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    Unvorstellbar: Hätte Quentin Tarantino beinahe die Regie von "Der Herr der Ringe" übernommen?!
    Michael Bendix
    Michael Bendix
    -Redakteur
    Schaut pro Jahr mehrere hundert Filme und bricht niemals einen ab. Liebt das Kino in seiner Gesamtheit: von Action bis Musical, von Horror bis Komödie, vom alten Hollywood bis zum jüngsten "Mission: Impossible"-Blockbuster.

    „Der Herr der Ringe“ von Quentin Tarantino? Ein nahezu unvorstellbares Szenario. Doch es gibt Hinweise darauf, dass der „Pulp Fiction“-Schöpfer kurzzeitig tatsächlich als Regisseur für das Fantasy-Epos im Gespräch war...

    Die „Der Herr der Ringe“-Trilogie von Peter Jackson ist einer der ganz großen Meilensteine des Fantasy-Kinos. Doch bis die gigantische Leinwand-Adaption der eigentlich als unverfilmbar geltenden Romane von J.R.R. Tolkien tatsächlich realisiert werden konnte, war es ein langer und beschwerlicher Weg. Eher wenig bekannt ist die Tatsache, dass zwischendurch auch Tarantinos Name fiel, als es um den Regieposten für das Fantasy-Epos ging...

    Bereits Mitte der 90er Jahre äußerte Jackson zum ersten Mal den Wunsch, Tolkiens Fantasy-Welten filmisch umzusetzen – kurz nach seinem Hollywood-Durchbruch mit dem bildgewaltigen Drama „Heavenly Creatures“, das von Miramax Films vertrieben wurde.

    Mit der damals unter der Leitung von Bob und Harvey Weinstein stehenden Produktionsfirma hatte der neuseeländische Regisseur auch einen Vertrag für sein nächstes Projekt abgeschlossen, und tatsächlich ließ sich das damalige Indie-Studio auf Jacksons „Herr der Ringe“-Pläne ein – allerdings nur unter ganz bestimmten Bedingungen...

    Peter Jackson wollte hinschmeißen – dann drohte Harvey Weinstein mit Tarantino...

    Zunächst war als Auftakt ein einzelner „Der Hobbit“-Film geplant (die „Hobbit“-Bücher verfilmte Jackson dann bekanntlich neun Jahre nach Abschluss der „Herr der Ringe“-Trilogie), gefolgt von zwei Filmen, die alle drei Tolkien-Romane abdecken sollten. Nachdem der „Hobbit“-Film schon im Entwicklungsstadium scheiterte, blieben die beiden Ringe-Filme übrig, deren geschätztes Budget aber immer weiter in die Höhe schoss – obwohl 75 Millionen Dollar veranschlagt waren, wurden die Kosten bald auf 135 Millionen geschätzt, weshalb Weinstein seine Auflagen noch verschärfte:

    Jackson sollte die gesamte „Der Herr der Ringe“-Geschichte nun nicht in zwei Teilen erzählen, sondern einen einzigen (!) Film daraus machen, dessen Laufzeit zudem auf etwa zwei Stunden gedeckelt war – ein nahezu unmögliches Unterfangen.

    Der „King Kong“-Regisseur ließ verlauten, dass er die Mammutaufgabe unter diesen enormen Einschränkungen auf keinen Fall bewältigen könnte – was Weinstein laut Jacksons Agent Ken Kamins zu einem ziemlich absurden Ultimatum veranlasste. Im Buch „Anything You Can Imagine: Peter Jackson And The Making Of Middle-Earth“ zitiert Kamins den ehemaligen Filmproduzenten, der seit 2020 als verurteilter Sexualstraftäter im Gefängnis sitzt, wie folgt: „Entweder ihr macht das oder ihr macht es nicht. Ihr seid raus. Quentin Tarantino ist bereit, die Regie zu übernehmen.“

    Miramax hatte sowohl „Reservoir Dogs“ als auch „Pulp Fiction“ vertrieben, und bis einschließlich „The Hateful 8“ verband Weinstein und Tarantino eine langjährige Partnerschaft. Der „Kill Bill“-Schöpfer war schon Mitte der 90er Jahre ein Star-Regisseur, obwohl er zu diesem Zeitpunkt gerade mal zwei Langfilme vorweisen konnte – doch nachdem „Pulp Fiction“ am Box Office einschlug wie eine Bombe und mit Preisen überhäuft wurde, hätte Tarantino wohl nahezu alles drehen können.

    Aber auch „Der Herr der Ringe“? Ausschweifendes Fantasy-Kino in einem mittelalterähnlichen Setting kann man sich von dem 60-Jährigen, dessen Filme für geschliffene Dialoge, Gewalt, Popkultur-Zitate und unkonventionelle Erzählweisen bekannt sind, in der Tat eher schwer vorstellen…

    Ausgerechnet ein Disney-Film hat Quentin Tarantino zu einer der berühmtesten Szenen in "Pulp Fiction" inspiriert!

    … und bis heute ist unklar, ob Weinsteins Tarantino-Drohung nur ein Einschüchterungsversuch war, um Jackson umzustimmen – oder ob es tatsächlich Gespräche mit dem „Django Unchained“-Regisseur gab. Tarantino selbst hat sich zu dem Sachverhalt jedenfalls nie öffentlich geäußert. Andere Gerüchte besagen, dass kurzzeitig John Madden ein Alternativ-Kandidat für die „Herr der Ringe“-Regie war, der Miramax mit dem mehrfach oscarprämierten „Shakespeare In Love“ (1998) einen riesigen Überraschungshit beschert hat.

    Madden wäre mit seiner Vorliebe für romantische und historische Stoffe jedenfalls die naheliegendere Wahl gewesen, wobei auch Jackson damals wohl kaum jemand zugetraut hätte, einen epischen Stoff wie „Der Herr der Ringe“ zu schultern.

    Schließlich war der 61-Jährige vor „Heavenly Creatures“ für ultrablutige Low-Budget-Splatterfilme wie „Bad Taste“ oder „Braindead“ bekannt, und in „Meet The Feebles“ ließ er an die Muppets angelehnte Handpuppen fluchen, Sex haben, Drogen konsumieren und Morde begehen. Mit seinen Anfängen im Hinterkopf war also auch in Jacksons Fall alles andere als klar, dass er mal zum Schöpfer der vielleicht größten Fantasy-Blockbuster aller Zeiten werden würde...

    Nachdem Jackson und Miramax sich endgültig entzweiten, drehte er zunächst noch für Universal den Horrorfilm „The Frighteners“ (mit Michael J. Fox in der Hauptrolle) und fand in der Filmproduktionsfirma New Line Cinema bald einen neuen Abnehmer für die „Herr der Ringe“-Filme. New Line stimmte zu, dass Jackson aus den drei Bänden auch drei Filme sollte. Der Rest ist Geschichte: Jacksons Mittelerde-Trilogie entwickelte sich zum immensen Kassenerfolg, und „Der Herr der Ringe 3: Die Rückkehr des Königs“ räumte bei der Oscar-Verleihung 2004 sämtliche Preise ab, für die er nominiert war.

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