Allein schon, weil von „Bond-Girls“ die Rede ist, und nicht etwa von „Bond-Women“, steht gerne der Vorwurf im Raum, Frauenrollen innerhalb der James Bond-Reihe wären sexistisch und klischeehaft. Doch wenn man sich nicht allein darauf stützt, wie stark vereinfacht Bond-Girls in Medien zuweilen zusammengefasst werden, muss man einsehen: So eindimensional sind sie nicht!
Schon in Sean Connerys Bond-Ära gab es neben Bond-Girls, die kaum mehr sind als ein hübscher Anblick für den Spion mit der Lizenz zum Töten, kompetente Bond-Girls, die ihn aus brenzligen Situationen retten – oder aber ihn gewieft in genau solche manövrieren! Es hat schon seinen Grund, weshalb Bond-Girls solch begehrte Rollen sind: Schauspielerinnen, die sich einen dieser Parts sichern, dürfen sich ikonisch in Pose werfen, in eine zeitlos populäre Reihe eingliedern und werden Teil unvergesslicher Kino-Momente. Mal actionreich, mal lustig, manchmal auch romantisch oder dramatisch!
Zweifelsfrei gibt es ebenso Bond-Girls, die den Kürzeren ziehen und kaum mehr sind als wandelnde Schaufensterpuppen für aufreizende Abend- oder Strandgarderobe. In der britischen Doku „Bond Girls Are Forever“ wird beispielsweise ausführlich darüber gesprochen, dass dieser Rollentypus abwechslungsreicher (und qualitativ unsteter) ist, als er gerne dargestellt wird. Was die diversen Bond-Girls jedoch eint, egal ob sie gut oder böse, hilflos oder hilfreich sind: Aufgrund des Modesinns der Bond-Filme und ihrer enormen Popularität geht mit dem Status eines Bond-Girls jede Menge Glamour einher.
Ein Bond-Girl als Hausmädchen bezeichnen? Absolut tabu!
Diese Verschmelzung aus glanzvoller Prominenz und der anhaltenden Beliebtheit der Bond-Filme hat zum Vorteil, dass man als Darstellerin eines Bond-Girls nicht so schnell in Vergessenheit gerät: Die passionierte Fangemeinde der 007-Missionen und der Reiz, den die Filme auch aufs Gelegenheitspublikum noch Jahrzehnte später ausüben, garantieren eine lange Nachwirkung, die nur von wenigen Schauspieljobs ausgeht.
Das hat aber selbsterklärend zugleich den Nachteil, dass man das Image eines Bond-Girls so schnell nicht wieder abstreifen kann. Ein weiteres Problem, das damit einhergeht: Eine glamouröse Außenwirkung (oder das, was gemeinhin dafür gehalten wird) ist nahezu Grundvoraussetzung, um an solch eine Rolle zu gelangen. Und wie schnell diese vage umrissene Vorstellung von Eleganz und Klasse Risse bekommen kann, hat ein Bond-Girl vor Augen geführt bekommen:
„Prince Of Persia“-Star Gemma Arterton spielt in Daniel Craigs zweiter 007-Mission „Ein Quantum Trost“ Strawberry Fields, eine Mitarbeiterin des britischen Konsulats, die Bond bei seinem Einsatz unter die Arme greift und ihn beim Besuch einer Benefizveranstaltung begleitet. Doch ausgerechnet ein US-amerikanischer Studiomanager erdreistete sich, sie für ihre Aussprache zu kritisieren.
Wie Arterton gegenüber GQ enthüllte, hörte er sie am Set des Films mit ihrem alltäglichen Akzent sprechen, der von ihrer Kindheit in der südenglischen Hafenstadt Gravesend geprägt ist. Daraufhin habe er sie ermahnt, dass sie nur noch Rollen als Hausmädchen bekommen wird, wenn sie so weiter spricht. „Ich meinte: 'Hallo?! Ich spiele ein Bond-Girl, das für das britische Konsulat arbeitet!' Ich war so genervt, ich wäre beinahe gegangen.“
Der Amerikaner, dessen Namen Arterton nicht nannte, traf bei ihr einen Nerv: Sie stammt aus dem Arbeitermilieu, ist Scheidungskind und wurde in einer Sozialbausiedlung großgezogen. Im Zuge ihrer Schauspielausbildung hatte sie oft mit Vorurteilen aufgrund ihrer geografischen und sozialwirtschaftlichen Herkunft zu kämpfen – und wurde wiederholt für ihre Aussprache gescholten.
Eine Lehrerin an der Royal Academy Of Dramatic Art habe Arterton daher den Ratschlag gegeben, einfach weniger zu reden. Gegenüber GQ erinnerte sich die Schauspielerin empört an die Worte ihrer Lehrerin: Sie tue sich nämlich „keinen Gefallen damit“, den Mund zu öffnen. Darum trainierte sich Arterton lang und hart einen Akzent an, der als sozial besser gestellt wahrgenommen wird, damit sie ihn in verwenden kann, wann immer eine Rolle danach schreit.
Obwohl Arterton sich vom US-Studiomanager gekränkt fühlte, hat sie bekanntlich ihrem ersten Impuls widerstanden und ihre Rolle in „Ein Quantum Trost“ dann doch nicht geschmissen. Groß ist ihr Part im Film zwar nicht, aber groß genug, dass sie als legitimer Teil des Bond-Erbes betrachtet wird. Und in dieser Funktion wurde sie auch schon gefragt, was sie zu einer viel diskutierten Besetzungsfrage sagt:
Erster weiblicher James Bond? Das hält ein ehemaliges Bondgirl von dieser Idee**Bei dem Link zum Angebot von Amazon handelt es sich um einen sogenannten Affiliate-Link. Bei einem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Provision.