Der Autor dieses Artikels muss sich als langjähriger Jackie-Chan-Fan eingestehen: Hongkongs Action-Star Nummer 1 ist nicht mehr das, was er einmal war. Und das nicht etwa, weil er mit 70 natürlich längst nicht mehr so fit wie einst ist, sondern vor allem, weil seine Filme fernab der Action immer häufiger zu einem Wulst aus miserablen Computereffekten, schlechten Drehbuchentscheidungen und politischer Agenda verkommen. Da können auch mit hier und da eingestreuten Kloppereien die Kohlen nicht mehr aus dem Feuer geholt werden.
Schlecht bestellt ist es um das Kampfsport-Kino dank Donnie Yen, Tony Jaa, Scott Adkins, Iko Uwais und Co. natürlich trotzdem nicht. Ein waschechter Nachfolger für Jackie Chan, der halsbrecherische Stunts auf verspielte Weise mit Body Comedy verbindet, ist allerdings noch nicht gefunden. Doch genau das könnte sich nun ändern. Denn Timur Baktybayev schickt sich mit „Kung Fu Rookie - Timuchin“ an, in Jackie Chans übergroße Fußstapfen zu treten!
Die Action-Komödie aus dem Jahr 2023 feierte nun endlich ihre Deutschlandpremiere und kann ab sofort u.a. bei Amazon Prime Video als Kauf-Version gestreamt werden, bevor ihr den Film ab 27. Februar dann auch digital leihen könnt. Wir konnten den Film bereits vorab sehen und finden: Fans von klassischer Jackie-Chan-Action sollten unbedingt einen Blick riskieren!
"Kung Fu Rookie": Kurzweilige Action-Sause aus Kasachstan
Inhaltlich solltet ihr keine Sensationen oder Überraschungen erwarten. Regisseur Aman Ergaziyev erzählt eine Geschichte, die nicht mit allzu viel Mut ausgestattet ist – geradlinig, schon tausendmal gesehen und nur dazu da, um möglichst abwechslungsreiche Actionszenen miteinander zu verbinden. Ein junger Mann, der in die große Stadt kommt, um Polizist zu werden und gerne Kopf und Kragen riskiert, um unschuldigen Menschen in Not zu helfen? Ja, viel mehr braucht es am Ende gar nicht.
Das Drehbuch wandelt auf altbewährten Pfaden und hätte zwischen all den klassischen Actionfilm-Stationen, die er nach Malen-nach-Zahlen-Prinzip abklappert, vielleicht wirklich ein wenig mehr Fleisch auf den Knochen vertragen können. Dank eines brillierenden Hauptdarstellers, der in Sachen Humor, Ausstrahlung und gewitzten Kampfchoreographien Jackie Chans große Qualitäten erstaunlich stimmig vereint, rücken jene Abzüge in der B-Note aber wirklich in den Hintergrund.
Wenn Timur Baktybayev gleich zu Beginn im Zuge einer Verfolgungsjagd Gelegenheit bekommt, sein Talent unter Beweis zu stellen, erinnert das stark an Tony Jaa – der in seinem Durchbruchs-Film „Ong-Bak“ auf ähnliche Weise verschiedenste Hindernisse in den Weg gestellt bekam, um sie schließlich akrobatisch zu überwinden. Vor allem aber versteht sich „Kung Fu Rookie“ als Hommage an das Kung-Fu-Comedy-Kino, das man wohl auf ewig mit Jackie Chan in Verbindung bringen wird. Und bald vielleicht auch mit seinem kasachischen Nachfolger.
Die Fights erreichen nie ganz die Wucht der Chan-Klassiker früherer Tage, erinnern in ihrer Verspieltheit aber dennoch immer wieder an die Genre-Meilensteine des „Rush Hour“-Stars – wenn Schergen etwa in Kühlschränke getreten oder ihre Köpfe in Zuckerwatte gehüllt werden. Ob mit einem Sack Zwiebeln oder mit dem Kleiderständer seines ulkigen Onkels: Der Gesetzeshüter in spe, der von seinen Widersachern auch gerne mal direkt als Wannabe-Jackie-Chan bezeichnet wird, nutzt auch abseits der groß angelegten Actionszenen jede Gelegenheit, um mit seiner Physis für Schauwerte zu sorgen.
Meteor Film
Immer wieder verweist das Gekloppe aber ganz klar an verschiedenste Filme Jackie Chan, auf dessen Schaffen mal offensichtlich und direkt, mal eher gut getarnt Bezug genommen wird (sei es nun mit seiner Biographie, die in der Bibliothek hervorgekramt wird, mit Postern seiner Filme, die eine Gangster-Absteige zieren oder mit Versatzstücken von Kampfchoreographien). Absolute Highlights sind so eine atemlose Schlägerei auf einem Spielplatz, bei der Genre-Kenner*innen natürlich sofort „Police Story 2“ im Kopf haben werden, sowie der große Final-Fight – mit dem das Stuntlevel Genre-typisch noch einmal ein, zwei Stufen nach oben gehoben wird.
Am Ende bleibt „Kung Fu Rookie“ so als klassisches Jackie-Chan-Vehikel in Erinnerung, das zwar vor allem auf erzählerischer Ebene noch ein wenig Luft nach oben hat, in Sachen Action aber ein unglaublich kurzweiliges Spektakel zündet, das dank eines durch die Bank starken Casts sehr sympathisch ausfällt – und in eine spannende Zukunft seines Hauptdarstellers blicken lässt. Nach diesem furiosen Debüt würde es uns jedenfalls nicht wundern, wenn nach Jaa, Uwais und Co. bald auch Timur Baktybayev Hollywood aufmischen würde…
Auch was Jackie Chan angeht, gibt es aktuell allen Grund zur Freude. Nachdem kürzlich ein erstes Bild aus seinem neuen Action-Thriller veröffentlicht wurde, erscheint demnächst eine seiner legendärsten Filmreihen neu in 4K:
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