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    "Oppenheimer" hat wirklich keine CGI-Effekte: Das steckt dahinter!
    Björn Becher
    Björn Becher
    -Mitglied der Chefredaktion
    Seit mehr als 20 Jahren schreibt Björn Becher über Filme und Serien. Hier bei FILMSTARTS.de kümmert er sich um "Star Wars" - aber auch um alles, was gerade im Kino auf der großen Leinwand läuft.

    Es schien im Vorfeld unglaublich, doch es ist wirklich so. Christopher Nolan hat „Oppenheimer“ ohne CGI-Effekte gedreht – was aber nicht heißt, dass nicht trotzdem Computer zum Einsatz kamen. Wir erklären euch, was es damit auf sich hat.

    Universal Pictures

    Wer von „Oppenheimer“ begeistert war, dürfte mit der seit heute verfügbaren Blu-ray viel Freude haben. Denn das spielfilmlange Making-Of „Die Geschichte unserer Zeit: Die Entstehung von Oppenheimer“ gewährt auf unterhaltsame wie informative Art und Weise Einblick hinter die Kulissen. Dabei geht es natürlich auch um die Arbeit an den Effekten für den Film – mit der Explosion einer Atombombe beim Trinity-Test als Höhepunkt.

    Es ist beeindruckend, wie Christopher Nolan, sein Visual-Effects-Supervisor Andrew Jackson, Special-Effects-Supervisor Scott Fisher und ihre Teams nicht nur diese Explosion, sondern auch viele andere visuelle Spielereien mit sehr praktischen Effekten erzeugt haben. In der Dokumentation sieht man sogar, wie Christopher Nolan persönlich einen glühenden Draht zwischen Hauptdarsteller Cillian Murphy und der Kamera kreisen lässt, um im finalen Bild so Visionen von Oppenheimer zu illustrieren.

    Natürlich geht es auch darum, dass „Oppenheimer“ auf CGI-Effekte verzichtet hat. Dies führte im Vorfeld zu dem Missverständnis, dass überhaupt keine Computer eingesetzt wurden, es gar keine VFX gibt. Das ist aber falsch. Wir wollen diesen Artikel daher nutzen, um euch ein wenig zu erklären, wie es wirklich abgelaufen ist und was die Unterschiede zwischen CGI und VFX sind.

    Kein CGI bei "Oppenheimer": Das bedeutet es!

    Ein Fakt ist: Alles, was ihr in „Oppenheimer“ auf der Leinwand im Kino oder nun zu Hause auf dem Bildschirm gesehen habt, wurde auch vor einer Kamera gefilmt. Das ist der CGI-Verzicht.

    Denn CGI bedeutet „computer-generated Images“. Das sind Bilder, die erst (meist nachträglich) am Computer erzeugt werden. Da wird Greenscreen dann mit einem Hintergrund gefüllt oder es entstehen Fabelwesen, die es in Wirklichkeit nicht gibt. Gerne wird CGI auch verwendet, um Gebäude zu erzeugen oder zu vergrößern. Man baut zum Beispiel nur den Stock bzw. den Gebäudebereich, welchen man für den Dreh am Set braucht. Am Computer entstehen dann noch weitere Stockwerke oder der restliche Straßenzug.

    Nur einen kleinen Teil des Sets bauen und den Rest aus dem Computer erzeugen, ist mittlerweile ein großer Anwendungsfall von CGI. Hier mal ein Beispiel aus Martin Scorseses „The Wolf Of Wall Street“:

    Brainstorm Digital / Universal Pictures
    Gedreht wurde im Studio, die finale Szene spielt am Wasser.

    All das fehlt in „Oppenheimer“. Alle Gebäude, die ihr im Film seht, wurden wirklich gebaut. Wenn Figuren vor der Kamera auftreten, waren sie auch vor Ort. Und wenn Dinge in die Luft fliegen, gab es auch wirklich eine Explosion. Und selbst beim Ausflug in die subatomare Welt hat man darauf verzichtet, diese Bilder am Computer zu erzeugen. Man hat einfach probiert, wie man sich schnell bewegende Kugeln erzeugen und dann filmen kann.

