Wenn es um die größten Ikonen des Western-Kinos geht, entscheidet sich die Antwort meist zwischen John Wayne und Clint Eastwood. Wayne hat die goldene Ära des US-Westerns geprägt wie kein anderer Schauspieler, während Eastwood dem Genre in Italien zu neuem Ruhm verhalf.
Nachdem er als Hauptdarsteller von Sergio Leones legendärer Dollar-Trilogie in den 1960er-Jahren weltweite Bekanntheit erlangt hatte, ging Eastwood in die USA zurück und widmete sich dem Wildwest-Kino zum Teil auch als Regisseur – dabei heraus kamen Filme wie „Ein Fremder ohne Namen“ oder „Der Texaner“, in denen der heute 94-Jährige zunehmend gebrochene, ambivalente Versionen seiner Paraderolle des einsamen Reiters verkörperte. Im Jahr 1993 wiederum war sein Spätwestern „Erbarmungslos“ der große Sieger der Oscar-Verleihung. Vier Trophäen gingen an das u.a. mit Morgan Freeman und Gene Hackman besetzte Meisterwerk, darunter als Bester Film und für Eastwood als Bester Regisseur.
Kein Wunder also, dass der „Die Brücken am Fluss“-Schöpfer auch starke Meinungen zu anderen Vertretern des Genres hat. In der Clint-Eastwood-Biografie von Christopher Frayling beispielsweise äußert sich die lebende Hollywood-Legende zu einem 70er-Jahre-Western, in dem zwei der größten Schauspieler überhaupt die Hauptrollen spielten – und der dennoch weder bei der Kritik noch an den Kinokassen großen Anklang fand. Die Rede ist von „Duell am Missouri“ (1976) mit Jack Nicholson und Marlon Brando.

In dem von New-Hollywood-Legende Arthur Penn („Bonnie und Clyde“) inszenierten Film steht der Konflikt zwischen dem Pferdedieb Tom Logan (Nicholson) und dem Rancher David Braxton (John McLiam) im Mittelpunkt. Dieser eskaliert, nachdem Logan einen von Braxtons Männern aufknüpft. Der Großgrundbesitzer schwört daraufhin Rache – und engagiert den berüchtigten Revolverhelden Lee Clayton (Brando).
Wer den Film gesehen hat, behält wohl vor allem den zweifachen Oscar-Preisträger Brando („Die Faust im Nacken“, „Der Pate“) im Gedächtnis, der sich nicht ans Drehbuch hielt und dem Regisseur sowie seinen Kollegen mit allerlei exzentrischen Aktionen das Leben schwer machte. Nicht zuletzt deshalb nennt Eastwood den Film „lächerlich“, obwohl er das eigentliche Problem ganz woanders sieht:
„Das Drehbuch war schlecht, und [die Schauspieler] haben das offenbar auch gemerkt – warum sonst sollte ein Kerl sich wie seine eigene Großmutter verkleiden?“, wird Eastwood von Christopher Frayling zitiert. „Brando dachte sich offensichtlich: ‚Da steckt sowieso nichts drin, also kann ich auch einfach Spaß haben.‘ Also zieht er sein eigenes Ding durch. Ich denke, wenn er wirklich geglaubt hätte, dass das großartiges Material ist und er mit seiner Performance zu einem guten Film beitragen könnte, hätte er sich anders verhalten. Zumindest möchte ich das glauben.“
Auch mit einem seiner eigenen Filme geht Eastwood übrigens hart ins Gericht. Bei welchem Western er am liebsten vom Set flüchten wollte, erfahrt ihr im nachfolgenden Artikel:
Clint Eastwood hasst diesen Western so sehr, dass er fast vom Filmset geflüchtet wäre*Bei dem Link zum Angebot von Amazon handelt es sich um einen sogenannten Affiliate-Link. Bei einem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Provision.