25 Jahre lang war dieser Sci-Fi-Horror in Deutschland indiziert: Bald feiert er uncut seine DVD-Premiere!
Sidney Schering
Sidney Schering
-Freier Autor und Kritiker
Er findet Streaming zwar praktisch, eine echte Sammlung kann es für ihn aber nicht ersetzen: Was im eigenen Regal steht, ist sicher vor Internet-Blackouts, auslaufenden Lizenzverträgen und nachträglichen Schnitten.

Sie war in Deutschland bislang nur auf Videokassette erhältlich, bald wagt sie den Sprung ins digitale Heimkinozeitalter: Die auch als „Space Avenger“ bekannte Sci-Fi-Skurrilität „Alien Terror“ kommt auf DVD ins Heimkino – und das ungeschnitten.

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Mit dem satirischen Sci-Fi-Horror „Class of Nuke 'Em High“ trat der Regisseur Richard W. Haines eine langlebige, brutale und kultige Filmreihe los, die zu den berühmtesten Projekten der Exploitationschmiede Troma Entertainment gehört. Danach gründete er eine eigene Produktionsfirma, um sich kreativ so richtig auszutoben.

Bei seinem Schritt in die filmische Unabhängigkeit orientierte sich Haines an seinem vorherigen Erfolg und schuf mit „Alien Terror“ eine weitere, schräge Sci-Fi-Horror-Satire mit allerlei Gewaltexzessen. Das brachte dem alternativ „Space Avenger“ betitelten Film Ärger mit dem hiesigen Jugendschutz ein: Als Videopremiere ohne FSK-Prüfung wurde er kurz nach dem Erscheinen indiziert und fristete ein Vierteljahrhundert auf dem Index. Demnächst erreicht der Film endlich das digitale Heimkinozeitalter: Am 18. Juli 2025 erscheint „Alien Terror“ erstmals in Deutschland auf DVD – und zwar uncut!

Darum geht es in "Alien Terror"

1939: Vier gewalttätige Aliens fliehen von einem intergalaktischen Gefängnisplaneten und machen auf der Erde eine Bruchlandung. Um ihr Raumschiff wieder in Gang zu setzen, benötigen sie dringend Plutonium. Wildes Gemetzel folgt! Ein halbes Jahrzehnt später erscheint ein Comicheft, das die blutlüsternen Aliens an ihre Taten erinnert. Das macht die Außerirdischen stinksauer: Was erlauben sich diese minderentwickelten Wesen namens „Menschen“?! Rache muss her!

Exploitation-Irrsinn trifft Old-School-Filmliebe

Die DVD-Premiere von „Alien Terror“ erfolgt durch das Label Video Classics, das sich in Sachen Videothekennostalgie nicht lumpen lässt: Das DVD-Cover erstrahlt im gewollt-ramschigen Look, der an typische Videothekenware erinnert – inklusive Rahmen im 1980er-Stil um das zentrale Covermotiv. Und die Verlautbarung „Hemmungslos und brutal!“ in Großschrift darf auch nicht fehlen:

Man kann die Videothek förmlich riechen! Video Classics
Man kann die Videothek förmlich riechen!

Man sollte „Alien Terror“ jedoch keineswegs auf seinen Status als mit blutigen Schießereien bestücktes, in Deutschland 25 Jahre lang indiziertes 80er-Jahre-Kuriosum reduzieren. Denn der Film ist zugleich ein Passionsprojekt, mit dem sich sein Regisseur vor geschichtsträchtigem Filmhandwerk verneigt. Haines hegt nämlich eine gewaltige Leidenschaft für Filmpräservation und macht sich für den Erhalt sowie die Wertschätzung früherer Filmtechnologien stark.

Im Zuge dessen arbeitete er schon oft mit Martin Scorsese zusammen, um ältere Farbfilme bestmöglich zu restaurieren und vor erneutem Verfall zu bewahren. Ein besonderes Faible hat Haines für Technicolor-Filme. Die verschiedenen, aufwändigen Prozesse, die unter diesem Namen entwickelt wurden, standen stets für besonders markante, fabelhafte Farbwelten, die auch längst nicht so anfällig für den Zahn der Zeit waren wie andere Farbfilmtechnologien. Diesem Thema widmete Haines sogar ein eigenes Buch:

Ende der 1980er bot sich Haines mit dem Debütfilm seiner eigenen Produktionsfirma die Gelegenheit, seine Technicolor-Passion und seine Exploitationkarriere zusammenzuführen: Er fand heraus, dass die chinesische Firma Beijing Film And Video Lab vollständiges, funktionstüchtiges Equipment erworben hatte, mit dem man hochwertige Dye-Transfer-Technicolor-Kopien erstellen kann. Eine Erkenntnis, die er prompt nutzte, indem er diese Technik für „Alien Terror“ einsetzte (via Video Fugue).

Das war ein außergewöhnlicher Schritt, denn zu diesem Zeitpunkt glaubte man in Hollywood die Technicolor-Kunst vergessen und verloren! Die bis dahin letzten US-Kinokopien im Technicolor-Dye-Transfer-Verfahren wurden 1975 hergestellt. Alsbald wurde sämtliches Equipment verkauft, da aufgrund kostengünstiger Konkurrenz das Interesse an Technicolor (vorübergehend) verschwand.

Mit „Alien Terror“ sorgte Haines für ein erstes, leises Wiederaufflammen der Faszination Technicolor außerhalb des kleinen Filmpräservation-Fachkreises. In den 1990ern blühte diese Liebe endgültig wieder auf: 1997, acht Jahre nach „Alien Terror“, stellte Technicolor endlich wieder in den USA Kopien mit dem angesehenen Dye-Transfer-Prozess her – sowohl für neue Filme als auch für Wiederaufführungen prestigeträchtiger Klassiker wie „Giganten“. Scorsese bezeichnete diese Entwicklung gegenüber Haines als „die beste Neuigkeit für amerikanische Filme seit 40 Jahren“ (via Film History).

Ob „Alien Terror“ der Kieselstein war, der diese Entwicklung in Gang gesetzt hat, wollen wir nicht beurteilen. Möglich, dass das Revival auch ohne die Sci-Fi-Skurrilität erfolgt wäre. Aber man kann sie guten Gewissens als überraschenden Bestandteil der farbenfrohen, eindrucksvollen Technicolor-Historie bezeichnen. Nicht schlecht für einen obskuren Exploitation-Spaß!

Und wenn ihr eure Augen mit noch mehr Technicolor-Glanz verwöhnen möchtet, schaut euch unbedingt diesen Heimkino-Tipp an:

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