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    Drive Angry
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,5
    durchschnittlich
    Drive Angry
    Von Christoph Petersen

    Am Anfang von 3D ging es vornehmlich darum, die Zuschauer zu erschrecken oder ins Staunen zu versetzen, indem aus der Leinwand heraus plötzlich ein Hai oder eine Diskusscheibe auf sie zuflog. Das war dann mitunter näher an einem Jahrmarktgeschäft als an einem Kinofilm. Inzwischen ist es dank „Avatar - Aufbruch nach Pandora" und „Toy Story 3" längst einhellige Meinung, dass es besser ist, den Zuschauer in eine dreidimensionale Welt hineintauchen zu lassen, anstatt ihm aus dem Film heraus etwas entgegenzuschleudern. Aber manchmal geht man ja auch ins Kino, obwohl man eigentlich auf eine Rummelplatzattraktion scharf ist, man denke nur an die mit Spezialeffekten vollgestopften Sommerblockbuster. Das hat sich wohl auch Patrick Lussier („Dracula") gedacht, als er mit „My Bloody Valentine" den ersten in Real-3D gedrehten Horrorfilm ablieferte und darin den spitzhackeschwingenden Mörder auch gerne mal in Richtung Publikum ausholen ließ. Nun legt der Regisseur mit dem Nicolas-Cage-Rachefilm „Drive Angry" seine zweite 3D-Produktion nach – und auch, wenn der Fokus diesmal mehr auf Action als auf Horror liegt, ist der Einsatz der 3D-Technik eben nicht als stilistisches Element, sondern als reiner Fun-Faktor doch derselbe geblieben.

    Milton (Nicolas Cage) hält es nicht länger in der Hölle. Als der Sektenführer Jonah King (Billy Burke) seine Tochter ermordet und seine Enkelin entführt, kehrt der Ex-Kriminelle zurück, um seine Familie zu rächen und das wehrlose Baby aus den Fängen des Satanskults zu befreien. Unterstützung erfährt Milton von der schlagkräftigen Kellnerin Piper (Amber Heard), die ihm ihren Sportwagen überlässt, den sie sich zuvor von ihrem brutalen Loser-Freund (Todd Farmer) „ausgeliehen" hat. An die Fersen des unwahrscheinlichen Duos heftet sich dabei nicht nur die Polizei, sondern auch ein mysteriöser Killer (William Fichtner) mit offensichtlich übermenschlichen Fähigkeiten, der sich selbst nur „der Buchhalter" nennt...

    Dass Regisseur Patrick Lussier nicht vorhat, in „Drive Angry" irgendwelche Gefangenen zu machen, dürfte jedem Zuschauer spätestens nach der Eröffnungssequenz klar sein. Darin schießt Nicolas Cage („Duell der Magier", „Der letzte Tempelritter") einem Angreifer nicht nur mit einer Pumpgun den halben Arm ab, dieser fliegt – zumindest in der 3D-Version – auch noch dem Publikum mitten ins Gesicht (seine Freigabe ab 18 Jahren hat sich der Streifen also definitiv verdient). Später gibt es dann noch weitere Splatter-Einschübe, in denen die Schädel der Satansjünger mit Hacken und allerlei anderen zweckentfremdeten Utensilien ausgiebig und abwechslungsreich malträtiert werden.

    In der erinnerungswürdigsten Sequenz vögelt Milton gelangweilt eine wasserstoffblonde Salonbedienung mit Silikonbrüsten (Charlotte Ross) und hört auch dann nicht auf, als eine Gruppe Teufelsanbeter sein Hotelzimmer stürmt und eine wilde Schießerei beginnt. Zumindest für Fans trashiger Exploitation-Unterhaltung sind diese ebenso irrwitzigen wie brutal-blutigen Momente ein wahres Fest, die im Kino sicherlich den einen oder anderen Szenenapplaus ernten werden. Allerdings ist die handwerkliche Qualität des 3D etwas enttäuschend, gerade wenn man bedenkt, dass „Drive Angry" tatsächlich in 3D gedreht und nicht erst nachträglich konvertiert wurde. Im Vergleich zu „My Bloody Valentine", der immerhin schon drei Jahre alt ist (in Anbetracht des aktuell so rasanten technischen Fortschritts eine halbe Ewigkeit), sind zumindest keine merklichen Verbesserungen zu verzeichnen.

    Aber trotz der Schwächen im 3D-Bereich liegen die eigentlichen Probleme von „Drive Angry" viel eher in den Szenen, in denen nicht gemetzelt wird. Denn wenn das Blut nicht fließt, dann bewegt sich auch der Plot nicht wirklich von der Stelle. Das hat vor allem etwas mit der Anlage der Figuren zu tun, die zwar in den Actionszenen cool ihre Oneliner raushauen, aber darüber hinaus beim Zuschauer Null Interesse für sich wecken. Nicolas Cage etwa ist dermaßen cool, dass er selbst dann kaum eine Mine verzieht, wenn ihm jemand eine Kugel direkt durchs Auge jagt. Der ungeheure Schmerz, den er bei der Ermordung seiner Tochter gefühlt haben will, bleibt hingegen pure Behauptung. Noch weniger her gibt die Rolle von Amber Heard („All the Boys Love Mandy Lane", „The Stepfather"), deren schlagkräftige Kellnerin offenbar nur in den Plot eingefügt wurde, um dem männlichen Zielpublikum des Films noch ein wenig sexy Eye Candy präsentieren zu können. Was Piper eigentlich will und warum sie mit Milton mitgeht, bleibt völlig unklar. Wirklich überzeugend ist allein William Fichtner („The Dark Knight") als „Buchhalter", der mit seiner Silbermünze mehr Schaden anrichtet als manch anderer mit einem kompletten Waffenarsenal.

    Fazit: Die brachial-blutigen Actionszenen machen gerade in 3D mächtig Laune, aber dazwischen herrscht einfach zu viel Leerlauf, als dass „Drive Angry" in die Regionen von Robert Rodriguez' kultigen Exploitation-Revivals „Planet Terror" und „Machete" vorstoßen könnte.

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