 Jahren Drehbücher, aber als er im Teenager-Alter die Schule abbrach, kannte er nur ein Ziel: Er wollte vor die Kamera und auf die Bühne! Tarantino nahm schließlich Schauspielunterricht und ging zu Vorsprechen, wurde aber immer wieder abgelehnt. Viel mehr als ein Cameo im Alter von bereits 25 Jahren als Elvis-Double in „Golden Girls“ kam bei seiner jahrelangen Casting-Tour nicht heraus...

    "Verpiss dich!": Warum Quentin Tarantino einen der größten Regisseure aller Zeiten für einen verlogenen Heuchler hält

    Zu dieser Zeit arbeitete Tarantino auch in einer Videothek, wo er Kunden und Kollegen mit seinem Filmwissen verblüffte. Als er auf einer Party so auch den Lichttechniker und späteren Hollywood-Produzenten Lawrence Bender beeindruckte, ermunterte dieser ihn, wieder Drehbücher zu schreiben. Der schon vor dem „Golden Girls“-Cameo veröffentlichte, zur Hälfte aber bei einem Feuer zerstörte Amateurfilm „My Best Friend's Birthday“ wurde Tarantinos erster Langfilm. Dieser öffnete ihm viele Türen in Hollywood – allerdings zunächst vornehmlich als Autor. „Reservoir Dogs“ inszenierte er selbst, „True Romance“ und „Natural Born Killers“ verkaufte er, „Pulp Fiction“ brachte ihm den Durchbruch. Doch da war immer noch der alte Traum: „Ich will Schauspieler werden.

    In „Reservoir Dogs“ und „Pulp Fiction“ besetzte Tarantino sich selbst in Nebenrollen – auch in der Hoffnung, dass man so auf ihn aufmerksam werden würde. Es half nur wenig. In der Sitcom „All-American Girl“ spielte er für eine Episode das Love Interest der Hauptfigur, seine Darbietung im „Destiny – Hoher Einsatz in Las Vegas“ an der Seite von Dylan McDermott und Jim Belushi wurde von den Kritikern zerrissen. Auch „From Dusk Till Dawn“, das erste Skript in seiner Karriere, für das Tarantino (bereits Anfang der 1990er) vorab Geld bekommen hat (1.500 Dollar), brachte nicht die Wende. Tarantino gab sogar extra den Regieposten an seinen Kumpel Robert Rodriguez ab, um eine große Rolle spielen zu können. Doch erneut brachte das seine Schauspielkarriere nicht so recht voran.

    Ist das der größte Fehler in Quentin Tarantinos Karriere?

    Nachdem im Umfeld der Veröffentlichung von „Jackie Brown“ zahlreiche kritische Artikel über den damals auch mit öffentlichen Wutausbrüchen für Schlagzeilen sorgenden Filmemacher erschienen, war Tarantino am Boden zerstört. Weil er in einzelnen Kritiken zudem als „überbewertet“ bezeichnet wurde, soll der zumindest damals stark zu Selbstzweifeln neigende Filmemacher fest entschlossen gewesen sein, die Regie-Karriere ganz sausen zu lassen. Stattdessen wollte er aller Welt nun endlich beweisen, dass er ein guter Schauspieler ist …

    ... und machte den wohl größten Fehler seiner Karriere: Er ging ans Theater. Die Martial-Arts-Hommage „Kill Bill“, die er schon vor „Jackie Brown“ im Sinn hatte, wurde erst einmal abgeblasen. „Vielleicht habe ich überreagiert“, sagte Tarantino dazu 2003 dem Autor Peter Biskind in einem Interview für dessen Buch „Sex, Lies & Pulp Fiction“, doch „die Versuchung, mich als Schauspieler zu inszenieren, war damals riesig.“

    Er habe zudem schwer daran zu knabbern gehabt, dass er nicht in „Jackie Brown“ mitgespielt habe, was laut Tarantino auch noch ein weiterer Grund dafür gewesen sei, dass er Regisseur Leonard Foglia ohne großes Nachdenken zusagte, am Broadway eine große Rolle in einer Adaption von „Wait Until Dark“ („Warte, bis es dunkel ist“) zu spielen. Doch an der Seite von Hauptdarstellerin Marisa Tomei und Stephen Lang ging Tarantino auf der Bühne komplett baden.

    Tarantinos Schauspiel wurde von den Kritikern zerrissen

    Die Rezensionen waren verheerend, besonders Tarantino wurde von den Kritikern in der Luft zerrissen. Tarantino beschrieb die Auswirkungen auf ihn später als „heftig“: „Am Morgen nach der Premiere liest jeder Zweite in New York die Times. Die schauen von ihrer New York Times auf und da bin ich. Sie sehen mich. Mich. Den erbärmlichen Schauspieler. Man versucht es nicht persönlich zu nehmen, aber es ist persönlich“, klagte Tarantino dem Journalisten Biskind später sein Leid. In diesem Frühjahr 1998 wurde Quentin Tarantino klar: Er wird niemals ein großer Schauspieler werden. Tarantinos Traum von der Schauspielkarriere zerbrach.

    Ein kleiner Nachklapp noch zum Abschluss dieses Artikels. Obwohl sich Tarantino so schon Ende der Neunziger eingestand, dass es mit ihm und der Schauspielerei nichts mehr werden würde, hatte er daran immerhin noch so viel Spaß, dass es bis ins Jahr 2003 dauerte, bis seine nächste Regie-Arbeit „Kill Bill“ erschien. Tarantino wusste zwar nun, dass er keine ernsthaften Rollen mehr übernehmen sollte, wenn man ihn aber für einen spaßigen Auftritt haben wollte, bei dem er keine Kritikerschelte befürchten musste, war er immer noch gerne dabei.

    So spielte er eine Nebenrolle in der Adam-Sandler-Komödie „Little Nicky – Satan Junior“ und übernahm vor allem eine wiederkehrende Gastrolle in der TV-Serie „Alias – Die Agentin“. Über diese fluchte Schauspielerin Uma Thurman bei Interviews im Rahmen des Release von „Kill Bill“: „Wenn ihm jemand eine Rolle anbot, während er ‚Kill Bill‘ vorbereitete, ließ er alles stehen und liegen, um seine schauspielerischen Neigungen auszuleben. Sein Terminplan wurde nicht davon diktiert, dass er Regisseur ist, sondern von einem Gastauftritt in ‚Alias‘“.

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