
Lucasfilm und dessen Effekte-Abteilung Industrial Light & Magic, kurz ILM, sind bekannt dafür, dass sie Spezialeffekte und visuelle Effekte bei Blockbustern in den vergangenen Jahrzehnten immer weiter vorangetrieben haben. Besonders gut sehen lässt sich das natürlich beim „Star Wars“-Franchise, bei dessen Beginn 1977 noch jede Menge praktische Effekte eingesetzt wurden, während heute Serien wie „The Mandalorian“ vor gigantischen LED-Screens gedreht und verstorbene Stars wie Peter Cushing als Großmoff Tarkin in „Rogue One“ digital „wiedererweckt“ werden. Der Fortschritt ist stark in diesem Unternehmen.
Natürlich ist auch Artificial Intelligence (AI), also Künstliche Intelligenz, ein Thema, das die kreativen Köpfe bei Lucasfilm und ILM zunehmend beschäftigt. Schließlich ist es der neueste Technologie-Trend, Inhalte von solchen KIs generieren zu lassen, nachdem man sie vorher mit Daten gefüttert hat – so können zum Beispiel Texte, Bilder und auch Videos entstehen, die eben nicht von einem Menschen, sondern von einer Maschine gemacht wurden.
"Star Wars: Field Guide": (Nicht ganz so) neue Tiere auf einem fremden Planeten
Ein solches KI-generiertes Video hat ILM Senior Vice President Rob Bredow nun während eines TED Talk präsentiert, bei dem es um die Zukunft des Filmemachens und Innovation bei visuellen Effekten ging.
Künstliche Intelligenz leite dabei „eine neue Ära von Technologie ein“. Die Vision, die man bei ILM für KI-erstellte Inhalte habe, führte Bredow mit dem Kurzfilm „Star Wars: Field Guide“ vor – das Experiment sei kein fertiges Produkt und kein Teil des offiziellen „Star Wars“-Kanon, aber soll einen Vorgeschmack auf die mögliche visuelle Zukunft der Sci-Fi-Saga geben. Ansehen könnt ihr euch den Clip im folgenden Video etwa ab Minute 11:
„Star Wars: Field Guide“ sei von ILM-Künstler Landis Fields innerhalb von zwei Woche mit Hilfe von KI-Tools erstellt worden, so Rob Bredow. Unterlegt mit epischer Musik und am Ende mit einem Titel in der typischen „Star Wars“-Schriftart versehen, zeigt das Video einen Droiden, der auf einen Planeten namens Hal entsendet wurde, um die dortige Tierwelt in ihrer natürlichen Umgebung zu dokumentieren. Der Clip solle das Gefühl vermitteln, „einen brandneuen Star-Wars-Planeten“ zu erforschen.
Kritik in den Kommentaren: Langweilig und unecht
Doch das Ergebnis kommt bei der Fan-Gemeinde überhaupt nicht gut an, wird im Netz kontrovers diskutiert und vielfach als „unkreativ“ abgestraft. Der Haupt-Kritikpunkt: Statt komplett neue, frei erfundene Wesen zu zeigen, die sich nach „Star Wars“ anfühlen und nach etwas ganz und gar außerirdischen, werden hier einfach nur jeweils zwei real auf der Erde vorkommende Tiere durch die KI zusammengefügt.
Damit bekommt eine häufig vorkommende Kritik an KI neues Futter: Sie könne nicht kreativ etwas Neues erschaffen, sondern lediglich auf bereits Existierendes zurückgreifen. Hier einige Beispiele aus dem Clip:



Zudem werden die Bilder als generisch, als „fake“ anmutend kritisiert – ebenfalls ein Punkt, den viele generell an KI-generierten Inhalten bemängeln, bei einem fortschrittlichen Technologie-Unternehmen wie ILM aber bessere Ergebnisse erwartet hätten. Und so steckt die Kommentar-Sektion unter dem YouTube-Video entsprechend voller Häme – etwas, was leider oft eine komplett unangebrachte Unart ist, im Falle dieser tatsächlich ziemlich unkreativ daherkommenden ILM-Präsentation diesmal aber doch verständlich ist.
„Keine dieser Kreaturen sieht aus, als gehöre sie zu ‚Star Wars‘, heißt es in einem Kommentar, in einem anderen: „Sie zeigen uns eine Krokodil-Schildkröte und einen blauen Tiger und glauben, wir würden begeistert sein.“ Eine andere Stimme merkt an, dass es nicht beeindrucke, wenn das Ergebnis etwas sei, was ein 14-Jähriger auf seinem Smartphone machen könne.
Es sei auch absolut nichts Neues, heißt es an anderer Stelle, sondern „dieselbe Massenware, die wir schon seit Ewigkeiten zu sehen bekommen“, und wiederum an anderer: „hässlich und seelenlos.“ In einem Kommentar heißt es, die Präsentation fühle sich wie eine Parodie von Saturday Night Live an.
Angst um die kreative Zukunft des Filmemachens
Abgesehen von der Häme, die natürlich am besten nie unter die Gürtellinie gehen sollte, schließlich kommentiert man die Arbeit anderer Menschen, scheint in der Kommentar-Sektion aber vor allem auch die Angst durch, dass der Einsatz von Künstlicher Intelligenz bei Filmen die Kreativität zerstören werde. Wenn das die Zukunft von „Star Wars“ sei, sei das besorgniserregend – in vielen Kommentaren heißt es, man verstehe nicht, warum ILM sich entschieden habe, ein so schlechtes Beispiel für KI-Einsatz zu veröffentlichen. Dies schüre nur die Befürchtungen.
Bleibt zu hoffen, dass diese Demo-Version tatsächlich noch extrem experimentell ist und weit von dem entfernt, was die Pioniere von ILM im Ärmel haben, die uns bisher schließlich immer wieder mit neuen und kreativen Bilderwelten verzaubern und mit technologischem Fortschritt beeindrucken konnten. Gerade in Sachen Creature Design lässt sich die menschliche Fantasie aber (zum Glück) eben doch nicht so einfach ersetzen, wie „Star Wars: Field Guide“ zeigt.
Künstliche Intelligenz wird übrigens nicht nur bei der Erstellung von Bild und Text angewendet, sondern auch bei Sprache. Und so ist die verstorbene Schauspiel-Legende James Earl Jones aktuell zum Beispiel wieder als Darth Vader zu hören. Mehr darüber erfahrt ihr hier:
"Star Wars"-Legende Darth Vader kehrt mit der Stimme von James Earl Jones zurück: Das steckt dahinter