Er ist Schauspieler, Produzent, Regisseur, Autor und sogar Modedesigner. Being John Malkovich bedeutet, ein Multitalent zu sein, denn es scheint kaum etwas zu geben, was er nicht kann. Längst gilt Malkovich als einer der vielseitigsten Charakterdarsteller in Hollywood, aber auch im anspruchsvollen Indepedentkino und in europäischen Prestige-Produktionen fühlt er sich zu Hause. Egal ob als abgründiger Psychopath oder als zwielichtiger Verführer, als waschechter Bösewicht oder als zynisch-intellektueller Snob: Für Malkovich scheint es keine Rolle zu geben, die er nicht faszinierend und mit einer besonderen Aura an den Zuschauer herantragen kann. Das liegt neben seiner erstaunlichen Präsenz wohl nicht zuletzt an der Undurchschaubarkeit des gebürtigen Amerikaners mit kroatisch-schottischen Wurzeln. Kein Wunder also, dass der überirdisch wirkende Malkovich in der Werbung den Kaffee-Gott für George Clooney gibt und ein berühmtes filmisches Experiment aus dem Versuch besteht, einen Blick in das Gehirn dieser vielseitigen Persönlichkeit zu werfen.
Als Handlungsreisender rasant zum schnellen Erfolg
John Gavin Malkovich wurde am 9. Dezember 1953 in Christopher, Illinois geboren. Bereits in seiner Jugend kam er mit der Schauspielerei in Berührung, spielte in Schulaufführungen mit und nahm an Schauspielkursen teil. Nach der High School begann er zunächst ein Biologiestudium, bevor er an die Illinois State University wechselte, um Theater und Schauspiel zu studieren. 1976 gründete er mit Schauspielkollegen wie Joan Allen und Glenne Headly die Steppenwolf Theatre Company in Chicago. Auf seinen Umzug nach New York folgten kleineren TV-Rollen, vor allem aber war Malkovich in zahlreichen Theaterstücken zu sehen. Insbesondere sein Broadway-Auftritt als Biff Loman neben Dustin Hoffman in „Tod eines Handlungsreisenden“ machte ihn schließlich auch für größere Filmrollen interessant. Ein Jahr später adaptierte Regisseur Volker Schlöndorff Arthur Millers Theaterstück für einen gleichnamigen Fernsehfilm und Malkovich erhielt auf Anhieb einen Emmy. Noch im Jahr zuvor verkörperte er den erblindeten Kriegsheimkehrer Mr. Will in dem romantischen Gesellschaftsdrama „Ein Platz im Herzen“ mit Sally Field. Der Film erhielt mehrere Oscars und brachte Malkovich seine erste Nominierung als Bester Nebendarsteller ein.
Vielseitiges Können und allgemeine Anerkennung
In dem aufwändigen Fernost-Historiendrama „Das Reich der Sonne“ überzeugte John Malkovich 1987 als zynischer Sonderling Bassie unter der Regie von Steven Spielberg, bevor ihm ein Jahr später der internationale Durchbruch gelang. Als intriganter Verführer Valmont in der vorrevolutionären französischen Adelsgesellschaft wurde er in der Literaturverfilmung „Gefährliche Liebschaften“ neben Glenn Close und Michelle Pfeiffer zum Weltstar. Danach arbeitete Malkovich unter anderem mit Bernardo Bertolucci („Der Himmel über der Wüste“) und Woody Allen („Schatten und Nebel“) zusammen, beeindruckte als Lennie in der Steinbeck-Neuverfilmung „Von Mäusen und Menschen“ von und mit Gary Sinise, ehe er 1993 in dem Thriller „In the Line of Fire“ versuchte als psychopathischer Gegenspieler von Clint Eastwood einen Präsidentenmord zu verüben. Für diese Bravourleistung des abgefeimt Bösen erhielt er seine zweite Oscar-Nominierung. Publikumserfolge feiert er anschließend als skrupelloser Fiesling Cyrus „The Virus“ Grissom im Actionkracher „Con Air“ neben Nicolas Cage oder als Musketier Athos in "Der Mann mit der eisernen Maske". Trotz des internationalen Erfolgs spielte Malkovich neben massenwirksamen Hollywoodrollen weiterhin auch Anspruchsvolles, vor allem in europäischen Produktionen abseits des Mainstreams. So war er in dem deutsch-italiensch-französischem Episodenfilm „Jenseits der Wolken“ unter der Regie von Michelangelo Antonioni und Wim Wenders sowie in Jane Campions britischer Romanverfilmung „Das Porträt einer Lady“ mit Nicole Kidman zu sehen.
Malkovich kann alles spielen, sogar sich selbst
Independent-Regisseur Spike Jonze und Drehbuchautor Charlie Kaufman setzten John Malkovich 1999 ein skurriles Filmdenkmal. In der ungewöhnlichen Tragikomödie „Being John Malkovich“ verirrte sich neben John Cusack als erfolgloser Puppenspieler Craig Schwartz auch noch eine ganze Schar anderer Leute in den Kopf des bewunderten Mimen. Malkovich machte amüsierte Miene zum ungewöhnlichen Spiel und trat als eine Version seiner selbst höchstpersönlich auf. Nach der Jahrtausendwende arbeitete er dann auch hinter der Kamera, so etwa als Regisseur des Polit-Dramas „Der Obrist und die Tänzerin“ und als (Co-)Produzent von Independentfilmen wie „The Libertine“ oder „Juno“. Als Schauspieler zeigte er zudem weiterhin, dass er nahezu jeder Anforderung gewachsen ist. Im Fantasy-Spektakel „Eragon - Das Vermächtnis der Drachenreiter“ mimte er einmal mehr einen überzeugenden Bösewicht, in der publikumswirksamen Agentenklamotte „Johnny English“ bewies er als Gegenspieler von „Mr. Bean“-Darsteller Rowan Atkinson Selbstironie und in der Satire „Burn After Reading“ von Joel und Ethan Coen zog er als cholerischer, blasierter Egomane mit unerschöpflichem Schimpfwortrepertoire eine unvergleichliche Show ab. Durch Auftritte in Spike Jonzes Tragikomödie „Adaption“, im viel gelobten Gesellschaftdrama „Schande“ und in Clint Eastwoods Psychothriller „Der fremde Sohn“ stellte er zudem regelmäßig sein Können und seine Vielseitigkeit als Charakterdarsteller unter Beweis.
2011 wird John Malkovich in der Hit-Franchise „Transformers: Dark of the Moon“ unter der Regie von Michael Bay zu sehen sein, darüber hinaus produziert er Jason Reitmans neue Tragikomödie „Young Adult“.