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    Die FILMSTARTS-Meinung: Warum floppen eigentlich aktuell so viele Blockbuster?

    Für 2017 wird mit Blockbuster-Starts wie „Fast & Furious 8“, „Ich – Einfach unverbesserlich 3“ und „Star Wars 8“ zwar schon jetzt ein Mega-Rekordjahr prognostiziert, aber aktuell floppt ein Blockbuster nach dem anderen. Woran liegt das eigentlich?

    Paramount / Disney / Sony

    Anfang 2016 erschien im US-Branchenblatt The Hollywood Reporter ein Hintergrundartikel zum voraussichtlich extrem profitablen Kinorekordjahr 2017, in dem prognostiziert wird, dass dank solch vielversprechender Blockbuster-Fortsetzungen wie „Fast & Furious 8“, „Ich – Einfach unverbesserlich 3“ und natürlich „Star Wars 8“ wohl im kommenden Jahr eine ganze Reihe von Kassenrekorden purzeln werden.

    Auch das Kinojahr 2015 war ziemlich gut – gleich fünf Filme überschritten weltweit die Milliarden-Dollar-Grenze („Star Wars 7“ spielte sogar mehr als zwei Milliarden ein!) und am weltweiten Box Office kamen insgesamt knapp 40 Milliarden Dollar zusammen – ein neuer Rekord, der aber 2017 laut den Experten noch einmal locker getoppt werden sollte.

    Dass es 2016 hingegen ein wenig ruhiger zugehen würde, war beim Blick auf das Line-up der Kinostarts jedem klar – aber dass es gleich so ruhig werden würde, damit hatten vermutlich nur die wenigsten gerechnet. Nur zwei Blockbuster („Zoomania“ und „The First Avenger: Civil War“) haben bisher die Milliarden-Marke überschritten und gefühlt jagt in diesem Kinosommer ein Flop den nächsten. Aber was sind die Gründe für das missglückte Blockbuster-Jahr 2016?

    Paramount Pictures

    Franchise-Müdigkeit

    Egal ob Remakes, Reboots oder Sequels – 2016 war bisher wenig rosig für Studios (mit Ausnahme von Disney), die mit ihren Franchise-Filmen auf sichere Gewinne gehofft hatten. Aber dass nun plötzlich selbst solch einstmals erfolgreiche Marken wie „Teenage Mutant Ninja Turtles“, „Alice im Wunderland“ oder „Ice Age“ zum Teil sehr deutlich hinter den Erwartungen und Einspielergebnissen der Vorgänger zurückbleiben, scheint ein sicheres Zeichen dafür zu sein, dass sich beim Publikum eine gewisse Franchise-Müdigkeit einstellt – das Ausbleiben der Kinogänger ist da fast so etwas wie ein stiller Boykott.

    Hielten sich Fortsetzungen und Originalstoffe früher noch die Waage, findet sich nun zwischen den Marken-Erweiterungen kaum noch mal etwas wirklich Neues – ganz nach dem Motto: Franchise is the New Normal!

    Walt Disney Germany

    Und das hat auch für das Marketing gewichtige Folgen: Wo früher noch die Regel galt, dass Kinogänger, die das Original mochten, sich auch das Sequel anschauen werden, muss das Publikum heute bei jedem einzelnen Teil neu überzeugt werden, dass sich der Kinobesuch auch wirklich lohnt. Diesen Paradigmenwechsel haben viele der Studios bisher allerdings verschlafen – welchen Grund gab es etwa, sich „Alice im Wunderland 2: Hinter den Spiegeln“ oder „Teenage Mutant Ninja Turtles 2: Out Of The Shadows“ anzuschauen, außer einfach noch mehr vom selben serviert zu bekommen?

    Wie es besser (und vor allem profitabler) geht, zeigt zum Beispiel immer wieder Marvel, bei deren Comicverfilmungen praktisch jeder Superheld des Marvel Cinematic Universe ein frisches Genre anschneidet. Ein anderes positives Beispiel war zuletzt George Millers experimentelles Action-Sequel-Meisterwerk „Mad Max: Fury Road“, mit dem Warner Bros. vergangenes Jahr großen Mut bewies und dafür nicht nur mit großartigen Kritiken und mehreren Oscars, sondern auch mit einem Einspielergebnis oberhalb der Erwartungen belohnt wurde.