    Das sind VFX: Die gibt es mehrfach in "Oppenheimer"

    Trotzdem kamen natürlich bei der Arbeit an „Oppenheimer“ auch Computer zum Einsatz. Es gibt zahlreiche visuelle Effekte, sogenannte VFX, in „Oppenheimer“. So wurden zum Beispiel mit dem Computer Dinge aus dem Bild entfernt. „Oppenheimer“ ist ein Historienfilm, der zudem größtenteils nicht im abgeriegelten Studio gedreht wurde. Da landen schnell mal ein Flugzeug oder moderne Gebäude im Hintergrund auf dem Bild, die dann am Computer entfernt werden müssen.

    Zudem wurden Computer auch eingesetzt, um Bilder zu kombinieren, sie übereinanderzulegen. Ein Beispiel: Bei Oppenheimers Rede fangen für ihn die Wände an zu wackeln, was seine Stimmung und seine Gefühle in diesem Moment visualisiert. Dafür haben die Verantwortlichen die Wände abfotografiert, dann diese Fotos an die Wand projiziert, dabei mit dem Computer „die Fotografien wackeln lassen“, dies gefilmt und jene Aufnahmen schließlich wieder an die Wand projiziert, während die Szene mit Cillian Murphy gedreht wurde. So waren beim Dreh selbst bereits die wackelnden Wände im Bildhintergrund (ohne das wirklich das Set gewackelt hätte).

    Selten war Sound besser als in "Oppenheimer": Wir sprechen mit der Legende, die Christopher Nolans Filme so einzigartig klingen lässt.

    Gerade bei der Explosion der Atombombe wurde sehr viel mit dem Kombinieren von Bildern gearbeitet. Sehr viele Bilder kleinerer Explosionen wurden so zusammengefügt, um das am Ende die Illusion einer viel größeren zu erzeugen.

    Zum Ende kann man sich also für die ganze Diskussion merken: Alles, was ihr in „Oppenheimer“ seht, war auch durch die Linse einer Filmkamera zu sehen. Nichts ist erst nachträglich am Computer erzeugt worden (CGI). Trotzdem kamen Computer zum Einsatz – zum Beispiel um Dinge zu entfernen (VFX).

    Christopher Nolans CGI-Verzicht: Kein Dogma!

    Dass Christopher Nolan so konsequent auf CGI bei „Oppenheimer“ verzichtet, hat übrigens nicht damit zu tun, dass er Bilder aus dem Computer dogmatisch ablehnt. Er sieht diese als Handwerkszeug, welches man für bestimmte Zwecke einsetzen kann und auch muss.

    Wenn der Hulk bei Marvel über die Leinwand wütet oder Drache Smaug bei Peter Jackson durch Mittelerde zieht, wird das natürlich heutzutage via Computer erzeugt werden. Schließlich sieht es besser aus, als damals ein grün angemalter Lou Ferrigno oder ein Stop-Motion-Ungeheuer. Auch Christopher Nolan hat schon für viele Filme CGI benutzt – und nicht nur, weil es nicht anders ging, sondern weil er damit auch eine bestimmte Wirkung erzielen wollte.

    Falls euch mehr zu diesem Thema und die Sicht des Filmemachers interessiert, empfehlen wir euch unser ausführliches Interview mit Christopher Nolan. Darin erklärte er uns nämlich, warum zum Beispiel Two-Face in „The Dark Knight“ oder die Atombombenexplosion am Ende von „The Dark Knight Rises“ CGI waren, während er nun in „Oppenheimer“ darauf verzichtet. Und er macht auch deutlich, welche mittlerweile weit verbreitete Nutzung von Greenscreen und dann anschließenden Bildern aus dem Computer ihm ein Greuel ist.

    "Das ist Missbrauch der Kunst": Christopher Nolan erklärt uns, warum er bei "Oppenheimer" auf CGI verzichtet hat

    Am Wochenende folgt übrigens auch noch unser Interview mit Visual-Effects-Supervisor Andrew Jackson und Special-Effects-Supervisor Scott Fisher. Dort bekommt ihr noch mehr Einblick in die Entstehung von „Oppenheimer“.

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