Die wenigsten Filmfans würden Jack Nicholson wohl mit schlechten Filmen oder gar schlechten darstellerischen Leistungen in Verbindung bringen. Schließlich hat der mittlerweile 88-jährige Schauspiel-Titan aus guten Gründen drei (!) Oscars gewonnen (für „Einer flog über das Kuckucksnest“, „Zeit der Zärtlichkeit“ und „Besser geht’s nicht“), während er mit insgesamt zwölf Nominierungen derzeit den Rekord unter den männlichen Hollywood-Stars hält. Auch seine Performances in Filmen wie „Chinatown“, „Shining“, „Die Hexen von Eastwick“ oder „Eine Frage der Ehre“ sind schlichtweg unvergesslich.
Doch selbst ein Gigant wie Jack Nicholson hat mal klein angefangen. Im Jahr 1958 begegnete er während eines Botenjungen-Jobs für die Produktionsgesellschaft MGM dem legendären B-Movie-Produzenten Roger Corman, der das Talent des späteren Joker-Darstellers sofort erkannte – und ihm seine ersten Rollen verschaffte (über seine allererste haben wir bereits in einem anderen Artikel berichtet).
In den 1960er-Jahren übernahm der Mann mit dem diabolischen Grinsen so mal kleine, mal größere Parts in kostengünstig produzierten Filmen wechselnder Qualität, darunter den von Corman selbst inszenierten Gruslern „Kleiner Laden voller Schrecken“ und „Der Rabe - Duell der Zauberer“. Einen Sonderstatus nimmt dabei „The Terror - Schloss des Schreckens“ ein, bei dem Corman ebenfalls Platz auf dem Regiestuhl nehmen sollte, aus Zeitgründen aber nur sporadisch am Set anwesend sein konnte.

Aus diesem Grund sprangen verschiedene Kollegen für ihn ein – darunter der spätere „Der Pate“-Schöpfer Francis Ford Coppola, Exploitation-Ikone Jack Hill sowie Monte Hellman, der für den Western „Das Schießen“ ebenfalls mit Nicholson gemeinsame Sache machte. Apropos: Selbst der „Departed“-Mime wechselte für einen Tag hinter die Kamera. „Roger, jeder verdammte Idiot in Hollywood hat bei diesem Film Regie geführt, lass mich bitte den letzten Tag übernehmen“, wurde Nicholson von Corman in einem Interview mit Die Zeit zitiert.
Nicholson spielt in dem Horrorfilm den französischen Offizier André Duvalier, der einer geheimnisvollen Frau (Sandra Knight) zu einem abgelegenen Schloss folgt und dort auf den unheimlichen Baron Von Leppe (Boris Karloff) trifft. Wie bei vielen seiner übrigen Regiearbeiten hat sich Corman auch für „The Terror“ von Motiven aus dem Werk von Edgar Allan Poe inspirieren lassen. Doch die chaotischen Entstehungsumstände hinterließen ihre Spuren, und das Ergebnis wirkte unentschlossen und zerfasert. Trotz seines Regie-Einsatzes distanzierte sich Nicholson später von dem Film.
Jack Nicholson war "The Terror" später peinlich
Im Buch „Jack Nicholson: The Early Years*“ gibt der „Die Wutprobe“-Star zu Protokoll (via Far Out Magazine): „‚The Terror‘ ist mir so peinlich wie kaum etwas anderes. [...] Ich war an einigen der verrücktesten, grauenhaftesten Projekte beteiligt, die man sich vorstellen kann – aber habe sie alle überlebt. Viele Leute machen solche Filme, aber die sind oft so schlecht, dass sie danach nirgendwo mehr Arbeit finden.“
Diesem Schicksal ist Nicholson bekanntlich entgangen – im Jahr 1969 gelang ihm mit „Easy Rider“ der lang ersehnte und oscarnominierte Durchbruch. Doch natürlich hat der in New Jersey geborene Schauspieler auch danach nicht nur in Meilensteinen mitgespielt. Für einen historischen Thriller aus dem Jahr 1992 wurde er sogar für den Negativpreis Goldene Himbeere nominiert! Trotzdem hält Nicholson ausgerechnet diesen Film für „das Beste, was ich je gemacht habe.“ Mehr dazu erfahrt ihr im nachfolgenden Artikel:
Weder "Shining" noch "Einer flog über das Kuckucksnest": Jack Nicholson verrät seine absolute Lieblingsrolle*Bei dem Link zum Angebot von Amazon handelt es sich um einen sogenannten Affiliate-Link. Bei einem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Provision.