    Warner Bos.

    Schlechte Filme

    Negative Kritiken bedeuten nicht zwingend einen Misserfolg – Michael Bays ab dem zweiten Teil harsch verrissene „Transformers“-Reihe beweist das jedes Mal wieder. Trotzdem gibt es Filme, bei denen die Lust des Publikums nach den Besprechungen noch einmal deutlich nach unten ging, so etwa bei gefloppten Produktionen wie „Gods Of Egypt“, „The Huntsman & The Ice Queen“ oder aktuell „Ben-Hur“. Zudem bedeuten überwiegend miese Kritiken oft auch ganz einfach, dass der Film tatsächlich nicht gut ist – und das schlägt sich eben auch in mieser Mundpropaganda wieder, die dann noch einen viel stärkeren Effekt auf die Besucherzahlen hat. Denn ein starkes Startwochenende für einen Film ist zwar schön und gut, aber wenn die Kinogänger anschließend all ihren Freunden und Kollegen erzählen, dass sich der Besuch nicht lohnt, steht schnell die Langlebigkeit eines potentiellen Kinokassenhits auf dem Spiel.

    Davon betroffen waren 2016 insbesondere die beiden Warner-Produktionen „Batman V Superman: Dawn Of Justice“ und „Suicide Squad“, die an ihren US-Startwochenenden mit Umsätzen von weit mehr als 100 Millionen Dollar zwar ungemein erfolgreich anliefen, aber dann schnell einbrachen (am zweiten Wochenende fiel das Einspielergebnis von „Batman V Superman“ um 68 Prozent und das von „Suicide Squad“ um 67 Prozent).

    Um einen Vergleich zu ziehen: Deutlich besser erging es 2015 beispielsweise langlebigen Publikumslieblingen wie „Mission: Impossible – Rogue Nation“ oder „Der Marsianer – Rettet Mark Watney“ – das Einspielergebnis von „Mission: Impossible 5“ sank am zweiten Wochenende um lediglich 48 Prozent, während das vom Kinokassen-Dauerbrenner „Der Marsianer“ gerade mal um 32 Prozent sank.

    Legendary Pictures

    In den USA war einer der ganz großen Verlierer von 2016 „Warcraft: The Beginning“, der angesichts seines Budgets von 160 Millionen Dollar massig Kinobesucher nötig gehabt hätte. Doch speziell von der englischsprachigen Kritik wurde die Videospielverfilmung fast einhellig negativ bewertet, was auch zum Floppen des Films an den US-Kassen beigetragen haben dürfte: Nachdem am ersten Wochenende zumindest noch die Gamer in die Säle strömten, brach das Fantasy-Abenteuer von Duncan Jones am zweiten Wochenende um historisch schlechte 70% ein! Der Teil des Publikums, der mit dem Spiel selbst nichts am Hut hat, nahm den Film also praktisch kaum zur Kenntnis und wurde dann auch noch durch schlechte Mundpropaganda zusätzlich abgeschreckt. Selbst der durchschlagende Erfolg am chinesischen Box Office konnte den avisierten Franchise-Starter so am Ende (wahrscheinlich) nicht retten.

    Sony Pictures

    Zu hohe Produktionskosten

    Aber es gibt nicht nur Filme, die an den Kinokassen geradeheraus abgesoffen sind. Es gibt auch solche, die für ihre Verhältnisse eigentlich ganz passabel bis gut gelaufen sind, aber einfach so teuer waren, dass sie nie eine echte Chance hatten. So hat Paul Feigs „Ghostbusters“-Reboot bisher weltweit 208 Millionen Dollar eingespielt, was zwar alles andere als überragend ist, aber ungefähr auf einer Linie mit seinen bisherigen Frauenpower-Komödien „Brautalarm“, „Taffe Mädels“ und „Spy – Susan Cooper undercover“. Allerdings beliefen sich die Produktionskosten dieser drei Filme im Rahmen zwischen 32 bis 65 Millionen Dollar, was sie zu Hits machte – während „Ghostbusters“ mit seinem Budget von fast 150 Millionen Dollar sehr viel mehr hätte einspielen müssen.

