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    Vier gegen die Bank
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,0
    lau
    Vier gegen die Bank
    Von Christoph Petersen

    Okay, sein vorheriger Film „Poseidon“ (von 2006) war ein allenfalls durchschnittlicher Katastrophen-Reißer und zudem auch noch ein ziemliches Box-Office-Debakel. Aber wenn „Das Boot“-Mastermind Wolfgang Petersen („Air Force One“, „Troja“) zum ersten Mal seit zehn Jahren einen Film realisiert und zum ersten Mal seit „Die unendliche Geschichte“ von 1984 in Deutschland dreht, dann ist das einfach ein Ereignis – zumal wenn mit Til Schweiger (mehr als sieben Millionen Zuschauer mit „Honig im Kopf“), Matthias Schweighöfer (fast 2,5 Millionen Besucher mit „Schlussmacher“), Michael Herbig (hält mit „Der Schuh des Manitu“ noch immer den Zuschauerrekord für einen deutschen Kinofilm) und Jan Josef Liefers (regelmäßige Traumquoten mit dem Münsteraner „Tatort“) gleich vier der aktuell größten Schauspielstars des Landes die Hauprollen übernehmen. Doch wenn dann nach eineinhalb Stunden der Abspann rollt, muss man ganz nüchtern feststellen – wie ein Ereignis hat sich das nun wirklich nicht angefühlt. Stattdessen entpuppt sich die Krimi-Komödie „Vier gegen die Bank“, ein Remake von Wolfgang Petersens eigenem TV-Film von 1976, als eher seichtes Ensemble-Lustspiel, bei dem sich kaum erschließt, warum der Regisseur ausgerechnet diesen Stoff nach 40 Jahren noch einmal aus der Schublade hervorgekramt hat.

    Peter (Jan Josef Liefers) war einmal einer der bekanntesten Seriendarsteller des Landes, aber inzwischen bekommt er nur noch Rollen in Studentenkurzfilmen, bei denen er mit 100 Euro pro Drehtag abgespeist wird – und so neigen sich langsam aber sicher auch seine finanziellen Reserven dem Ende zu. Chris (Til Schweiger) finanziert sich seinen Lebensunterhalt als Boxer und Trainer, dessen Schülerinnen auch deshalb zu ihm kommen, weil sie sich von ihm so gern an die Hüften (und den Hintern) fassen lassen. Allerdings erblindet der boxende Ladies Man langsam, weshalb er nun – wie einst Rocky - ein eigenes Gym eröffnen will. Max (Matthias Schweighöfer) hat die Nase gestrichen voll, dass er in seiner Werbeagentur bei Beförderungen immer übergangen wird – deshalb kündigt er vor der versammelten Belegschaft und droht seinen Bossen damit, eine eigene Konkurrenzagentur zu eröffnen. Bei seinen Zukunftsplänen hat das Trio die Rechnung jedoch ohne den Bankenchef Schumacher (Thomas Heinze) gemacht: Um seinen ungeliebten Angestellten Tobias (Michael Bully Herbig) endlich abservieren zu können, opfert der nämlich das gesamte Sparvermögen von Peter, Chris und Max. Aber das lassen die Geprellten nicht einfach so auf sich sitzen – und planen deshalb, sich ihr Geld gemeinsam mit Insider Tobias von der Bank zurückzuholen...

    Schon bei der Arbeit an der gleichnamigen TV-Version war Wolfang Petersens damalige Regieassistentin und heutige Ehefrau Maria der Meinung, dass der Stoff unbedingt auf die große Leinwand gehöre – aber nun wirkt schon der an „Mission: Impossible“ angelehnte Vorspann der Kinoneuverfilmung wie Hollywood light. Und auch anschließend kommt kaum Schwung in die Sache, selbst der zentrale Banküberfall verläuft seltsam unspektakulär – echte Krimispannung kommt in „Vier gegen die Bank“ nie auf. Das ließe sich verschmerzen, wenn der Film als reine Komödie funktionieren würde. Aber davon kann auch kaum die Rede sein. Hier wird es vielmehr nur dann richtig lustig, wenn sich das gut aufgelegte Hauptdarsteller-Quartett (verstärkt von „Man Of Steel“-Hollywoodexport Antje Traue als szenenstehlende Spezialermittlerin) über die selten knackigen, aber dafür umso öfter sexistischen Dialoge erhebt und sein eigenes Ding macht: Schweiger, Schweighöfer, Liefers und Herbig spielen allesamt überdrehte Vollgas-Karikaturen ihrer üblichen Leinwand-Persönlichkeiten – und das allein ist in den stärkeren Momenten des Films (etwa bei Herbigs zum Scheitern verurteiltem Flirtversuch mit einer Parkplatzwächterin) tatsächlich ziemlich amüsant.

    Aber das war's dann leider auch schon. Trotz anhalternder Auswüche auf dem Finanzmarkt verzichtet Wolgang Petersen auf jeden aktuellen Kommentar – statt gegen die perversen Geschäfte der Banken richtet sich hier alles nur gegen die Machenschaften eines einzelnen Geschäftsführers. Sowieso scheint „Vier gegen die Bank“ in einer merkwürdigen Zwischenwelt angesiedelt zu sein: Schon die Sprache ist so altbacken (speziell die Beleidigungen, die sich Chris und Max ständig an den Kopf schmeißen), dass die Komödie wie aus der Zeit gefallen wirkt – ohne dabei allerdings nostalgischen Charme zu entwickeln. Statt Seitenhieben auf die Finanzkrise gibt es jede Menge Anspielungen auf Hollywood – von den schon erwähnten „Mission: Impossible“-Titeln über ein „Jerry Maguire“-Zitat bis hin zur Traumfabrik-Karriere von Thomas Kretschmann („King Kong“). Was das alles soll, zumal sich „Vier gegen die Wand“ davon abgesehen so gar nicht als Popkultur-Film präsentiert, wird allerdings nie so recht klar. Vielleicht sehnt sich Wolfang Petersen einfach nach seinen Hollywooglanzzeiten zurück – wir tendieren nämlich auch dazu.

    Fazit: Wolfgang Petersens Comeback entpuppt sich als  dahinplätschernde Krimi-Komödie ohne durchdachten Plot. Auch schlagfertige Dialoge und satirische Spitzen fehlen, weshalb der Regisseur gut daran tut, sich vor allem auf seine gut aufgelegten Stars zu verlassen. Sie verhindern im Alleingang, dass es zu größeren Längen kommt und schleppen „Vier gegen die Bank“ zur zum Glück nur 96 Minuten entfernten Ziellinie.

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