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    The Adam Project
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,5
    durchschnittlich
    The Adam Project

    Die Stars reißen es zumindest halbwegs raus

    Von Christoph Petersen

    Offenbar hatten Regisseur Shawn Levy („Nachts im Museum“) und sein Hauptdarsteller Ryan Reynolds so viel Freude beim Dreh ihres Videospiel-Blockbusters „Free Guy“, dass sie im Anschluss sofort das nächste gemeinsame Projekt angehen wollten. Und wie bekommt man für einen Film schnellstmöglich grünes Licht? Genau, man nimmt ein Skript, das ohnehin schon seit zehn Jahren (damals sollte noch Tom Cruise die Titelrolle übernehmen) in Hollywood herumschwirrt …

    … und geht dann schnurstracks zu Netflix, wo ein Superstar wie Ryan Reynolds („Red Notice“) noch immer allein mit seinem Namen alles klarmachen kann. Leider ist das Ergebnis aber nicht ansatzweise so erfrischend oder unterhaltsam wie „Free Guy“. Stattdessen entpuppt sich der Zeitreise-Actioner „The Adam Project“ als allenfalls durchschnittlich – selbst wenn speziell die Schauspieler*innen einige wunderbar-berührende Momente kreieren.

    Adam trifft Adam.

    Die alleinerziehende Witwe Ellie Reed (Jennifer Garner) geht zum ersten Mal seit dem Tod ihres Mannes Louis (Mark Ruffalo) wieder auf ein Date. Ihr zwölfjähriger Sohn Adam (Walker Scobell) bleibt allein Zuhause – und steht dort plötzlich einem angeschossenen Eindringling (Ryan Reynolds) gegenüber, der nicht nur die Namen von Adam und seiner Mutter weiß, sondern sich auch sonst erstaunlich gut im Haus auszukennen scheint. Der mysteriöse Fremde ist nämlich gar nicht fremd – sondern der erwachsene Adam aus dem Jahr 2050, der mit einem Zeitreise-Jet nach 2022 zurückgekehrt ist.

    Offenbar war es ihr eigener Vater, der mit seinen Forschungen die Grundlagen für die Erfindung des Zeitreisens gelegt hat – und es ist seine Geschäftspartnerin Maya Sorian (Catherine Keener), die sich in der Zukunft das gesamte Zeitreise-Monopol unter den Nagel gerissen hat. Aber die beiden Adams müssen nicht nur gemeinsam die Welt retten – sondern auch Laura (Zoe Saldana), die Ehefrau von Zukunfts-Adam, die irgendwo in der Zeit verschollen ist…

    Ein Auftakt wie von Steven Spielberg

    Die ersten 30 Minuten von „The Adam Project“ sind – abgesehen von Reynolds' zentraler „Deadpool“-light-Performance – angenehm altmodisch. Der Auftakt erinnert an Filme aus den späten Siebzigern und Achtzigern, als speziell Steven Spielberg mit „Unheimliche Begegnung der dritten Art“ und „E.T. – Der Außerirdische“ gezeigt hat, dass ein starker emotionaler Kern für eine gelungene Sci-Fi-Geschichte mindestens genauso wichtig ist wie spektakuläre Spezialeffekte. „The Adam Project“ kommt an diese Klassiker (natürlich) nicht heran – aber gerade wenn sich die beiden Adams erst einmal ganz in Ruhe beschnuppern, wirft die alles andere als originelle Altes-Ich-trifft-junges-Ich-Prämisse tatsächlich einige wirklich schöne, vielleicht sogar weise Dialoge ab.

    Der Höhepunkt des Films ist dann auch schon (zu) früh erreicht, wenn der erwachsene Adam in einer Bar auf seine Mutter trifft – und ihr als vermeintlich Fremder nach dem Unfalltod ihres Mannes neuen Mut zuspricht. Aber dann taucht Maya Sorian mit ihrem unsichtbaren Jet und einigen futuristischen Soldaten im Jahr 2022 auf – und „The Adam Project“ erinnert mit seinen eher billig anmutenden Action-Szenen (zur Höhe des Budgets ist bisher nichts durchgesickert) plötzlich eher an „Power Rangers“ statt an Steven Spielberg. Zumal die Motivation der Bösewichtin ebenso beliebig wie unterentwickelt bleibt – und der aus dem MCU bekannte Verjüngungseffekt dermaßen unnatürlich wirkt, dass die „junge“ Catherine Keener eher aussieht wie ein ganz fürchterlich gescheitertes Deep-Fake-Experiment. Zumindest hat die Doppelrolle so reichlich Meme-Potenzial.

    Ein frühes Highlight: Adam trifft seine trauernde Mutter.

    Warum genau sich Hollywood um das originale und später noch einige Male überarbeitete Skript von T.S. Nowlin (damals noch unter dem Titel „Our Name Is Adam“) gerissen hat, wird jedenfalls nicht wirklich klar. Clevere Zeitreise-Ideen gibt es ebenso wenig wie irgendwie aus dem Rahmen fallende Action-Szenarien. Stattdessen bleiben es weiterhin allein die ebenfalls großartigen Schauspielauftritte von Zoe Saldana („Avengers 4: Endgame“) und Mark Ruffalo („Spotlight“), die „The Adam Project“ zumindest immer wieder mal in die Spur bringen.

    Aber auch das hilft nicht darüber hinweg, dass sich das „große“ Finale in einer Forschungsanlage schließlich als dermaßen lieb- und ideenlos heruntergekurbelte 08/15-Sci-Fi-Action entpuppt, dass man sich schon fragt, wo all die Fantasie und Innovationsfreude geblieben ist, mit der Shawn Levy und Ryan Reynolds nur wenige Monate zuvor noch die fantastisch-abwechslungsreichen RPG-Eskapaden in „Free Guy“ auf die Leinwand gewuchtet haben…

    Fazit: Die Stars Walker Scobell, Ryan Reynolds, Mark RuffaloJennifer Garner und Zoe Saldana sorgen im Zusammenspiel für eine ganze Reihe wirklich berührender Szenen, die so viel besser sind als der generische Zeitreise-Plot und die mit teilweise auffällig veralteten Spezialeffekten umgesetzte Sci-Fi-Action drumherum.

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