    Vor dem Kinostart von „Ghostbusters“ prognostizierten Sony-Sprecher, dass der Film mindestens 300 Millionen Dollar weltweit einspielen müsse, um seine Kosten inklusive des Marketings zu decken. Paul Feig selbst ging in einem Statement noch weiter: „Ein Film wie dieser muss wenigstens 500 Millionen Dollar weltweit machen und das wäre wohl noch wenig.“ Das Branchenmagazin Variety geht davon aus, dass angesichts der enttäuschenden Zahlen an den Kinokassen Sony mit Verlusten von um die 50 Millionen Dollar zu rechnen habe, während Insider des Produktionsstudios von einem Verlust von lediglich 25 Millionen Dollar sprechen. Aber das ist ja nun gehüpft wie gesprungen: Eigentlich fest eingeplante „Ghostbusters“-Sequels und Spin-offs haben es jetzt natürlich doppelt schwer.

    Warner Bros.

    Ein weiteres Beispiel ist der 180 Millionen Dollar teure „Legend Of Tarzan“, denn der Abenteuer-Blockbuster ist mit seinem bisherigen Umsatz von weltweit mehr als 350 Millionen Dollar zwar deutlich hinter den Erwartungen von Warner geblieben, hat dabei aber viel mehr eingespielt, als wir ihm zugetraut hätten. 350 Millionen müssen für eine „Tarzan“-Neuauflage, auf die im Jahr 2016 ganz sicher kaum jemand ernsthaft gewartet hat, einfach reichen – und das hätten sie auch, wenn man das Budget ganz einfach auf etwa 100 Millionen gedrosselt hätte (was beispielsweise etwa dem von Ridley Scotts Box-Office-Hit „Der Marsianer“ entspricht).

    20th Century Fox

    Das Aus für den Blockbuster-Sommer?

    Der Sommer ist traditionell die Hochzeit für Blockbuster-Starts, denn zu dieser Zeit gehen einfach die meisten Leute (zumindest in den USA) ins Kino. Aber das Kinojahr 2016 zeigt auch, dass das Maß irgendwann einfach voll ist – so hat in der Masse an Großproduktionen selbst klassisches Blockbuster-Material wie „Independence Day 2: Wiederkehr“ oder eben „Ghostbusters“ praktisch von Beginn an kein Licht an den US-Kinokassen gesehen.

    Überraschend gut schneiden dafür immer öfter Filme ab, die in traditionell eher als unattraktiv geltenden Monaten starten. Das beste Beispiel dafür war 2016 die Fox-Produktion „Deadpool“, die im Februar an den Start ging und sich dann mangels Konkurrenz wochenlang auf den oberen Plätzen der Box-Office-Charts halten konnte (inzwischen ist „Deadpool“ der weltweit erfolgreichste Film mit einem R-Rating überhaupt). Dank Erfolgen wie diesem wird das bisher verlässliche Prinzip des profitablen Blockbuster-Sommers immer mehr in Frage gestellt – offenbar sollten die Studios nicht bei den Inhalten ihrer Filme, sondern auch bei deren Terminierung einfach mehr Flexibilität und Mut beweisen.

    Walt Disney Germany

    Die Zukunft des Blockbuster-Kinos

    Dass den Hollywood-Studios (außer eben Disney) der Arsch noch nicht endgültig auf Grundeis geht, liegt natürlich auch daran, dass alle wissen, dass es 2017 alleine schon durch das hochkarätigere Line-up an Kinostarts wieder bergauf gehen wird. Aber sich auf dieser Gewissheit auszuruhen, wäre dennoch ein großer Fehler – denn auf Dauer wird es ganz sicher nicht genauso weitergehen können wie bisher. So gesehen ist das Kinojahr 2016 eine zwar bittere, aber vielleicht auch notwendige Lehre für die Studiogiganten: Kinogänger begnügen sich nicht länger nur noch mit immer gleichgearteten Franchise-Produktionen von der Stange. Also wollen wir hoffen, dass das angepeilte Kino-Megajahr 2017 nicht nur noch gigantischere, sondern auch abwechslungsreichere Blockbuster bringen wird.

    P.S.: Alle reden immer vom Kino-Flopjahr 2016 – aber stimmt das eigentlich? Wir haben das mal am Beispiel des Sommers Blockbuster für Blockbuster ausgewertet:

    Der große Kinosommer-CHECK: Welche Blockbuster sind gefloppt, welche waren ein Erfolg?

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